Halle. Zur Feier des Tages sprach Laurent Delanney einige Worte auf deutsch: "Meine Damen und Herren, es ist mir eine besondere Ehre, eine wichtige Entscheidung für die Gerry Weber Open zu verkünden."
Als der aus Frankreich stammende Europachef der ATP, Dachverband der männlichen Tennisprofis, seine Rede auf englisch fortsetzte und mit Freude bestätigte, dass das Haller Rasenturnier wie auch die Parallel-Veranstaltung im Londoner Queens Club ab 2015 in die ATP-World Tour 500er Kategorie aufsteigen werden, lehnte sich Ralf Weber entspannt zurück. Er lauschte den Sätzen voller Wertschätzung für die Entwicklung seines Turniers, das er gemeinsam mit seinem Vater Gerhard Weber vor 21 Jahren geschaffen hatte.
Delanney sprach davon, dass eine Aufwertung der Gerry Weber Open generell außer Frage stand. Denn schon seit Jahren bewege sich das Turnier bezüglich Infrastruktur, Spielerfeld, Unterhaltungsprogramm und Zuschauerzahlen auf dem Niveau der zweithöchsten Kategorie unterhalb der vier Grand Slams. Zum Vergleich: Der Zuschauerschnitt der 500er-Turniere liegt bei 85.000. Zu den Gerry Weber Open strömen jährlich über 100.000 Besucher. "Die ATP hat unseren Einsatz und unsere Investitionsfreudigkeit honoriert", sagt Weber.
Möglich wird die Aufstockung, weil sich die Rasensaison ab 2015 um eine Woche verlängert und quasi als Road to Wimbledon dient. Viele Spieler hatten sich daraufhin dafür ausgesprochen, der mittleren Woche zwischen den beiden Grand-Slam-Turnieren in Paris und London mehr Bedeutung zu geben. Bislang finden die Gerry Weber Open noch direkt nach den French Open statt, was den Nachteil hat, dass die Paris-Finalisten aus Belastungsgründen häufig absagen.
Ab 2015 können die Profis entweder beim neuen Rasenevent in Stuttgart spielen oder eine einwöchige Pause einlegen. "Dann werden alle Topspieler entweder in Halle oder in Queens spielen. Damit werden wir uns im Kreise der 500er Turniere noch einmal abheben. Denn keine Woche hat so ein Gewicht wie die mittlere zwischen Paris und Wimbledon", ist Weber überzeugt, dass sich sein dann wieder 32 Teilnehmer umfassendes Feld in der Breite verbessern wird.
Anreiz stellt neben der Aufstockung der ATP-Punkte – der Sieger erhält statt 250 dann 500 Punkte – auch die Preisgelderhöhung dar. Derzeit schütten die Gerry Weber Open noch 780.000 Euro aus, in der 500er-Kategorie sollen es dann laut ATP-Vorgabe 1,7 Millionen Euro sein. Geld, das Weber bereitstellen muss, aber über andere Kanäle in die Kasse hineinfließt.
Denn die internationalen Fernsehrechte aller dann 13 Turniere der 500er Kategorie werden von der ATP im Paket vermarktet. Der Verkauf der nationalen Senderechte liegt weiterhin in der Hand des Turniers selbst. "Darüber erreichen wir eine höhere, weltweite TV-Präsenz, was für Sponsoren wiederum interessanter ist", erklärt Marketingleiter Horst Erpenbeck. "Das gesamte GWO-Team bekommt für seine jahrelangen Bemühungen die Bestätigung. Wir werden quasi geadelt."