Windau-Mitarbeiter in Quarantäne: Woher kommt Impfangst der Arbeitsmigranten?

Harsewinkel. Zu den Harsewinkeler Firmen, bei denen die steigenden Coronazahlen unmittelbare Auswirkungen haben, gehört die Firma Windau GmbH & Co. KG. &bdquo;Die positiven Befunde beeinträchtigen erstmalig seit Ausbruch der Pandemie unsere Produktion", erklärt Andreas Hilker, geschäftsführender Gesellschafter. Denn die entsprechenden Mitarbeiter befänden sich nun alle in Quarantäne. &bdquo;Sie stehen uns vorläufig nicht zur Verfügung", erklärt der Firmenchef. &bdquo;Vermehrt positive Befunde sind erstmalig und auffällig spontan bei unseren routinemäßigen Testungen vor Arbeitsaufnahme unserer Mitarbeiter festgestellt worden", schildert Andreas Hilker. Das war Anfang der vergangenen Woche bei dem Wurst- und Schinkenspezialisten der Fall. Die Belegschaft wird täglich vor Arbeitsbeginn mit einem Sars-CoV-2 Antigen-Schnelltest getestet. Seien diese positiv, folge gleich anschließend ein PCR-Test. Diese umfangreicheren PCR-Testungen werden zudem in regelmäßigen Abständen vorgenommen. Einschränkungen in der Produktion werden durch Mehrarbeit ausgeglichen Besonders auffällig oder gar besorgniserregend seien die jetzigen Fallzahlen aus Sicht von Andreas Hilker allerdings nicht. &bdquo;Wir reden hier von einer Infektionsquote im mittleren einstelligen Bereich", relativiert er. Einschränkungen in der Produktion durch die verringerte Besetzung würden aktuell durch Mehrarbeit ausgeglichen. Hilker sieht daher in den Fallzahlen keine auffällige Clusterbildung in seinem Betrieb, der in der Produktion rund 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Ost- und Südosteuropa beschäftigt. &bdquo;Eine proportional höhere Ansteckung ausschließlich bei Mitarbeitern mit Arbeitsmigration sehen wir nicht", betont er. Ein Großteil dieser Menschen war bis zum 1. April in Werkvertragsverhältnissen über den Personaldienstleister Besselmann bei Windau beschäftigt. Durch die bundesweit veränderte Gesetzgebung, die maßgeblich auch durch die Masseninfektionsausbrüche beim Schlachtbetrieb Tönnies vorangetrieben worden war, war auch Windau gezwungen, die Leiharbeitnehmer in eigene Beschäftigungsverhältnisse zu übernehmen. Impfskepsis unter Arbeitsmigranten besonders verbreitet Allerdings ist die Impfskepsis unter Arbeitsmigranten besonders verbreitet, wie die Neue Westfälische aus diversen Gesprächen mit Moldawiern, Rumänen, Ukrainern und Polen erfuhr. Auch Andreas Hilker kennt diese Problematik. &bdquo;Wir bekommen immer wieder Hinweise, dass gerade in dieser Bevölkerungsgruppe die Impfskepsis besonders hoch sei", bestätigt der Windau-Chef. Der Anteil der Geimpften liege schätzungsweise &bdquo;nur bei etwa einem Drittel", bedauert er. Von Quarantänemaßnahmen seien in seiner Firma aber nahezu zu gleichen Teilen auch andere Mitarbeiter betroffen. Tiefes Misstrauen gegenüber allen staatlichen Institutionen In den Gesprächen mit den Arbeitsmigranten, das ergeben die Recherchen der NW, wird oft deutlich, wie tief das Misstrauen gegenüber allen staatlichen Institutionen verankert ist. Das rührt zum einen noch aus dem kollektiven Gedächtnis aus Sowjetzeiten her. Zum anderen misstrauen die Arbeitnehmer ihren als &bdquo;korrupt und wenig effektiv" geltenden Regierungen, die in der Coronakrise überfordert wirkten. Rumänien mit seinen 19 Millionen Einwohnern und einer Impfquote von nur 38 Prozent erlebte erst im Oktober wieder eine neue Höchstwelle von bestätigten Fällen und an Corona Gestorbenen. Hinzu kommt die Sprachbarriere. Die wenigsten sprechen Deutsch. Und weil für viele die eigenen Kanäle ihrer Heimatländer auch nicht vertrauenswürdig sind, ziehen sie ihre Informationen aus eher dubiosen Quellen. &bdquo;Ich glaube unseren Medien nicht", sagt eine Ukrainerin, die ihren Namen nicht nennen möchte. Auch ihr Mann, ein Moldawier, zieht die mehrsprachigen Auslandskanäle von &bdquo;Russia Today" (RT) vor. Informationen aus dubiosen Quellen Was einen besonders schizophrenen Beigeschmack hat, wie das deutsche Nachrichtenportal &bdquo;ntv" in einem Beitrag am Dienstag beleuchtet. Denn zuhause in Russland, wo sich bisher auch nur ein Drittel der Bevölkerung impfen ließ, liegt der Propagandasender ganz auf Staatslinie und befeuert Putins Impfappelle an die Bevölkerung. Dagegen macht sich das Desinformations- und Destabilisierungsorgan des Kremlchefs etwa in Deutschland gerne mit Impfskeptikern und Verschwörungstheoretikern gemein, um Streit und Zweifel in den westlichen Demokratien zu säen. Dass ihre Landsleute für diese Desinformation in Fernsehen und Internet besonders empfänglich sind, bestätigen auch Violeta und Constantin Samu. Auch am Sonntag beim sechsstündigen Immunisierungsmarathon des mobilen Impfteams des Kreises Gütersloh in Harsewinkel im Gemeindezentrum der Pfarrgemeinde St. Paulus, wo das Ehepaar als Dolmetscher bereitstand, ließen sich kaum Osteuropäer blicken (NW vom 16. November). &bdquo;Diese Menschen sind nur schwer zu erreichen", sagt die Übersetzerin. Verpflichtende Impfung lässt sich auch in der sensiblen Lebensmittelbranche nicht durchsetzen Eine Verpflichtung zur Impfung lässt sich wohl auch in der besonders sensiblen Lebensmittelbranche nicht durchsetzen. &bdquo;Wir versuchen jedoch, durch firmeninterne Anreize und eine Sensibilisierung für dieses Thema, ständig den Anteil zu erhöhen", sagt Windau-Geschäftsführer Andreas Hilker. Die Sicherheit seines Betriebes und die Produktion als Ganzes sieht er nicht gefährdet. &bdquo;Aufgrund unseres bestehenden Hygienekonzeptes mit voll umfänglichen Tests aller unserer Mitarbeiter und aller Personen, die unsere Firma betreten, ist sichergestellt, dass infizierte Personen nicht in unseren Betrieb gelangen und es hier zu keiner Weiterverbreitung des Virus kommt", erklärt er. Das Hygienekonzept mit den umfangreichen Testungen greift Das Gesundheitsamt habe ihm bestätigt, dass das Hygienekonzept mit den umfangreichen Testungen greife. &bdquo;Die Infizierungen treten außerhalb unseres Betriebes auf", sagt er. Eine Einschätzung, die durch die Erkenntnisse der Gesundheitsbehörde gedeckt ist. Nach Auswertung von Statistiken Betroffener in Harsewinkel stecke sich der Großteil im eigenen Haushalt oder durch soziale Kontakte an. Wo es geht, steuert Windau durch Home-Office gegen und reduziert den Personalverkehr – auch beim Schichtwechsel – auf ein Minimum.

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