
Harsewinkel. Fragt man Thomas Schöne, was er eigentlich genau macht, folgt prompt: "Fragen Sie mich das bloß nicht." Kein Wunder, denn das Repertoire des Künstlers kennt keine Grenzen. "Es kommt immer wieder etwas Neues hinzu", sagt der gebürtige Harsewinkeler.
Skulpturen, Gemälde, Raumgestaltung, digitale Kunst, Illustrationen, Stofftiere, Möbel, Schmuck, Marionetten . . . Schöne stockt mehrfach beim Auflisten. Vieles davon findet sich auch in seinem Haus im Allgäu wieder, in dem er seit zehn Jahren lebt. Es sei ein "Highlight" in seiner Wahlheimat. "Es gibt inzwischen schon Besichtigungen in meinem Haus, denn es fällt schon von außen auf, dass da kein normaler Mensch drin wohnen kann", sagt er lachend. "Ich habe sogar eine Drachenhöhle."
Seit zwei Jahren bringt der Tausendsassa auch Bücher heraus. Der Kurzgeschichtenband "Meine tierische Welt" (2015) basiere auf Kindheitserinnerungen aus Harsewinkel. "Ich bin am Richterhof aufgewachsen, also quasi mitten im Naturschutzgebiet. Ich war ständig draußen."
Medienhype in Bayern
Diese Tierliebe hält bis heute. 2016 gab es sogar einen kleine Medienhype im Süden Deutschlands, als der Künstler sich um ein aus dem Nest gefallendes Spatzenkind kümmerte. Der Bayrische Rundfunk berichtete darüber, wie Schöne die kleine "Johanna" aufgepäppelt hat. "Solche Dinge habe ich schon als Kind gemacht. Auch das fließt in meine Tiergeschichten ein."
Die Ideen für sein neustes Buch - Anfang März erst erschienen - sind ebenfalls nicht neu. "Das wollte ich schon vor 30 Jahren machen", sagt er über die kindgerechten Reime mit dem Titel "Das Achwiedummschwein mit dem Zauberstein". Damals war ihm die Produktion zu teuer, heute organisiere er das durch das Internet im Eigenverlag.
Sein Hauptverdienst seien jedoch Skulpturen, zum Beispiel aus Bronze für Gräber. Daneben floriert das Geschäft für Raumgestaltungen. "Ich male große Wandbilder, oft im fotorealistischen Stil." Da Schöne direkt am Starnberger See wohnt, ist die zahlungskräftige Kundschaft für diesen Luxus nicht weit. "Hier geben viele ihr Geld für Schöngeistiges aus." Einer der Gründe, weshalb er dort wohne.
Nach seiner Ausbildung als Grafiker bei Bertelsmann und seinem Studium in Grafik und Skulptur an der Fachhochschule in Münster zog es den jungen Mann in die Ferne. Als Künstler reichten die Aufträge nicht, die Jobs als Grafiker füllten ihn nicht aus.
Weiterentwicklung in Spanien
Ein Jahr lang entwickelte er sich künstlerisch in Spanien weiter, nahm dann einen Auftrag als Grafiker in Rom an und "verknallte" sich auf dem Rückweg in die Stadt München. Nach Ostwestfalen reiste er nur noch, wenn Aufträge bei Bertelsmann winkten - dafür nahm er einen Flieger.
Doch das waren für den Selbstständigen ab 1986 eher kurze Wege. Als Illusionsmaler kam er bis nach Bangkok. Für den Bierbrauer Paulaner verzierte er damit ein Hotel. Weltweit bekam er Aufträge. "Manchmal wusste ich beim Aufwachen im Hotel nicht mehr, in welchem Land ich gerade bin."
Heute wolle er das nicht mehr. Seine Kunstwerke müssen ohne ihn auf Reisen gehen, wie jüngst eine lebensgroße Marienskulptur, die nun in einer amerikanischen Kirche steht. "Ich will einfach nur noch liefern und die Zeit in meinen drei Ateliers verbringen." Selbst Anfragen vom Fernsehen stoßen bei ihm selten auf Interesse. "Das habe ich auch nicht nötig."
"Es wurde einfach verlangt"
Dabei hat sich sein Interesse für dreidimensionale Arbeiten erst durch TV-Aufträge entwickelt. Um Bühnenbilder für Werbefilme für Marken wie Henkel oder Asbach Uralt zu gestalten, entwickelte er eigene Techniken: "Beim Fernsehen wurde man nicht gefragt, ob man etwas kann. Es wurde einfach verlangt."
Vor ein paar Jahren tauchte eine seiner Arbeiten sogar nur zufällig im Fernsehen auf. TV-Moderator André Holst verwendete eine Rosensilikonform von Schöne um ein Dessert beim Vox-Promi-Dinner zuzubereiten.
An seinen Geburtsort reist Schöne nur selten, obwohl er Freunde und Verwandte in der Region hat. Im vergangenen Jahr sei er in Harsewinkel gewesen, bevor das Haus seiner Oma verkauft wurde. "Ich hatte so einen Drang, ein letztes Mal ihr Wohnzimmer zu sehen." Mit seinem Umzug habe er sich zwar neu verwurzelt, "doch die Erinnerungen an die Kindheit in Harsewinkel bleiben im Herzen."