Markus Krebs über sich als Fußballfan: "Mein Stadionverbot war Blödsinn“

Wie bekommt man eigentlich als 16-Jähriger Hausverbot in einem Duisburger Krankenhaus, Herr Krebs? Markus Krebs: Man denkt immer, die Geschichte wäre erstunken und erlogen. Ich bin Duisburg-Neudorfer, dort ist auch der Zoo. Eines Abends, als er bereits geschlossen war, sind wir reingegangen. Die Tiger waren in Käfigen untergebracht, an die man herangehen konnte. Ein Freund von mir meinte, er müsse dem Tier über die Pfote streicheln, die draußen hing. Der Tiger hat ihm eine gescheppert, so dass der halbe Finger auf halb neun hing. Ich habe nur gedacht: Der könnte ja krank sein oder Tetanus haben – und das im Krankenhaus erzählt. Vom Tiger angegriffen? Die haben mir natürlich nicht geglaubt. Ich bin dann dort rausgeflogen. Im selben Krankenhaus ist etwas später mein Bruder geboren, also alles wieder gut. Sie sind mit 18 Jahren als Hooligan bei den Heim- und Auswärtsspielen des MSV Duisburg dabei gewesen, hatten sogar zeitweise Stadionverbot im Wedaustadion. Wie denken Sie mit Abstand über diese Zeit? Krebs: Als Hooligan habe ich mich nie gesehen. Ich bin nur mit dem MSV gefahren, nie zu anderen Spielen, die mich nicht interessiert haben. Das Stadionverbot habe ich damals bekommen, weil ich an einer Veranstaltung teilgenommen habe. Ein Fanclub in Gelsenkirchen hat 25-jähriges Jubiläum gefeiert, alle möglichen Leute sind dort eingeladen gewesen, unter anderem ich. Unsere Namen sind im Hinblick auf ein Großereignis notiert worden. Ich habe zeitweise Stadionverbot bekommen und durfte hinterher wieder rein. Es war völliger Blödsinn. Immerhin war ich zwischendurch auch mal Stadionsprecher, so schlimm kann es also nicht gewesen sein. Das alles ist über 20 Jahre her. Die Liebe zum MSV und der Stadt Duisburg ist geblieben, Sie träumen ja noch vom Auftritt im Stadion. Wieso ist das so schwierig? Krebs: Wegen der Mitarbeiter des MSV Duisburg, da waren bisher nie Leute mit denen man darüber sprechen konnte oder die das für möglich gehalten haben. Die ganze sportliche Abteilung nehme ich davon komplett aus. Ich habe dem MSV sogar angeboten, dass ich nur die Kosten gedeckt haben möchte, den Rest könne der Verein haben, der ja finanziell auch nicht auf Rosen gebettet ist. Ihr Einstieg in die Comedy-Szene war ungewöhnlich. Beim niederrheinischen Comedypreis saßen sie an der Kasse, als ein Teilnehmer ausfiel, sie einsprangen – und Monate später den Wettbewerb gewannen. Welchen Job würde Markus Krebs heute machen, wäre es anders gekommen? Krebs: Kneipier. Ich habe noch eine Kneipe in Duisburg-Bissingheim, die von meinem Bruder geführt wird, weil ich viel unterwegs bin. So eine kleine Eckkneipe, in die 20 Leute reinpassen, mit einem Dartautomaten und überschaubarer Pacht – das kann ich mir später gut vorstellen. Da würde ich dann erzählen, was ich in meinem Leben so gemacht habe. Was ist aus Ihrer Sicht das Reizvolle am Dasein als Kneipier? Krebs: Die Unterhaltung mit den Menschen, Witze zum Beispiel werden meistens in Kneipen erzählt. Dort erlebt man immer etwas Neues. Früher bin ich zuerst in eine Gaststätte oder Kneipe gegangen, wenn ich irgendwo hingefahren bin, um zu hören, was im Ort passiert, um am Abend auf der Bühne davon erzählen zu können. Dass die Lokalitäten aussterben, liegt am Rauchverbot. Ich bin selbst Nichtraucher und vermisse es trotzdem. Also nicht das Rauchen in der Kneipe, aber dass dadurch weniger Leute dorthin kommen. Für die Gesundheit, alles