Großbrand an Mercedes-Autohaus im Kreis Gütersloh: Schaulustige an Ruine unterwegs

Harsewinkel. Noch heute, mehr als eineinhalb Wochen nach dem verheerenden Großbrand in ihrem Betrieb, ist Inhaber Bernd Brokamp und Verkaufsleiter Dirk Albrecht der Schock deutlich anzumerken. &bdquo;Was wir uns in 59 Jahren nach und nach erarbeitet und aufgebaut haben ist innerhalb von drei Stunden zerstört worden. Das schmerzt“, sagt Bernd Brokamp. Der Chef des Harsewinkeler Mercedes-Autohauses Brokamp in zweiter Generation kann es immer noch nicht richtig fassen, was an jenem 21. Mai, einem Sonntag, passiert ist. Brokamp und Albrecht versuchen wieder in den Alltag zu finden, schwanken aber immer wieder zwischen notwendiger Betriebsamkeit und Unglauben. Ein Bekannter sei mit dem Fahrrad am Unglückstag zur Familie Brokamp gefahren, um davon zu berichten, dass es in der Werkstatt brennt. Bernd Brokamp eilte sofort die wenigen hundert Meter zum Betrieb, seine Frau rief die Feuerwehr. Die war schnell da, kam mit immer mehr Fahrzeugen, immer mehr Einsatzkräften. Die Feuerwehrleute versuchten ihr Möglichstes, das Ausbreiten des Brandes auf das Lager konnten aber auch sie nicht mehr verhindern. Der Schaden geht mutmaßlich in die Millionen Auch Bernd Brokamp und einige Mitarbeiter, die dazu gekommen waren, versuchten zu retten was zu retten ist. Brachten Unterlagen und Computer in Sicherheit, holten Fahrzeuge aus der Verkaufshalle, brachten die Jahreswagen, die auf dem Hof nahe des Feuers standen, in Sicherheit. Am liebsten hätte Bernd Brokamp mitgelöscht, ist er doch in seiner Firma ein Macher – der aber hier nach den ersten Minuten nicht mehr tun konnte, als der Feuerwehr zuzusehen und für Fragen der Einsatzleitung verfügbar zu sein. Ruhig und professionell habe es auf ihn gewirkt, was die Einsatzkräfte bei sommerlichen Temperaturen geleistet hätten. Was zum Ausbruch des Brandes geführt hat, ist immer noch völlig unklar. Noch immer fahren Sachverständige und Gutachter vor, um die Ursache zu ermitteln. Deshalb ist die Brandruine immer noch unverändert, sie sieht noch genauso aus wie am ersten Tag nach dem großen Feuer. &bdquo;Wie hoch der Schaden ist, kann auch noch nicht beziffert werden“, sagt Dirk Albrecht. &bdquo;Er geht in die Millionen, das ist sicher. Aber es wird noch lange dauern, bis alles aufgeführt sein wird, was dem Feuer zum Opfer fiel. Die Fahrzeuge, die verbrannt sind, können nur nach Aktenlage begutachtet werden. Das ist alles sehr schwierig.“ Die Abwicklung mit den Versicherungen und Behörden ist aktuell die größte Herausforderung, vor der Brokamp und Albrecht stehen. Auch wie es am Standort an der Ostheide zukünftig weitergeht, ist noch unklar. Die Bereitschaft mit anzupacken ist bei den Mitarbeitern groß Aber es geht weiter. Mit beispielloser Unterstützung von Firmen aus der Nachbarschaft, die Hallen zur Verfügung gestellt haben. Mit Hilfsangeboten anderer Kfz-Betrieben, die sofort zur Seite standen, um Werkstattplätze, Werkzeuge und Geräte anzubieten. Brokamp ist unendlich dankbar für diese spontane und sicher nicht selbstverständliche Hilfe, auch von Händlerkollegen. Sehr beeindruckt sind Brokamp und Albrecht auch von den Mitarbeitern. Der Zusammenhalt und die Bereitschaft mit anzupacken ist enorm. Das Wichtigste für Bernd Brokamp: Niemand muss um seinen Arbeitsplatz bangen. Der Werkstattbetrieb läuft am Standort Marienfeld weiter. Dort wurden die Öffnungszeiten verlängert und ein Zweischichtbetrieb eingerichtet. Das Marienfelder Stammpersonal und die Harsewinkeler Kollegen teilen sich nun die Arbeits- und Werkstattplätze. Dadurch ist es zwar eng dort, aber die Mitarbeiter versprühen in dieser Situation eine ansteckende Aufbruchstimmung. Sie halten zusammen. &bdquo;Wir brauchten die ersten Tage zur Eingewöhnung, aber nun funktioniert hier alles“, sagt Sven Jakobströer, der Betriebsleiter in Marienfeld. Auch Thomas Gerdes, Leiter des Teilelagers in Harsewinkel, ist ins Klosterdorf umgesiedelt. Er sitzt an einem improvisierten Schreibtischarbeitsplatz und ist froh, trotz der Enge weiter arbeiten zu können. Sein Arbeitsplatz in Harsewinkel ist vollständig abgebrannt. &bdquo;Man hat das Gefühl, dass die Leute auch rund um die Uhr arbeiten würden, wenn es helfen würde“ sagt Dirk Albrecht nicht ohne Stolz. Pilgerstrom von Schaulustigen an der Brandruine reißt nicht ab Aber auch die Kunden zeigen bis auf ganz wenige Ausnahmen großes Verständnis. Die wichtigste Botschaft von Albrecht und Brokamp ist, dass es nach anfänglichen Absagen von Werkstattterminen für die Kunden nun in Marienfeld weitergeht. Zwar mussten Termine storniert werden, aber in kurzer Zeit konnte der Werkstattbetrieb durch die Umstrukturierung wieder anlaufen. Was wiederum gar nicht so einfach war. Die IT musste umsiedeln, Datenleitungen umgeroutet und Genehmigungen neu ausgestellt werden. Und die Abgasuntersuchung musste für Marienfeld neu beantragt werden, damit die Siegel auch ihre Gültigkeit haben. Viele tausend Kleinigkeiten, die in wenigen Tagen erledigt werden mussten. Aber es funktioniert nun. Der Verkauf wie die Terminvergabe sind weiterhin in Harsewinkel ansässig und damit ist Brokamp für die Kunden weiterhin erreichbar. Mit wenig Verständnis reagiert Bernd Brokamp allerdings auf Teile des Pilgerstroms, der bis heute an der Brandruine vorbei zieht. Nicht nur ein Bauzaun war notwendig, auch ein Sicherheitsdienst ist in den Nachtstunden vor Ort. Die Menschen seien im Schutt herumgelaufen und hätten sich selbst in Gefahr begeben, weil Teile der Halle einsturzgefährdet sind, erzählt der Firmenchef. Er und sein Verkaufsleiter können da nur den Kopf schütteln. Umso mehr hofft Bernd Brokamp, dass die Aufräumarbeiten bald beginnen, damit es weiter gehen kann an der Ostheide in Harsewinkel.

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