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                            Wilhelm Ide
                        
                                            
                    
            24.03.2017 | 24.03.2017, 18:18
    
                Rheda-Wiedenbrück
Ihre Zöpfe haben sich St. Viterinnen abschneiden lassen - für eine gute Tat
Rheda-Wiedenbrück. Zwei Neuntklässlerinnen der Osterrath-Realschule in Rheda-Wiedenbrück standen eines Morgens im besonderen Blickpunkt der Klasse. Clara Sandhäger und Pia Westhus, beide aus dem Ortsteil St. Vit, beide 2002 geboren und Freundinnen. Denn sozusagen über Nacht änderten sie ihr Aussehen. Ihr langes, blondes Haar war verschwunden. Zwar stand ihnen ihre neue Kurzfrisur, sie war aber zunächst gewöhnungsbedürftig.
Nicht wenige Klassengefährtinnen schüttelten den Kopf, weil ihnen das strahlende, lange Blondhaar mehr zusagte. Die Abneigung gegenüber der neuen Frisur verschwand aber, als die Mädchen den Grund des Radikalschnittes nannten.
Ihre blonden Haare landete nicht in der Mülltonne, sondern wurden durch einen ehrenamtlich geführten Kreislauf zu Gunsten krebskranker Kinder gespendet, die nach einer Behandlung zur Bekämpfung der Krankheit ihr Haar verloren hatten.
Erkrankte Kinder können nun auf eine Perücke mit dem blonden Haar aus St. Vit hoffen. Anlässlich eines routinemäßigen Besuchs hatte ihnen ihre Friseurin Martina Büyükdag von der Möglichkeit, kranken Kindern durch eine Haarspende zu helfen, erzählt. Die Debatte mit den Eltern und Geschwistern der Heranwachsenden über die Haarspende verlief in beiden christlich lebenden Familien positiv, auch wenn die Väter rieten: "Überlegt das gut, denn daran müssen sich alle, die euch kennen, gewöhnen".
Zwar hatten Pia und Clara am Tag des Haarschnitts noch kurz Bedenken, dann aber siegte der Gedanke, Gutes zu tun. Die Freundschaft der beiden Mädchen, die schon in der Kindergartenzeit gerne zusammen waren, ist durch die Aktion noch fester geworden. Zur Zeit absolvieren sie ein Praktikum, Clara im Hotel Reuter in Rheda, Pia im Geschäft Neitemeier in Wiedenbrück.
In ihrer Freizeit kommen sie auf dem Hof Sandhäger oder dem Hof Westhus zusammen. Und sie sagen, dass sie über die unterschiedlichen Reaktionen auf ihre gespendete Haartracht ein Buch schreiben könnten - über ihre gute Tat aber auch.
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