Ärger bei Kirmes im Kreis Gütersloh: Schausteller können Fahrgeschäft nicht aufbauen

Harsewinkel. Für das Schaustellerehepaar Patrik und Manuela Schneider ist der Kleesamenmarkt vorbei, ehe er überhaupt beginnt. Bereits am Mittwochabend bauten die Schneiders, die seit mehr als 30 Jahren mit wenigen Unterbrechungen zum Inventar der Harsewinkeler Kirmes gehören, ihren &bdquo;Musik-Express“ wieder ab. Das Fahrgeschäft passt mit seinen Ausmaßen nicht mehr an den angestammten Standort an der August-Claas-Straße. Am Wunschplatz steht seit Jahr und Tag eine Trauerweide, mit der sich die Schneiders in all den Jahren immer irgendwie arrangiert haben. Dann fiel der Jahrmarkt 2020 und 2021 jeweils wegen Corona aus. &bdquo;Im vergangenen Jahr konnten wir nicht wieder mit einsteigen, weil unser Express noch nicht durch den TÜV geprüft war“, erklärt Schneider. Im September bewarben sie sich bei der Stadt zur Teilnahme im Jahr 2023. Eigentlich Routine. &bdquo;In der Bewerbung stehen jeweils alle Maße und technischen Details drin“, sagt Manuela Schneider. Auch die – unveränderte – Höhe von sieben Metern, die der beliebte Express (&bdquo;Die nächste Fahrt geht rückwärts“) hat. Hier tut sich allerdings die erste Differenz auf. Denn laut Stadt seien dort nur sechs Meter Höhe angegeben. Äste der Weide in Harsewinkel sind deutlich gewachsen Um nach drei Jahren Pause nicht vor unliebsamen Überraschungen zu stehen, schauten sie sich ihren vertraglich vereinbarten Stellplatz Ende Januar sicherheitshalber an. &bdquo;Da haben wir festgestellt, dass die Äste der Weide deutlich gewachsen sind“, erinnern sich die Schausteller, die der Gütersloher Schneider-Dynastie entstammen. Patriks Vater Alfred &bdquo;Freddy“ Schneider stieg 1956 mit der &bdquo;Raupe“ ins Fahrgeschäft ein. Der Nachfolger Musik-Express rollt und rockt mit unterhaltsamer Popmusik seit 1972 auf dem Rummel. Nach einem Aktenvermerk der Stadt habe Schneider beim Ortstermin am 31. Januar zugesagt, selbst den Baum mit Spanngurten zurückzubinden. &bdquo;Ihm war aus der Vergangenheit bekannt, dass der Baum nicht gefällt und maßgebliche Äste nicht abgesägt werden würden“, zitiert Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide aus den städtischen Unterlagen. Lesen Sie auch:Verwirrung um frühen Kirmes-Termin im Kreis Gütersloh Gibt es Alternativen? Meinungen von Bürgermeisterin und Schausteller gehen auseinander Zudem sei er nochmals darauf hingewiesen worden, dass der Baum nicht beschnitten werde, um dessen Standfestigkeit und ortsbildprägende Ansicht zu erhalten. &bdquo;Würde ich auf das Ansinnen eingehen, wegen der Kirmes Bäume zu fällen oder stark einzukürzen, wären bald die Bäume am Alten Markt Geschichte“, bezieht Amsbeck-Dopheide klar Stellung. In der Abwägung gehe der lebensfähige Baum vor. &bdquo;Von Abschneiden war bei mir nie die Rede. Bis 2019 habe ich das Hochbinden noch hingekriegt, das war da schon grenzwertig“, hält Schneider dagegen. Sein vorsichtiger Versuch, sein High-Speed-Karussell aufzurichten, scheiterte am ersten dicken Ast. &bdquo;Ich wollte natürlich weder Baum noch Gerät beschädigen“, sagt er. Die Frage, ob und welche Alternativen es gab, beantworten beide Seiten unterschiedlich. &bdquo;Mehrfach und frühzeitig ist dem Ehepaar ein Ersatzangebot gemacht worden, weil die Verwaltung schon im Januar ahnte, dass der Platz wegen des Baumes knapp werden würde“, schreibt die Bürgermeisterin. Weil der &bdquo;Breakdancer“ am Rathaus abgesagt habe, hätte der Musik-Express dort stehen können. Das habe Schneider laut Stadt im Januar abgelehnt, weil er am Traditionsplatz stehen wollte. Bleiben die Schneiders für 2024 dabei? Den selben Vorschlag habe die Verwaltung am Mittwoch wiederholt, nachdem der Aufbau am Traditionsplatz nicht klappte. Das habe Schneider erneut abgelehnt, diesmal mit dem Argument, sein familienfreundliches Fahrgeschäft passe nicht zum Klientel des benachbarten Autoscooter’. Letzteres bestätigt Patrik Schneider, der sich ansonsten an der Stelle aber völlig falsch zitiert sieht. &bdquo;Das Angebot, ans Rathaus zu ziehen, kam nicht im Januar, sondern erst am Mittwoch.“ Weil der Breakdancer fehlt, stand der Autoscooter am Mittwoch schon diesmal aber quer. &bdquo;Deshalb hätten wir hier zuwenig Platz gehabt“, erklärt er, warum dies für die aktuelle Kirmes nicht in Frage kam. &bdquo;Es wäre Sache der Stadt gewesen, dass mit dem Schausteller zu klären, dass der noch kurzfristig umbaut“, meint Schneider. Um für 2024 im Boot zu bleiben, habe er selbst den Vorschlag für den Standort am Rathaus neben dem Autoscooter für das kommende Jahr gemacht. Dies habe er so deutlich dem zuständigen Mitarbeiter Ralf Gall gesagt. Betreiber bleiben auf Kosten für Anfahrt und Personal sitzen Für die Schneiders bedeutet der Verzicht auf den Kleesamenmarkt einen Umsatzausfall von mehreren Tausend Euro. &bdquo;Dazu bleiben wir auf Kosten für Anfahrt, Aufbauzeit und Personal sitzen“, rechnet Manuela Schneider vor. Was um so ärgerlicher sei, weil sie zwei zwischenzeitliche Anfragen abgelehnt hatten. &bdquo;Der Kleesamenmarkt hat für uns Priorität“, sagen sie, obwohl bei den neun Tage dauernden Osterkirmessen mehr zu verdienen wäre. Kurze Wege, die Atmosphäre und alte, gewachsene Verbindungen sprächen bisher immer für Harsewinkel, so das Ehepaar, das die siebte Generation in der Historie des &bdquo;Kirmes-Clans“ Schneider repräsentiert. Immerhin sollen sie die Standgebühr zurückerhalten. Mit dem Breakdancer fehlt ein weiterer Publikumsmagnet. Neben dem &bdquo;Breakdancer“ ist auch der &bdquo;Twister“ aus Termingründen nicht da.

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