Odyssee am Flughafen: Familie aus dem Kreis Gütersloh erlebt Urlaubsdesaster

Harsewinkel. Eigentlich wollte Familie Klodt ihrem Alltag nur für ein paar Tage entfliehen und entspannt in den Urlaub fahren. Doch anstelle von Erholung gab es Stress und Frustration – und das noch, bevor der Urlaub überhaupt begonnen hatte. Mit Vorfreude war die Familie aus Harsewinkel mit ihrem fünfjährigen Sohn unterwegs zum Flughafen nach Hannover. Von da aus sollte es weiter nach Ibiza gehen. &bdquo;Der Kurze hat sich so aufs Fliegen gefreut“, sagt Mutter Nathalie Klodt im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Doch schon am Flughafen begannen die ersten Probleme. Das Flugzeug, das eigentlich nach Ibiza fliegen sollte, war defekt. Deshalb musste erst einmal eine Ersatzmaschine her, wodurch es zu Verspätungen kam. &bdquo;Als das Flugzeug dann bereit war zum Boarding, hieß es: Alle Familien mit Kindern nach vorne“, berichtet die 27-Jährige. Tui-Fly hätte auf größere Maschine warten können Familie Klodt reihte sich zuletzt in die Schlange ein. Als sie mit ihrem Ticket einchecken wollten, blinkte das Lesegerät rot. &bdquo;Wir sollten dann an den Rand gehen und da warten.“ Die Harsewinkeler warteten solange, bis nur noch sie und eine ältere Dame übrig blieben. Dann hieß es plötzlich: Für sie sei kein Platz mehr in dem Flugzeug. Die Ersatzmaschine sei zu klein, so die Begründung von der Fluggesellschaft Tui-Fly. Wie Tui-Fly im Nachgang gegenüber der NW einräumt, hätte man zwar auf eine passende Ersatzmaschine warten können, in der jeder Passagier Platz gefunden hätte. Doch dann hätten alle anderen Gäste ebenfalls länger warten müssen, heißt es von Aage Dünhaupt, Pressesprecher der TUI-Gruppe. Und: Das kostet Geld. Denn laut der EU-Fluggastrechte-Verordnung müssen Fluggesellschaften ihre Passagiere bei einer Verspätung von mehr als drei Stunden entschädigen, informiert Dünhaupt weiter. Lesen Sie auch: Safariland-Chefin im Kreis Gütersloh erlebt dramatische Landung am Paderborner Flughafen Plötzlich bemerkt die Familie: Das Gepäck ist weg Für Familie Klodt war der Erholungsurlaub fortan Geschichte: &bdquo;Wir waren total schockiert. Der Kleine war am Weinen“, erinnert sich die 27-Jährige. Schließlich sei zunächst nicht klar gewesen, wie es nun für die Harsewinkeler weitergeht. &bdquo;Wir wussten auch erst nicht, was mit unserem Gepäck ist.“ Später stellte sich heraus: Die Fluggesellschaft hat Familie Klodt zwar nicht mitgenommen, ihr Gepäck aber sehr wohl. Das wurde ihnen von einem Mitarbeiter bei der Gepäckabfertigung mitgeteilt. Über andere Fluggäste hätte Klodt zudem erfahren, dass die Crew den anderen Passagieren auf dem Hinflug Falschinformationen durchgesagt habe: Die Familie hätte freiwillig auf den Flug verzichtet und auch ihr Gepäck sei gar nicht an Bord gewesen. Dem entgegnet TUI-Pressesprecher Dünhaupt, dass durch den Einsatz einer Ersatzmaschine auch die Fluggesellschaft wechselte, die den Flug durchführte. So war keine Tui-Fly Crew an Bord, sondern eine von Leav Aviation. Die sei für die Abladung des Gepäcks sowie die Durchsagen im Flugzeug verantwortlich. Acht Stunden Ungewissheit am Flughafen Dennoch ist laut Nathalie Klodt insbesondere der Kontakt zu Tui-Fly &bdquo;super frustrierend“ gewesen, da es keine Ansprechpersonen vor Ort gab. &bdquo;Wir mussten hinter allem hinterherlaufen.“ Nach zahlreichen Telefonaten setzte Frustration bei den Klodts ein. &bdquo;Wir haben acht Stunden am Flughafen verbracht.“ Ein Abbruch der Reise sei nicht infrage gekommen. Denn: Wären sie nicht geflogen, wäre ihnen nur 20 Prozent erstattet worden. &bdquo;Dann hätten wir rund 2.000 Euro in den Sand gesetzt.“ Und die Fluggesellschaft musste ohnehin eine Alternativroute anbieten. So hätten die Flugbegleiterinnen Klodt zwar darüber informiert, dass am nächsten Tag noch eine Maschine von München nach Ibiza fliegt, aber das hätte für die dreiköpfige Familie eine fünf- bis siebenstündige Zugfahrt bedeutet. &bdquo;Das geht mit einem kleinen Kind nicht“, sagt die Harsewinkelerin. Am Ende habe das Vergleichsportal &bdquo;Check24“ - darüber haben sie ihre Pauschalreise gebucht - darauf hingewiesen, dass es auch einen Flug nach München gibt. So fand die Odyssee am Flughafen doch noch ihr Ende und die Familie konnte in ihren Urlaub starten. Familie will andere Reisende warnen Doch die pure Entspannung war das nicht: &bdquo;Wir waren trotzdem in Gedanken dabei, dass wir das Zuhause alles klären müssen“, so Nathalie Klodt. Schließlich seien zusätzliche Kosten entstanden: In Hannover brauchte die Familie eine Unterkunft für die Nacht, auch seien außerplanmäßige Taxifahrten entstanden. &bdquo;Das summiert sich.“ Rechtlich ist Tui-Fly dazu verpflichtet, sowohl eine Ausgleichszahlung für den Flug sowie Unterstützungs- und Betreuungsleistungen zu erbringen, heißt es von der Verbraucherzentrale. Noch hat die Familie aber keine Entschädigung erhalten. Die Harsewinkeler stehen zwar mit Tui-Fly im Mail-Kontakt, auf Antworten warten sie allerdings oft lange. &bdquo;Das ist anstrengend.“ Lesen Sie auch: Streik an Flughäfen: Reiseunternehmen im Kreis Gütersloh kämpft um Urlaub seiner Kunden Auch an dem Fünfjährigen ist die Sache nicht spurlos vorbeigegangen: &bdquo;Er spricht heute noch davon“, sagt seine Mutter. Mit ihrer unschönen Erfahrung möchte die Familienmutter andere Reisende darauf aufmerksam machen, in ähnlichen Fällen ihre Ansprüche auf Entschädigung geltend zu machen. &bdquo;Ich bin mir sicher, dass wir nicht die einzige Familie sind, der das passiert ist.“ Ihr Tipp: Alle Quittungen aufbewahren, die zusätzliche Kosten nachweisen können.

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