Rheda-Wiedenbrück

Sprehe-Brüder wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe angeklagt

Prozess um Spielergehälter ehemaliger Arminen-Profis

Hubertus Gärtner
05.12.2014 | 05.12.2014, 14:55
Ex-Armine: Peter Quallo spielte für SV Wilhelmshaven.
Ex-Armine: Peter Quallo spielte für SV Wilhelmshaven.

Rheda-Wiedenbrück. Im Sprehe-Konzern versteht man etwas von Feinkost. Hähnchen, Puten, Schweine und andere Fleischwaren werden dort tiefgefroren oder frisch gehandelt. Man sei "einer der größten, modernsten und leistungsstärksten Vollsortimenter in Europa", heißt es stolz auf der Internetseite der Unternehmensgruppe, die Standorte unter anderem in Rheda-Wiedenbrück und Cloppenburg hat.

Die beiden Firmenpatriarchen Albert und Paul Sprehe werden jetzt allerdings von ihrer Vergangenheit eingeholt. In wenigen Tagen müssen sie sich vor dem Bielefelder Landgericht wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe verantworten. Die für das Verfahren zuständige Wirtschaftsstrafkammer hat 17 Verhandlungstage angesetzt, ein Urteil könnte demnach erst in einigen Monaten fallen. Die sprichwörtliche "Fußballverrücktheit" könnte den beiden erfolgreichen Unternehmern am Ende zum Verhängnis werden. Wegen der Höhe des Schadens drohen ihnen Freiheitsstrafen.

Ex-Armine: Alexander Ogrinc spielte für SV Wilhelmshaven.
Ex-Armine: Alexander Ogrinc spielte für SV Wilhelmshaven.

Der Fall ist ein Beweis dafür, dass die Mühlen der Justiz häufig nur langsam mahlen. Die angeklagten Taten liegen nämlich schon lange zurück. In der Zeit von 2003 bis 2008 sollen zwei Sprehe-Firmen aus Rheda-Wiedenbrück die Gehaltszahlungen für zahlreiche Fußballspieler, Betreuer und Trainer der beiden Vereine SV Wilhelmshaven und FC Schüttorf übernommen haben. Die Ausgaben wurden nach Erkenntnissen der Bielefelder Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität als Werbung deklariert und in den Steuererklärungen als "Betriebsausgaben" angegeben.

Nach dem gemeinsamen "Tatplan" der beiden Sprehe-Brüder sollen auf diese Weise Gewerbe- und Einkommenssteuern in einer Größenordnung von 1,8 Millionen Euro hinterzogen worden sein. Mit auf die Anklagebank müssen auch der damals verantwortliche Vorsitzende und die stellvertretende Vorsitzende des SV Wilhelmshaven. Von Februar 2005 bis Dezember 2008 sollen sie pflichtwidrig keine Schenkungssteuern auf Spielergehälter gezahlt und dadurch 860.000 Euro hinterzogen haben.

Weder Albert noch Paul Sprehe waren für eine Stellungnahme erreichbar. Sprehes Engagement im Fußball ist legendär. Nachdem man mit dem BV Cloppenburg und dem VfB Oldenburg vergeblich versucht hatte, in den Profifußball aufzusteigen, erfolgte ab der Saison 2002/2003 das Engagement beim SV Wilhelmshaven. Teils wurden dort bekannte Kicker wie zum Beispiel die ehemaligen Spieler von Arminia Bielefeld Alexander Ogrinc und Peter Quallo engagiert. Auch Manfred Bender (früher Bayern München) und Heiko Bonan (ehemals VfL Bochum) standen in Wilhelmshaven auf der Gehaltsliste.

INFORMATION


Jetzt nur noch Landesliga

  • Der SV Wilhelmshaven (SVW) hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich.
  • Entstanden ist der Verein 1972 aus einer Fusion.
  • Auch die erhebliche finanzielle Hilfe durch den Feinkosthändler Sprehe brachte nicht den großen Erfolg.
  • Immerhin gelang in der Saison 2007/2008 die Qualifikation für die neu geschaffene dreigleisige Fußball-Regionalliga.
  • Nach
    einem 2013 verfügten Zwangsabstieg und einer späteren
    Lizenzverweigerung für die Oberliga kickt der SVW nun in der
    sechstklassigen Landesliga Weser-Ems.