
Harsewinkel. In einem dreistündigen Aufnahmeritual ist Diakon Amanuel Dag als neuer Priester der syrisch-orthodoxen Gemeinde St. Augin durch gleich vier Bischöfe inauguriert worden. Insgesamt 250 Würdenträger, Ehrengäste, Messdienerinnen, Priester und Gemeindemitglieder verwandelten diesen besonderen Gottesdienst in der Kirche an der Brockhäger Straße zu einem spirituellen Happening des orthodoxen Glaubens.
Durchgängig auf Aramäisch, der Sprache, in der Jesus Christus gesprochen hat, bereiteten Erzbischof Julius Hanna Aydin (Delmenhorst) und zuständig für die ökumenischen Angelegenheiten der syrisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Mor Philoxenus Mattias Nayis, Bischof der Erzdiözese der syrisch-orthodoxen Kirche für Deutschland mit Sitz im syrisch-orthodoxen St. Jakob von Sarug Kloster in Warburg, sowie Mor Dionysios Isa Gürbüz, Erzbischof der Schweiz und Österreich, den Diakon auf seine neue Aufgabe als Priester in der Gemeinde St. Augin vor.
Welchen hohen Stellenwert diese christliche Glaubensgemeinschaft der Aramäer in Harsewinkel, die in Gütersloh und Umgebung die zweitgrößte Diaspora in ganz Europa bildet, genießt, zeigte vor allem der hohe Besuch von Erzbischof Mor Philoxenus Salibar Özmen, der sich auf die weite Reise vom Kloster Mardin in der ostanatolischen Türkei gemacht hatte, um diesem mit Herzblut gefeierten Gottesdienst mitzugestalten.
Kamerateam überträgt die Zeremonie auf Leinwänden in den Festzelten
Ein Aufgebot, das den sichtlich aufgeregten Amanuel Dag spürbar bewegte. Spätestens, als ihm die hohen Würdenträger das liturgische Festgewand überstreiften, die Schärpe und die schwarze Kopfbedeckung richteten, löste sich unter den Jubel-Triller der schwarz gewandeten Frauen die Anspannung in einer berührenden langen Umarmung des neuen Amtsträgers.

Damit überhaupt alle Gäste das Geschehen in der weihrauchgeschwängerten Kirche verfolgen konnte, übertrug ein Kamerateam aus der Kirche die Bilder auf die Leinwände in den Zelten. In die große Schar der Gratulanten, die für Amanuel Dag zusammen mit dem vielen Hundert draußen wartenden Gästen zwischen Kirche und Festzelten ein beeindruckendes Spalier bildeten, reihten sich auch Simone Hansen, Diakonin der evangelischen Kirche, stellvertretende Bürgermeisterin Pamela Westmeyer, sowie die Ratsherren Frank Wesselmann (CDU) und Ralf Dräger (SPD) ein.
Auch ihnen war das Staunen über die Intensität, mit der die syrisch-orthodoxe Gemeinde diese Inauguration nach Jahrtausende alten Riten beging, anzumerken. Beeindruckend die voluminösen Gesänge, die vor allem die ganz in weiße Kapuzengewänder gehüllten Messdienerinnen anstimmten.
Pfarrer bereitet sich in einem Kloster noch 40 Tage auf seine neue Aufgabe vor

Bei der Hauptzeremonie im Altarraum ließen die choralartigen Gegengesänge der Bischöfe mit den Frauen und den kirchlichen Amtsträgern auf der Empore spüren, welche tiefe Bedeutung in diesen Handlungen der traditionsreichen, urchristlichen Glaubensgemeinde steckt.
„Es ist ein großer Tag für unsere St.-Augin-Kirche und die syrisch-orthodoxe Kirche weltweit“, fasste Gemeindesprecher Isa Mateo Simon die Stimmung und Bedeutung des Tages zusammen. Die Gemeinde werde die sehr guten Beziehungen zu den Schwesterkirchen ausbauen“, betonte er den ökumenischen Willen.
Pfarrer Amanuel Dag wird sich nun noch 40 Tage im Kloster Warburg intensiv und abgeschieden auf seine neue Aufgabe in Harsewinkel vorbereiten. Seine erste große Aufgabe wird das syrisch-orthodoxe Osterfest am ersten Maiwochenende sein.