Nächste Kultkneipe im Kreis Gütersloh macht dicht

Harsewinkel. Wenn für die Zecher in Harsewinkel überall nichts mehr ging, ging in der &bdquo;Alten Eiche" ganz sicher immer noch was. Fast 50 Jahre lang war die Gastwirtschaft an der Breslauer Straße der letzte Zufluchtsort, wenn es nirgendwo sonst mehr im Ort ein frisch gezapftes Helles gab. Nun macht eine der urigsten Kneipen für alle Zeiten dicht. Eigentümerin Anni Brüggemann, deren Tochter Mary das Objekt und das sich anschließende Bauprojekt verwaltet, will aus der Gaststätte nun Wohnungen entstehen lassen. Annis verstorbener Ehemann Alfred Brüggemann, als Maler ein angesehener und bestens vernetzter Handwerksmeister im Ort, hatte 1970 die Kneipe mit den Wohnungen darüber gebaut. Eine Pinte, in der bei &bdquo;kurz-lang" und Frikadellen nach alter Sitte so mancher Handel abgeschlossen und per Handschlag bekräftigt wurde. Das Wort galt unter Westfalen. Erster Pächter war Siggi Druschkowski, allen Kneipengängern nur als &bdquo;Brummer" bekannt, der hinter dem mächtigen Tresen die Zapfhähne bändigte. &bdquo;Da wurden rauschende Feste gefeiert. Wenn alles zumachte, war die Eiche noch auf", erinnern sich die Altvorderen. Grün-Weiß Marienfeld wurde hier gegründet. Stammtische und Vereinsmeier, Sparvereine und Klön-gruppen, Skatdrescher und Doppelkopffreunde, Flipperkönige, Knobler und Kicker, Dart- und Billardspieler ließen sich hier das Frischgezapfte schmecken. "2020 ist ein echtes Seuchenjahr" &bdquo;Das Bier kam vom ersten bis zum letzten Tag von Zumdiek", sagt Izzet Tayan, der nun als letzter Pächter die Lichter ausmacht. Veltins war das Bier der Wahl, Knebelverträge mit Brauereien habe es nie gegeben. Corona, das die Gaststätten voll erwischt hat, die marode Heizungsanlage, die schwierigen Perspektiven in der Kneipenlandschaft und die neuen Pläne der Eigentümer zusammen haben in ihm den Entschluss reifen lassen, etwas Neues anzufangen. &bdquo;Wir hatten schon alles für den 50. geplant, aber 2020 ist ein echtes Seuchenjahr", sagt er. Zudem habe sich das Gästeverhalten geändert. &bdquo;Heute glühen die jungen Leute bis ein Uhr zuhause vor und kommen dann bis vier hierher", stellt Tayan fest. Früher hätte zudem die Nachbarschaft das muntere Kneipenvolk eher akzeptiert. Hier mitten im Wohngebiet gibt es seit Einführung des Rauchverbotes drinnen doch schon mal Beschwerden über die Qualmer draußen. "Montags-Stammtisch bekam Schnittchen mit DDR-Leberwurst" Auch Daniel Remke, der schon als Zivildienstleistender bei der Behindertenwerkstatt nach Dienstschluss in der &bdquo;Eiche" am Tresen und Spülbecken aushalf und der die alten Geschichten aus eigenem Erleben kennt, bedauert das Ende. Als 1992 wieder ein Pächter fehlte, nahm Alfred Brüggemann den jungen Mann ins Gebet. &bdquo;Du machst das jetzt." Gesagt. Getan. Remke möbelte den Laden auf, schaffte das Hochbüfett an und hatte bei Schlager-, Flowerpower- und Halloweenpartys regelmäßig &bdquo;volles Haus". Live-Musik gab es auch, wenn Frank und Ole Sperber hier klampften oder Saxofon-Werner aufspielte. Remke, selbst in einer Kneiperfamilie in Stendal groß geworden, brachte zudem eine Ost-Attraktion mit. &bdquo;Der Montags-Stammtisch bekam immer Schnittchen mit original DDR-Leberwurst." Dass es nicht mehr ganz zum 50. Geburtstag reicht, findet auch Mary Brüggemann angesichts der vielen Reaktionen im Netz schade. Eine Abschiedsfeier mit Stammgästen wird es noch geben. Und einen Flohmarkt am 15. und 16. August, jeweils 11 bis 15 Uhr mit Schankwagen vor der Tür. Dann können sich Nostalgiker ihr persönliches Stückchen Harsewinkeler Kneipenkultur erwerben.

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