Ungewöhnliche Mischung: Pastor aus dem Kreis Gütersloh löscht jetzt Brände

Harsewinkel. Das ging schnell: Als Pastor Bernd Bettmann beim Marienfelder Schützenfest 2022 Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide fragt, wie es im Dorf denn wohl mit der Notfallseelsorge für Angehörige von verunglückten Menschen und für Feuerwehrleute nach schwierigen Einsätzen aussehe, hat er am Montag eine E-Mail des Feuerwehr-Löschzuges Marienfeld mit der Frage im Postfach, ob er nicht mal vorbeischauen möge. Als der Geistliche beim Weihefest &bdquo;800 Jahre Klosterkirche“ im November 2022 erneut von den Blauröcken eingeladen wird, sagt er schließlich zu – und die Geschichte &bdquo;Pfarrer wird Feuerwehrmann“ nimmt seinen Lauf. Gut ein Jahr später ist Bernd Bettmann nun zum Feuerwehr-Truppmann ernannt worden. Im März 2022 war der aus Wadersloh stammende Bernd Bettmann als Nachfolger von Pater Gottfried nach Marienfeld gekommen. &bdquo;Ich habe hier dann ziemlich schnell ein Hobby gesucht, das mit Gemeinschaft zu tun hat und bei dem ich etwas für die Allgemeinheit tun kann“, erzählt der 42-Jährige. Keinerlei sportliche Talente Wichtig sei ihm zudem gewesen, Leute außerhalb der &bdquo;kirchlichen Blase“ zu treffen. Und weil Bettmann keinerlei sportliche Talente, dafür als Sohn eines Landwirts und gelernter Landmaschinenmechaniker (&bdquo;Vor meinem Theologiestudium habe ich Rasenmäher und Kettensägen repariert“) von Haus aus ein Faible für Technik hat, bot sich ein Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr geradezu an. Was den Gottesmann zudem reizt: Durch die Arbeit im Löschzug ist Seelsorge möglich, weil die Menschen, die womöglich gerade ihr Haus durch einen Großbrand verloren haben, bekannt sind. Ausbildung zum Truppmann absolviert Dass er mit seiner Entscheidung richtig liegt, hat Bernd Bettmann schon am ersten Übungsabend gemerkt. &bdquo;Ich wusste, dass bei Feuerwehren eine gute Gemeinschaft herrscht, dass sie aber so gut ist, hätte ich nicht gedacht“, sagt er. Sehr wohlwollend habe er sich aufgenommen gefühlt. &bdquo;Sicher, der eine oder andere war skeptisch nach dem Motto ’Jetzt kommt der Pastor und will uns bekehren’, aber ich habe von Anfang an klargemacht, dass ich als Privatmensch dabei bin“, erzählt er. Was folgte, war die Ausbildung zum Truppmann. Dass der Lehrgang mit viel Theorie und Praxis an zwölf Wochenenden samstags und sonntags in Gütersloh stattfand, also quasi in der Kernarbeitszeit eines Geistlichen, erforderte einiges an Organisation. &bdquo;Vor allem im Frühjahr war das wegen der Hochzeiten nicht einfach, aber unser Seelsorgeteam hat mich hier sehr unterstützt“, sagt Bettmann. Der war übrigens mit seinen 42 Jahren der Zweitälteste im Kurs: &bdquo;Die meisten waren 17 oder 18.“ Als äußeres Zeichen für die bestandene Prüfung bekamen Bettmann und seine Kollegen den Pieper ausgehändigt, mit dem ein Einsatz angekündigt wird – damit durfte er dann auch auf dem Löschgruppenfahrzeug mitfahren. Von der Kirche direkt ins Gerätehaus Und es geht gleich so weiter: Als nächsten Schritt möchte der Kirchenmann die Ausbildungen zum Funker und zum Atemschutzgeräteträger in Angriff nehmen. Bettmann: &bdquo;Und im zweiten Halbjahr peile ich die Ausbildung zum PSU-Helfer an.“ Womit wir wieder bei der Notfallseelsorge für Feuerwehrleute wären (PSU meint &bdquo;Psychosoziale Unterstützung“). Dazu kommen alle 14 Tage dienstags die Übungsabende mit Themen wie Brandschutz, Fahrzeugkunde oder Erste Hilfe. &bdquo;Der Termin passt für mich perfekt. Um sieben lese ich die Abendmesse und pünktlich um acht bin ich im Gerätehaus“, sagt Bettmann. Zusatzdienste stehen dann noch an jedem ersten Freitag an. Aufregung beim ersten Einsatz An seinen ersten Einsatz kann sich Bernd Bettmann noch genau erinnern. &bdquo;Ein Ferrari-Fahrer ist in einen Vorgarten gefahren“, erzählt er lachend. Zum Glück habe es keine Verletzten gegeben. &bdquo;Es gab nur einen Sachschaden und ausgelaufene Betriebsstoffe. Von daher war das ein sehr schöner erster Einsatz“, sagt Bettmann und gibt offen zu: &bdquo;Ich war sehr aufgeregt.“ Bei einem Feuer war er indes noch nicht dabei. Gerade erst kürzlich verpasste er den Carport-Brand in Harsewinkel, bei dem ein BMW komplett ausbrannte. &bdquo;Ich hatte auf dem Friedhof eine Beerdigung, als ich das Tatütata der Kollegen gehört habe. Da konnte ich natürlich nicht weg“, erzählt er. Immerhin: Unter der Woche ist es genau umgekehrt. Dann hat der Gottesmann in der Regel eher Zeit für Einsätze als viele seiner Feuerwehrkollegen.

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