Käufer klagt nach Erwerb von Riesen-Immobilie gegen Stadt im Kreis Gütersloh

Harsewinkel. Möglicherweise hat die Stadt Harsewinkel demnächst eine Rechtssache weniger auf dem Tisch. Anfang Oktober gab die Verwaltung den Beschluss aus der letzten nichtöffentlichen Ratssitzung bekannt, wonach sie das Verhandlungsangebot des Erst-Erwerbers der Immobilie August-Claas-Straße 6-8 und Südring 3 annehmen werde. Bekanntlich wurde das große Wohn- und Geschäftshaus mit 36 Wohnungen und fünf gewerblichen Mietern im April verkauft. Was bislang nicht bekannt war: Bei diesem Erst-Erwerber handelt es sich um eine Firma der HVG-Gruppe (HVG Immo, HVG Projekt, HVG Invest) mit Sitz in Clarholz. Geschäftsführer ist Stefan Gök. Im Internet wurde der Komplex für 5,2 Millionen angeboten Der Kaufpreis wurde im April nicht bekannt, angeboten worden war der Wohnkomplex, in dem ferner ein Restaurant (&bdquo;Indian Inn"), ein Action-Markt und die Firmen Claas und Karl Brand untergebracht sind, zuvor im Internet für 5,2 Millionen Euro. Was ebenfalls nicht bekannt war: Die HVG hatte vor dem Verwaltungsgericht Minden Klage eingereicht, nachdem die Stadt nachträglich ihr Vorkaufsrecht ziehen wollte. Die Klage in Minden sei seit dem 27. August anhängig, teilte das Gericht auf Nachfrage mit. Nur zwei Wochen zuvor hatte die NW exklusiv darüber berichtet, dass der Rat am 30. Juni &bdquo;positiv" über das Vorkaufsrecht abgestimmt und das der Stadt Interesse bejaht hatte. Wenige Tage später, unmittelbar vor Einreichen der Klage, hatte sich der Rat noch einmal mit dem weiteren Vorgehen beschäftigt. Vor Gericht sei allein aus Kapazitätsgründen vorerst keine Entscheidung zu erwarten, hieß es am Donnerstag. &bdquo;Einen Gerichtstermin gibt es noch nicht. Die Sache liegt auf Wiedervorlage in vier Monaten", sagte Gerichtssprecherin Teresa Grabitz. Die Stadt wird in dem Konflikt jedenfalls vom Anwaltsbüro Hoppenberg aus Münster vertreten, die HVG von der Kanzlei Kampmeier (Herzebrock/Rheda-Wiedenbrück). Welche Pläne Stefan Gök mit der Immobilie hat, will er noch nicht sagen Gut möglich, dass die beiden Seiten schon vorher einen Kompromiss erzielen werden. In der Ratssitzung am 6. Oktober habe er im nichtöffentlichen Sitzungsteil sein Konzept präsentiert, sagte Stefan Gök. Wie dieses aussieht, dazu mochte er am Donnerstag wenig sagen. Jedenfalls sei weder ein Abriss noch ein Weiterverkauf sein Ziel, sagte er. &bdquo;Die Immobilie ist ja noch nicht so alt und in gutem Zustand." Seit rund 40 Jahren bildet der rote Klinkerbau seitlich der Münsterstraße das Eintrittstor zur Stadt. Gök bestätigt, dass die Gespräche mit der Stadt angelaufen sind. Der Geschäftsmann ist guter Dinge, dass eine Einigung möglich ist, wenngleich ihn der letzte Ratsbeschluss dann doch überrascht hatte. Während der Ratssitzung selbst habe er nicht den Eindruck gehabt, dass die Stadt tatsächlich das Gebäude kaufen wolle, sagte er jetzt. Warum die Stadt überhaupt Eigentümer der Immobilie werden will, darüber gibt es bis heute keine Informationen. Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide sagte, dass die Stadt ihr Vorgriffsrecht aus der Sanierungssatzung ableite. &bdquo;Das ist eine Großimmobilie, da will man als Stadt Einfluss nehmen können", kommentierte sie am Donnerstag auf Nachfrage. Die Nutzung sei gegenwärtig nicht gut verträglich für den Innenstadtbereich. Die Klage sei aus ihrer Sicht auch deshalb eingegangen, weil die Gegenpartei Fristen habe wahren müssen. &bdquo;Zielsetzung ist, dass wir uns außergerichtlich und gütlich einigen", sagte die Bürgermeisterin. 36 Wohnungen auf 2.675 Quadratmetern plus fünfmal Gewerbe Auch Stefan Gök erklärte, ihm sei an einem guten Miteinander gelegen. Er arbeite mit anderen Städten und Gemeinden in der Umgebung, etwa in Oelde oder Herzebrock-Clarholz, mit seinen Immobilien und seinem Service gut zusammen. &bdquo;Wir sind gut mit den Kommunen", sagt er. Der Komplex in rotem Klinkerstein, errichtet in den 80er Jahren, umfasst drei Häuser mit insgesamt 36 Wohnungen und 2.675 Quadratmetern Wohnfläche sowie fünf Gewerbeeinheiten (1.974 Quadratmeter). Die Grundstücksgröße beträgt 4.245 Quadratmeter. Zum Gebäude zählen 46 Tiefgaragenstellplätze und eine ebenerdige Parkfläche. Sämtliche Einheiten seien vermietet, hieß es im April. In den Wohnungen leben zu einem großen Teil Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus Ost- und Südeuropa.

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