Kita-Probleme: Eltern, Kinder und Erzieher demonstrieren im Kreis Gütersloh

Harsewinkel. &bdquo;Wir wünschen uns mehr Zeit zum Spielen mit den Kindern.“ &bdquo;Wir Erzieherinnen wünschen uns mehr Wertschätzung.“ &bdquo;Weniger Personal? Wer passt auf die Kinder auf?“ Die Wünsche, Forderungen, Parolen auf den Plakaten der Kinder, Eltern und Erzieherinnen bei der kleinen Demonstration sprechen eine deutliche Sprache. Etwa 80 Menschen versammeln sich am Donnerstagnachmittag vor dem Rathaus, um darauf aufmerksam zu machen, dass die aktuelle Situation in den Kindertageseinrichtungen für alle Beteiligten immer bedrohlicher wird. Wie an diesem Tag bundesweit Zehntausende, bringen die Abordnungen der beiden evangelischen Kitas &bdquo;Jona“ in Harsewinkel und &bdquo;Himmelszelt“ in Marienfeld ihre Meinungen lautstark auf die Straße. Trillerpfeifen schrillen. Die Kitaleiterinnen Sara Pelster (Jona) und Christin Fritzenkötter (Himmelszelt) erleben die Auswirkungen der chronischen Unterfinanzierung und des Personalmangels täglich. &bdquo;Der Personalschlüssel müsste deutlich verbessert werden“, nennen sie eine Forderung. Doch dafür müsste erst einmal mehr Nachwuchs für den Kita-Beruf begeistert, mehr Ausbildungsplätze geschaffen werden. Kürzere Öffnungszeiten würde weniger Entlastung für die Eltern bedeuten. Genau das wollen die Kita-Teams, die wiederum die Nöte der Eltern aus dem täglichen Umgang kennen, vermeiden. Es fehlt an Personal, Geld und Ausbildungsplätzen Selbst den Demonstrationstag haben Pelster und Fritzenkötter so organisiert, dass die Betreuung der Kinder nicht auf der Strecke bleibt. &bdquo;Wir können ja nicht auf der einen Seite mehr Personal fordern, und dann selbst die Kita zumachen“, argumentiert Pelster. In beiden Kitas haben sie wochenlang auf diesen Tag hingearbeitet, in diversen Stuhlkreisen dem Nachwuchs kindgerecht vorgestellt, dass diese das Demonstrationsrecht haben, um ihre Meinung kundzutun. &bdquo;Ich will was erleben“, steht auf einem Plakat, das ein kleines Mädchen in die Luft hält. Es geht eben um mehr als um Inobhutnahme und Betreuung. Doch dazu fehlt es an Personal, an Geld, aber auch an attraktiven Ausbildungsplätzen, um Nachwuchs im Bereich der Erzieherinnen zu generieren. Hinzu setzen die Auswirkungen der Inflation und der Energiekosten die Träger unter Druck. &bdquo;Bei uns in der evangelischen Kirche wurde die Tariferhöhung weitergegeben. Das ist längst nicht bei allen Trägern der Fall“, sagt Fritzenkötter. "Unterfinanzierung der Kitas macht Sorgen", sagt ein Vater und Ratsherr Hinter dem Aufstand der Jüngsten stehen handfeste, strukturelle und politische Probleme. &bdquo;Die Unterfinanzierung der Kitas macht uns Sorgen“, sagt Julian Woitzyk mit Blick auf die unveränderten Haushaltsansätze für das kommende Jahr. Der junge Vater, Mitglied der FDP im Stadtrat, hat sich extra freigenommen, um zusammen mit seiner Tochter bei dieser Aktion dabei zu sein. Eine Einmalhilfe von hundert Millionen Euro sei nicht nachhaltig. Woitzyk ist der einzige Ratsherr, der an diesem Nachmittag dabei ist. &bdquo;Ich hätte mir mehr Resonanz von der Politik auch vor Ort gewünscht“, sagt Erzieherin Christine Kriegel. Sie ist seit 40 Jahren im Beruf, kennt alle &bdquo;Aufs“ und vor allem die vielen &bdquo;Abs“, die sie in ihrem Berufsumfeld in der langen Zeit erlebt hat. &bdquo;Irgendwann ist es einfach genug“, sieht sie den Punkt erreicht, an dem das noch so engagierte Personal die Defizite nicht mehr auffangen könne. Bürgermeisterin Amsbeck-Dopheide stärkt Kindern den Rücken Dass die Entscheidungen nicht vor Ort, sondern an anderer Stelle fallen, verdeutlicht Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide. Sie erwartet die Kinder mit einer kleinen Demonstrationsstärkung in Form von Weingummi und stärkt diesen auch sonst den Rücken. &bdquo;Wir haben eure Forderungen an das Land weitergegeben“, erklärt sie und hofft wie etwa die evangelische Kirche, die in Harsewinkel im Trägerverbund die beiden Kitas betreibt, dass diese auch Gehör finden. Wir brauchen eine nachhaltige und gesicherte Finanzierung, lautet der Tenor. &bdquo;Es kann ja nicht sein, dass hier eine Kita nach der anderen eröffnen und dann nur den Mangel verwalten“, sagt Sabine Amsbeck-Dopheide. Eine Reform des Kinderbildungsgesetzes sei unerlässlich.

Meistgelesen