Unternehmen aus Kreis Gütersloh verärgert: Internet und Telefon fallen ständig aus

Harsewinkel. Der schnellste Weg zur Firma Formfreund, die sich frisch an der Albert-Einstein-Straße im Gewerbegebiet westlich der Steinhagener Straße angesiedelt hat, führt über Telefon oder E-Mail. Normalerweise. Doch am Dienstag, 7. November, ist die Holzmanufaktur von Inhaber Tim Brüggemann für Kunden, Geschäftspartner und Mitarbeiter nicht erreichbar. Mal wieder, wie der über einen bissigen Post bei Instagram mitteilt. Seine zwischen Ironie und Sarkasmus formulierten Kommentare in Richtung Stadtverwaltung und an die für den Glasfaseranschluss zuständige Eon-Tochter Westnetz treffen allerdings nur bedingt den richtigen Adressaten. Bei der Westnetz selbst konnte am Mittwoch auf Anfrage der &bdquo;NW“ noch niemand Auskunft darüber geben, warum das Unternehmen noch nicht an die moderne Verbindung angeschlossen ist. &bdquo;Wir fragen nach“, hieß es. &bdquo;Seit drei Jahren steht fest, dass es ein neues Gewerbegebiet in Harsewinkel gibt, doch bis jetzt leben wir hier in der digitalen Steinzeit“, erneuert der Designer Brüggemann, der mit seinem Unternehmen anspruchsvolle Möbel und Interieur fertigt, im Gespräch mit der &bdquo;NW“, was er tags zuvor im ersten Ärger geschrieben und nach ein paar Stunden wieder gelöscht hat. Ausfälle gehören zum Arbeitsalltag Die improvisierte Kommunikationsinfrastruktur in seinem Betrieb über ein LTE-Handynetz reicht bei weitem nicht, um Buchhaltung, Telefon und Kundenkontakt verlässlich am Laufen zu halten. Ausfälle gehören zum Arbeitsalltag, seitdem Brüggemann mit dem Unternehmen aus Brockhagen (&bdquo;Da hatten wir schon Glasfaser“) nach Harsewinkel umgezogen ist. Bis ihm am Dienstag der Kragen platzt. &bdquo;Da alle unsere Brieftauben derzeit fleißig unterwegs sind, bleiben uns noch Rauchzeichen und Trommelschläge“, schreibt er auf dem Kanal, um seine Kunden wenigstens aufzuklären, warum es bei &bdquo;Formfreund“ keinen Anschluss unter dieser Nummer gibt. Im Internetauftritt seines Unternehmens hat er unter &bdquo;Kontakte“ inzwischen nur noch seine Handynummer hinterlegt. Ähnlich sauer über die Situation wie der Unternehmer ist auch Wirtschaftsförderer Markus Wiegert im Rathaus. &bdquo;Dieser Wirtschaftszweig ist privatisiert, wir können der Westnetz auch nur immer wieder schreiben, dass sie vorankommen sollen“, sagt er. Genau das hat er seit Monaten (&bdquo;Ich bin denen gehörig auf den Nerv gegangen“) gemacht. Gebracht hat es nichts. Hausanschlüsse für das Glasfasernetz fehlen Wiegert verweist auch auf die unübersichtliche Gemengelage, die durch Förderprogramme und Ausschreibungen mit den gleich vier beteiligten Unternehmen Telekom, Westnetz, Vodafone und Epcam beim Glasfaserausbau entstanden sei. Immerhin sollen die Glasfaserstränge im Gewerbegebiet schon in der Straße liegen. &bdquo;Es fehlen aber die Hausanschlüsse, das haben die wohl verschlafen“, vermutet er. Auch Brüggemann ist ein Opfer dieser Überschneidungen. &bdquo;Ich war eigentlich Telekom-Kunde, bin hier aber gezwungen gewesen zu wechseln.“ Beim erst im Sommer eingezogenen Reifenhändler Pott nebenan haben sie sich beholfen, indem sie auf den Finger des &bdquo;Michelinmännchens“ als Werbefigur einen Internetverstärker angeklebt haben. In seinem Insta-Post spricht der Möbeldesigner konkret die CDU Harsewinkel an. Die reagiert prompt. Pamela Westmeyer fragt noch am Dienstag bei der Stadt nach. Wie ihr Fraktionskollege Karl-Heinz Diederichs am selben Abend erklärt, gebe es keine Klarheit darüber, wer dort den Internetausbau vornehmen und die Glasfaser verlegen soll. CDU fragt im Rathaus nach und fordert mehr Unterstützung Zunächst sei dieser Auftrag an die Telekom gegangen. Das bestätigt auch Wiegert. &bdquo;Die hatte das beim Call-2-Verfahren angekündigt, aber dann nie gemacht“, sagt er. Am Mittwoch beantragt CDU-Sprecherin Angelika die sofortige Unterstützung der Gewerbetreibenden im Gebiet &bdquo;Westlich der Steinhäger Straße“ bei der Fertigstellung der digitalen Infrastruktur durch die Verwaltung. &bdquo;In der heutigen Zeit ein kaum zu überwindendes Problem für die Betriebe vor Ort, für die die Nutzung der digitalen Infrastruktur existenziell ist“, erklärt Angelika Wensing weiter. Eine Hilfestellung seitens der Verwaltung sei noch nicht andeutungsweise zu erkennen. Dem widerspricht Markus Wiegert mit Verweis auf seine immer wiederkehrenden Anfragen. Die CDU schlägt vor, dass die Stadt über vorhandene und künftige digitale Infrastrukturen informiert und Prozesse aufzeigt, wo, wie und bei wem die jeweiligen Anschlüsse zu beantragen sind und mit welchen Zeiträumen zu rechnen ist. Die Verwaltung solle alle Mittel einsetzen und ihre Kontakte nutzen, um den Betrieben möglichst schnell weiterzuhelfen. Unternehmen sollten über Prozedere informiert werden Die Infos sollten bereits jetzt den Unternehmen zur Verfügung gestellt werden, die in näherer Zukunft dort ansässig werden. &bdquo;Für weitere Verkäufe von Grundstücken, auch für den Wohnbau, sollte es selbstverständlich werden, dass Käufer direkt über das übliche Prozedere des Anschlusses an die digitale Infrastruktur und die damit verbundenen Wartezeiten informiert werden.“

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