Plötzlich Auswanderer: Junges Paar aus dem Kreis Gütersloh kauft Anwesen in Frankreich

Herzebrock-Clarholz. Annika und Julian Steppeler sind spontan. Ziemlich spontan sogar. Das junge Paar aus dem Kreis Gütersloh kauft für knapp 120.000 Euro ein großes, altes Anwesen mitten in der Bretagne in Frankreich. Es ist die erste Immobilie, die die beiden als potenzielles Kaufobjekt anschauen. Und es ist direkt ihr Traumhaus. Sie schlagen zu und unterschreiben noch im Urlaub eine Art Vorvertrag. Dabei wollten die Steppelers gar nicht unbedingt ins Ausland. Doch plötzlich beginnt für die beiden das Abenteuer Auswanderung. Eine Reise ins Ungewisse? Plötzlich Auswanderer Julian Steppeler ist gelernter Industriemechaniker und arbeitet vor drei Jahren noch bei Claas. Annika Steppeler ist als examinierte Pflegefachkraft in ambulanten und stationären Einrichtungen im Einsatz. Gemeinsam leben sie in einer Eigentumswohnung in Herzebrock-Clarholz. Den festen Plan, irgendwann auszuwandern, hatten die Steppelers nie wirklich. Den Wunsch nach einem eigenen Haus mit einem Stück Land schon. &bdquo;Wir haben aber schnell gemerkt, dass die meisten Grundstücke hier in der Gegend und generell in vielen Teilen Deutschlands nicht bezahlbar sind bzw. man sich hoch verschulden müsste“, sagt Julian Steppeler. Mama landet einen Zufallstreffer Also weiten die Steppelers ihre Suche international aus. Die Immobilie in Frankreich? Ein Zufallstreffer von Julians Mutter. Sie entdeckt das Haus im Internet. Das Paar vereinbart einen Besichtigungstermin mit der 78-jährigen englischen Besitzerin und fährt wenig später zum ersten Mal in die Bretagne. &bdquo;Wir wollten eigentlich wirklich nur mal schauen“, sagt Julian Steppeler und muss lachen, &bdquo;aber dann war es Liebe auf den ersten Blick.“ Das 3.000 Quadratmeter große Grundstück überzeugt sofort: ein Wohnhaus, zwei Scheunen, ein Schweinestall – und eine große Ruine. Doch auch die schreckt die Steppelers nicht ab. Nach einigen Tagen Bedenkzeit steht die Entscheidung fest: Die Steppelers kaufen ihr Traumhaus. Lesen Sie auch: Junges Paar aus dem Kreis Gütersloh kündigt Job und Wohnung und geht auf Weltreise Jobs gekündigt, Wohnung verkauft: Ein blauäugiger Schritt? &bdquo;Für viele mag das total blauäugig und viel zu risikoreich klingen, aber wir haben diesen Schritt nie bereut“, sagt Annika Steppeler. Beide kündigen ihre sicheren Jobs, verkaufen die Eigentumswohnung in Herzebrock-Clarholz. Den Umzug stemmt das Paar komplett allein. Mehrfach fahren die Auswanderer die 1.000 Kilometer mit Auto und Anhänger. Auch bei der Renovierung des Hofs und vor allem der Ruine legen sie fast ausschließlich selbst Hand an. Youtube-Kanal &bdquo;Maison Julika“ - tausende Fans im Netz Die Fortschritte ihrer Auswanderung und der Sanierung halten Annika und Julian Steppeler auf ihrem eigenen Youtube-Kanal &bdquo;Maison Julika“ fest. Mehr als hundert Videos haben sie dort schon hochgeladen. Neben Einblicken in ihr Auswanderer-Leben gibt es dort auch Do-it-yourself-Anleitungen oder praktische Tipps für Hobby-Heimwerker und Selbstversorger. Bis zu 30.000 Menschen schauen die Videos regelmäßig an, manchmal sogar noch mehr. Mittlerweile gehört das Video-Drehen fest zum neuen Alltag des Auswanderer-Paars. Ebenso wie Gartenarbeit und Gemüse- und Obstanbau. Julian Steppeler verbringt zudem viel Zeit in der professionell ausgestatteten Holz-Werkstatt, die aus der einstigen Ruine entstanden ist. Er verkauft über den eigenen Onlineshop unter anderem Schneidebretter oder Garderoben aus Holz. Und wie wird’s finanziert? Die Steppelers können mit den Einnahmen aus ihrem Shop und den Werbeeinnahmen durch ihre Videos ihren Lebensunterhalt finanzieren. Hinzu kommt eine weitere Quelle: Auf ihrem Hof gibt es mittlerweile einen Camper-Stellplatz, den das Paar an Urlauber vermietet. Zwei von 430 Einwohnern - fühlt man sich da einsam? Eine besondere Beziehung zu Frankreich hatten die Steppelers bis zu ihrer Auswanderung übrigens nicht. Im Gegenteil. Vielleicht mal ein Sommerurlaub als Kind – mehr nicht. Französisch-Kenntnisse? Höchstens aus der Schule. &bdquo;Aber wir haben uns hier sofort wohl und willkommen gefühlt“, sagt Annika Steppeler, &bdquo;die Menschen sind viel entspannter und offener.“ Nur knapp 430 Einwohner zählt das Örtchen Merléac in der Bretagne; acht Anwesen gibt es in Annika und Julian Steppelers Nachbarschaft. Einsam fühlen sie sich trotzdem nicht. &bdquo;Der Zusammenhalt unter den Nachbarn ist groß, es leben auch einige Deutsche hier und viele Engländer, mit denen wir uns austauschen“, sagt Annika Steppeler. Die Sprache haben sich beide in den vergangenen Monaten selbst beigebracht. Im Alltag kommen sie jetzt gut zurecht. Manchmal fehlt noch eine Vokabel, aber die Verständigung klappt trotzdem irgendwie. Dann müssen die Steppelers eben improvisieren und spontan sein. Und dass sie das sind, das haben sie ja bereits bestens bewiesen.

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