
Harsewinkel. Kurz vor Weihnachten 2014 hatte Marcel Sonnert sein Buch über die Entstehung und Entwicklung der Claas-Werke in Harsewinkel in den Privatbriefkasten des Firmenpatriarchen Helmut Claas geworfen. Wenige Tage später meldete sich dessen Chefsekretärin bei dem 36-jährigen Harsewinkeler, um einen Termin zu vereinbaren.
Helmut Claas und seine Tochter Cathrina Claas-Mühlhäuser, die mittlerweile an der Spitze des größten europäischen Unternehmens für Landtechnik steht, empfingen Sonnert zu einem persönlichen Gespräch. "Es war ein schönes Erlebnis. Es passiert nicht oft, dass ein einfacher Mitarbeiter seine Chefs in einem derart privaten Rahmen trifft", erinnert sich Sonnert. Helmut Claas und seine Tochter waren von dem Büchlein sehr angetan, erzählt der Autor.
Begeistert seit der Kindheit
Schon als Kind stand für Sonnert fest, dass er eines Tages bei Claas arbeiten würde. Damals wohnte seine Familie unweit der TWE-Strecke. Voller Faszination beobachtete er die Züge, die vorbeirollten und die Erntemaschinen in die ganze Welt transportierten. Nach der Schule absolvierte er ab 1998 bei Claas eine Lehre als Teilezurichter. Heute arbeitet er als Schweißer in der Rohbauabteilung. Dort bedient er die Hightechroboter, die die komplizierten Geräte zu einem technischen Wunderwerk zusammenfügen.

"Ich habe saatengrünes Blut. Es ist ein Traum für mich, bei Claas zu arbeiten", sagt er. Das Buch mit dem Titel "Ein Werk im Wandel" ist ein Ausdruck dieser engen Verbundenheit. Die Maschinen aus dem Hause üben auf ihn eine große Anziehungskraft aus. Mit seinem Freund Michael Packhäuser begann er 2010, historische Mähdrescher zu sammeln. Die beiden durchforsten das Internet nach gut erhaltenen Maschinen zum vernünftigen Preis. Mit Erfolg. Der Fuhrpark ist mittlerweile auf vier Mähdrescher angewachsen, die Im Witten Sand am elterlichen Haus von Michael Packhäuser abgestellt sind: Die Selbstfahrer Columbus und ein SF Mähdrescher, die beide 1959 vom Band liefen, sowie zwei gezogene Drescher, ein Claas Garant von 1971 und ein Super Automatic, der vermutlich 1962 gefertigt wurde. Die beiden Freunde stecken viel Freizeit in die Instandsetzung der alten Geräte. Wenn sich die Gelegenheit bietet, wird in der Nachbarschaft mit dem SF Mähdrescher gedroschen. Sonnert wünscht sich, dass sie ihre Sammlung in einer Scheune unterstellen können. Interessenten können sich unter Tel. (01 52) 54 35 04 38 oder per E-Mail, marcel.sonnert@gmx.de, melden.
Das Büchlein "Ein Werk im Wandel" ist noch nicht veröffentlicht. Sonnert schildert darin auf 108 Seiten anhand mehr als 300 Bilder die wichtigsten Stationen in der über 100-jährigen Claas-Geschichte. 200 bis 300 Stunden hat der 36-Jährige in dieses Projekt investiert. Im firmeneigenen Archiv wühlte sich Sonnert mit Unterstützung des Archivars Tomislav Novoselac durch alle seit 1942 erschienen Ausgaben der Mitarbeiterzeitschrift "Der Knoter" (heute "Claas intern") auf der Suche nach interessantem Material. So nahm nach und nach das Buchprojekt Formen an.
Er unterteilte es in fünf Kapitel. Unter der Überschrift "Von den Anfängen bis heute" beschreibt er den Werksaufbau der Firmenzentrale im Wandel der Zeiten. Der nächste Abschnitt ist der großen Modernisierung gewidmet, die 2010 unter dem Titel "Synpro 10" erfolgte und über 55 Millionen verschlang. Ein eigenes Kapitel ist der Claas-Werksfeuerwehr gewidmet, denn schließlich ist Sonnert hier aktives Mitglied. Ferner enthält das Büchlein ein Porträt des Firmengründers August Claas und mehrere Seiten, auf denen dem Leser unter "Die Gesichter von damals" Eindrücke vom Claas-Arbeitsalltag vermittelt werden.