gut – verstehe ich. Aber es nimmt manchmal den Charme. Wie sehr besorgt Sie das Kneipensterben und nehmen Sie das womöglich auch im Umfeld wahr? Krebs: Es ist ja so, dass der normale Kneipengänger langsam ausstirbt. Heute muss man eine Event-Kneipe haben, für jüngere Menschen immer etwas bieten. Wir haben bei uns etwa Comedy-Abende, die ich mitgestalte und moderiere. Wo nur 50 Leute rein können und ich neue Sachen auf der Bühne ausprobieren kann. Aber man merkt es schon. Es gibt Städte wie Köln, die sich davon nicht beeindrucken lassen, da ist noch an jeder Ecke eine Kneipe. In Duisburg sind sie tatsächlich rar gesäet. Ich wohne in Hamminkeln und wir haben hier nicht mal eine Kneipe, wo man sich noch mit den Aborigines unterhalten könnte. Deshalb ist man immer froh, wenn irgendwo wieder eine neue Kneipe aufmacht. Sie sind dafür bekannt, in schneller Abfolge Pointen abzufeuern. Welchen Witz erzählen Sie aktuell am liebsten? Krebs: Eine Frau wird zum dritten Mal Mutter. Sie hat schon zwei bildhübsche Töchter und bekommt einen ganz hässlichen Sohn. Ihr Mann ist total sauer und sagt: Du bist mir fremdgegangen. Sie antwortet: Nee, diesmal nicht. Welche Zutaten braucht es aus Ihrer Sicht, damit ein Gag beim Publikum gut funktioniert? Krebs: Ich glaube, dass die Performance viel ausmacht und auch Pausen wichtig sind. Manchmal braucht es nicht einmal die Pointe, die Zuhörer kommen von alleine drauf. Schön ist eine plötzliche Wendung, aber teilweise kann man auch vorher mit dem Witz aufhören und die Gäste wissen: Ah! Und dann wird gelacht. Diejenigen, die es nicht verstanden haben, bekommen es später erklärt (lacht). Kann man einen guten Witz eigentlich zweimal erzählen? Krebs: Ich mache es tatsächlich so, dass ich in meine Top fünf Witze immer mal wieder erzähle, und ich finde auch immer wieder neue Möglichkeiten sie zu erzählen. Es ist so als ob ACDC &bdquo;Highway to Hell" zum Schluss spielt oder Kiss &bdquo;Rock and Roll All Nite". Die Leute freuen sich auf manche Witze. Es wird etwa reingerufen, dass sie gern den Papageienwitz hören würden. Der geht wie? Krebs: Oh, der dauert lange und den muss man sehen. Da ist etwas Bewegung drin, das ist am Telefon wirklich nicht zu zeigen (lacht). Fips Asmussen hat zuletzt in einem Interview mit unserer Zeitung gesagt, dass Sie nur deshalb auf der Bühne eine Brille tragen würden, weil vor Ihnen ein Manuskript liegt, von dem Sie ablesen. Darauf stünden viele seiner Gags. Was entgegnen Sie ihm? Krebs: Der Fips macht seine Arbeit gut. Ich habe ihn sehr gerne gehört und würde mich freuen, wenn er sich mal ein ganzes Programm von mir anschaut. Vielleicht hat er dann eine andere Meinung. Früher habe ich sehr stark geschielt und die Sonnenbrille auf der Bühne getragen, damit es nicht auffällt. So ist auch die Figur entstanden, die heute Wiedererkennungswert hat. Irgendwann habe ich mir die Augen in der Klinik in Köln richten lassen, als ich Geld verdient habe. Jetzt kann ich auch mal ohne Sonnenbrille im Fernsehen Interviews führen. Abgesehen von Asmussen: Welche Künstler mögen sie sonst noch? Krebs: Beeinflusst haben mich auf jeden Fall Mike Krüger oder Jürgen von der Lippe, Otto Waalkes sowieso. Heute höre ich gerne die ruhigeren Vertreter wie Heinz Becker, Jochen Malsheimer oder Dieter Nuhr. Gar nicht die direkte Comedy, auch nichts Politisches. Ein bisschen ruhig aus dem Leben erzählt. Trockenen Humor mag ich besonders.

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