Rheda-Wiedenbrück Die Bürgerstiftung Rheda-Wiedenbrück engagiert sich gegen Abschiebung einer syrischen Familie

Rheda-Wiedenbrück. Die Bürgerstiftung Rheda-Wiedenbrück setzt sich dafür ein, dass die syrische Familie Al Haji, die nach Bulgarien abgeschoben werden soll, in Deutschland bleiben kann. Sie hat sich an den Petitionsausschuss des Landes NRW und mit Hilfe eines Anwalts an die Härtefallkommission, angesiedelt im NRW-Ministerium für Inneres und Kommunales, gewandt und "um eine erneute Prüfung des Falles der syrischen Familie gebeten". Darüber informieren die Vorstandsmitglieder Gabriele Conert, Bernd Jostkleigrewe, Berthold Lönne, Bettina Windau und Dr. Heiner Wortmann. Damit engagiert sich die Bürgerstiftung erstmals öffentlich in einer politischen Frage. "Wenn Menschen in Bedrängnis und Not sind, dann müssen wir helfen, das ist durch unsere Satzung gedeckt", erklärt Jostkleigrewe auf Nachfrage. Ausgelöst hat den Einsatz für die syrische Familie deren Sohn Rodi. Den Elfjährigen hat die Bürgerstiftung bei dem Projekt "WeSpeakMusic" kennengelernt, das sie im Februar mit knapp 5.000 Euro für die internationale Klasse an der Osterrath-Realschule finanziert hatte. Die Vorstände räumen ein, dass Verwaltungen ausschließlich nach Recht und Gesetzt handeln. "Dieser Grundsatz setzt Verwaltungen aber auch oftmals Grenzen, die im Einzelfall ungerecht und nur schwer zu verstehen sind." Bürger und Bürgerorganisationen seien freier: "Sie können sich für Menschen mit schweren Schicksalen einsetzen", teilt die Bürgerstiftung mit. So sei es oft möglich, trotz enger gesetzlicher Rahmenbedingungen menschliche Lösungen zu finden. Auf eine humane Lösung hofft der Vorstand im Fall der Familie Al Haji, "die einen festen Anker in Rheda-Wiedenbrück geworfen hat". Wie berichtet kamen die Eltern mit ihren fünf minderjährigen Kindern vor eineinhalb Jahren nach Rheda-Wiedenbrück und integrierten sich gut. Die Familie kam in die EU über Bulgarien, "wo sie Verhaftung, Trennung, brutale Gewalt und staatliche Willkür" erfuhr. Dorthin soll sie nach der Ablehnung ihres Asylantrags in Deutschland abgeschoben werden - "in ein Land, das nichts als Obdachlosigkeit, Ausgrenzung und Chancenlosigkeit für sie bereit hält", schreibt der Vorstand. Der hat sich über die Lage in Bulgarien informiert. "Die Familie darf nicht abgeschoben werden" Laut Organisationen wie Amnesty International oder dem Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen gelinge es dem Staat nicht, "auch nur die einfachsten Lebensgrundlagen und angemessene Verfahren für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen". Es gebe Vorfälle der Fremdenfeindlichkeit, insbesondere gegen Muslime. Wegen der unmenschlichen und existenzbedrohenden Behandlung von Flüchtlingen in Bulgarien lehne es beispielsweise das Verwaltungsgericht Hannover ab, dorthin weiter abzuschieben. Die Bürgerstiftung weist darauf hin, dass die UN-Kinderrechte seit Jahren in Deutschland gelten - das Recht, in einer sicheren Umgebung ohne Diskriminierung zu leben; auf Bildung, auf Gesundheit, auf ein Leben in ihrer Familie. Weil das auch für Rodi und seine Geschwister gelte, ist für die Bürgerstiftung klar: "Die Familie darf nicht abgeschoben werden." Der Vorstand wünscht, mit seinem Engagement "die Entscheider zum Nachdenken zu bewegen, ob nicht doch noch Spielräume da sind", so Jostkleigrewe. Die Härtefallkommission tagt im Juni, der Petitionsausschuss am 23. Mai. Als Abschiebetermin hat die Ausländerbehörde des Kreises den 29. Mai genannt. Die Bürgerstiftung hofft, dass viele ihr Anliegen mit tragen, indem sie dem Petitionsausschuss schreiben, und so helfen, in Rheda-Wiedenbrück eine Zukunft für Familie Al Haji zu ermöglichen. Infos: Tel. (01 60) 96 84 44 42 oder auch per E-Mail: info@buergerstiftung-rhwd.de