Unternehmen Claas aus Kreis Gütersloh beschließt umfassende Umstrukturierung

Harsewinkel . Eine Standort- und Beschäftigungssicherung hat der Landmaschinenkonzern Claas für seine Produktionsstandorte in Deutschland abgegeben. Diese Vereinbarung gilt bis zum 30. April 2025. In diesem Zeitraum verzichtet der Konzern auf betriebsbedingte Kündigungen. &bdquo;Diese Konzernbetriebsvereinbarung ist gemeinsam mit dem Konzernbetriebsrat erarbeitet und verabschiedet worden“, erklärt Konzernsprecher Tino Fritsch am Donnerstag auf Anfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Mit der Vereinbarung sende Claas ein klares Signal an die Belegschaft und an seine Kunden. Nämlich die, dass der in den vergangenen Jahren deutlich weiter gewachsene Konzern mit einer konzernweiten Betriebsstruktur Abläufe in Produktion und Kommunikation optimieren will. Von &bdquo;Krise“ sei in diesem Jahr trotz der globalen Verwerfungen bis in den Herbst hinein nichts zu spüren. Im Gegenteil. Schon im September hatte das Unternehmen angedeutet, dass das Jahr 2023 ein sehr erfolgreiches werden würde. Die Umsatzmarke von fünf Milliarden Euro werde wohl deutlich überschritten. &bdquo;Wir betreiben keinen Stellenabbau, unsere Belegschaft wächst weltweit weiter“, sagt der Sprecher. Erst vor drei Wochen hatte Claas beim Besuch des NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst verkündet, in den nächsten 18 Monaten rund 100 Millionen, davon allein 60 Mio. Euro am Stammwerk in Harsewinkel, zu investieren . Angebot zur Vertragsauflösung hat nichts mit aktueller Situation zu tun Dass der Konzern, der weltweit mehr als 12.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, der Belegschaft gerade jetzt ein Freiwilligen-Programm zur vorzeitigen Auflösung von Arbeitsverträgen anbiete, habe nichts mit aktuellen Einflüssen wie etwa dem Krieg Russlands in der Ukraine oder einer sich eintrübenden Konjunktur zu tun. &bdquo;Sollten Mitarbeiter den Wunsch äußern, sich beruflich neu zu orientieren, können sie an dem ebenfalls mit dem Konzernbetriebsrat vereinbarten Freiwilligen-Programm teilnehmen“, erklärt Tino Fritsch. Ein hausintern offen kommuniziertes Programm, das bei Claas auch in der Vergangenheit immer wieder mal aufgelegt worden sei und das bei der Belegschaft keine Aufregung auslöse. Diese auf gegenseitiger Freiwilligkeit von Arbeitnehmer und Konzern beruhende Vereinbarung, die der &bdquo;NW“ vorliegt, ist ebenfalls bis Ende April 2025 befristet. Wer in dieser Zeit – unter Berücksichtigung der jeweiligen Kündigungsfristen – per Aufhebungsvertrag den Konzern verlässt, kann von einer umfangreichen Abfindungsregelung profitieren. Strukturelle Neuausrichtung des Landmaschinen-Konzerns Die Beweggründe, warum Konzernspitze und der Vorsitzende des Konzernbetriebsrates, Dirk Mallon, im Oktober diese Vereinbarungen getroffen haben, sind in der strukturellen Neuausrichtung des gesamten Konzerns finden. &bdquo;In den Unternehmen des Claas-Konzerns wird zurzeit die Einführung der neuen Matrixorganisation vorbereitet. Im Rahmen dieser Einführung beziehungsweise Umsetzung wird geprüft, ob Arbeitsplätze wegfallen“, steht in der Präambel. Übersetzt heißt dies, das Claas weltweit an allen Standorten eine einheitliche Struktur von Organisationsaufbau, Abläufen sowie der Kommunikation schaffen möchte. Es gehe um Synergieeffekte und optimierte Prozesse, um schneller und effizienter entscheiden zu können. &bdquo;Bisher haben wir das jeweils in Teilbereichen wie der Traktoren- oder der Mähdreschersparte erfolgreich gemacht“, sagt Fritsch. Der ist in diesen Tagen zusammen mit der Konzernleitung auf der &bdquo;Agritechnica“ in Hannover gefordert, der größten Landmaschinenmesse der Welt. Dort zeigt Claas die neusten Errungenschaften aus den Produktionsschmieden wie die Großtraktoren der neuen Xerion-Generation. Nur wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer zustimmen, wird der Vertrag aufgelöst Bleibt die Frage, warum der evolutionär wachsende Konzern, der vor vier Jahren noch bei vier Milliarden Euro Umsatz lag, ausgerechnet jetzt Mitarbeitern Angebote zur Vertragsauflösung macht. Die Initiative für das freiwillige Abfindungspaket im Verbund mit der Standort- und Jobgarantie für die nächsten 18 Monate kam, so liest es sich in der Präambel, wohl vom Konzernbetriebsrat. Dirk Mallon ließ eine diesbezügliche Anfrage der &bdquo;NW“ am Donnerstag unbeantwortet. Entscheidender Passus der Vereinbarung ist die &bdquo;gegenseitige Freiwilligkeit“. Nur wenn Arbeitnehmer und Arbeitgeber dem Auflösungsvertrag zustimmen, können Mitarbeiter auch wirklich das Unternehmen verlassen. Wer in gehobener Position mit vielen Beschäftigungsjahren bei Claas auf dem &bdquo;Buckel“ infrage kommt, könnte angesichts der im Raum stehenden Beträge ins Grübeln kommen: Die höchste Abfindungssumme ist auf 250.000 Euro gedeckelt.

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