Tönnies finanziert Sprachkurse für 320 Asylbewerber

Kreis Gütersloh. Viele Asylbewerber haben monate- und jahrelang keinen Zugang zu staatlichen Integrations- und Sprachkursen. Weil ihr Status nicht geklärt ist, ist ihnen die Teilnahme verboten. Eine Lücke im System, die sich zumindest in Rheda-Wiedenbrück und Herzebrock-Clarholz ab Oktober schließt. Fleischproduzent Tönnies wird dann kostenlose Sprachkurse für insgesamt 320 Asylbewerber finanzieren. Auch andere Gütersloher Kommunen arbeiten an Lösungen – und hoffen auf eine Reform.Bei den Menschen, die in Zukunft vom Kooperationspartner Volkshochschule Reckenburg-Ems mit Tönnies-Geld geschult werden sollen, handelt es sich um Flüchtlinge aus der Regelunterbringung, die eine Bleibeperspektive in Deutschland haben, deren Aufenthaltsstatus jedoch befristet ist. In Rheda-Wiedenbrück gibt es 14 städtische Unterkünfte, in denen diese Asylbewerber untergebracht sind. Für die Menschen, die sich derzeit in der Notunterkunft in der Turnhalle der Osterrath-Realschule aufhalten, sind die Sprachkurse aufgrund ihres kurzen und ungewissen Aufenthaltes in der Stadt nicht vorgesehen.Personen-Limit und Zeitspanne ließ der Unternehmer offen Gegenwärtig gehe es um bis zu 200 Menschen, an die sich das Angebot zunächst richten werde, sagte VHS-Leiter Rüdiger Krüger. &bdquo;Wir rechnen aber mit einer größeren Zahl in den kommenden Monaten.“ Geplant sei ein Angebot für 320 Personen. Ein Limit habe Unternehmer Clemens Tönnies nicht gesetzt. Auch die Zeitspanne habe er offen gelassen.Zu den Kosten des Projekts wollte der Tönnies-Sprecher André Vielstädte gestern nichts sagen. VHS-Leiter Krüger schätzt die Kosten für einen Kurs jedoch auf 10.000 bis 12.000 Euro. &bdquo;Für Dozentengehalt, Organisation, Materialien, Raummiete.“ Geplant sind Kurse mit je 20 Wochenstunden, die 300 Unterrichtstunden umfassen.Laut Stadtsprecherin Plöger sollen die Sprachkurse zum einen im Tönnies-Verwaltungsgebäude, aber auch in den Räumen der VHS im Seidenstickerhaus stattfinden. VHS-Leiter Krüger ist auf der Suche nach Dozenten, die zunächst fünf Kurse mit je 14 bis 18 Teilnehmern unterrichten sollen. &bdquo;Im Moment fehlen uns aber noch qualifizierte Kräfte für drei Kurse.“Verschiedene Gruppen - je nach Kenntnisstand Im Fachbereich Soziales der Stadt Rheda-Wiedenbrück ist man unterdessen dabei, die voraussichtlichen Teilnehmer in drei Gruppen einzuteilen. &bdquo;Wer ist lateinisch alphabetisiert, wer arabisch – und wer kann bislang weder lesen noch schreiben?“, zählte Stadtsprecherin Maximiliane Plöger die Kategorien auf, in denen es individuelle Kursangebote geben soll. Inhaltlich orientieren sich die Kurse an den Integrationskursen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF). &bdquo;Es sollen auch Umgangsformen und kulturelle Bildung vermittelt werden“, sagte Vielstädte. Bei ihren Deutschkenntnissen sollen die Teilnehmer das Sprachniveau A2 erreichen können, so Krüger.Derartige Sprachkurse, die sich an Asylbewerber richten, die kein Anrecht auf einen Platz in staatlichen Kursen haben, gibt es bereits in vielen Kommunen im Kreis. Jedoch in kleinerer Zahl. So seien in der Stadt Gütersloh bisher drei vergleichbare Kurse von der Bürgerstiftung finanziert worden, sagte Sozialdezernent Joachim Martensmeier. Auch das Kommunale Integrationszentrum im Kreis Gütersloh biete derartige Kurse an.Doch der Bedarf an diesen Zusatzkursen wird wohl bald stark reduziert werden. Denn der Bund hat bereits beim Flüchtlingsgipfel im September eine Neuregelung beschlossen. Die sieht vor, dass zukünftig auch Asylsuchende und Geduldete mit guter Bleibeperspektive (zum Beispiel Syrer) zu den staatlichen Integrationskursen zugelassen werden. Sozialdezernent Martensmeier erwartet für Oktober den entsprechenden Ausführungsbescheid – zum Start der Tönnies-Kurse.

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