Kult-Restaurant im Kreis Gütersloh schließt endgültig – Immobilie steht zum Verkauf

Halle. Das Gerhold’s in Hörste steht mitsamt einem 4.398 Quadratmeter großen Grundstück mit zwei potenziellen Bauplätzen zum Verkauf. Ein Bielefelder Immobilienmakler bietet es seit einigen Tagen an, der Verkaufspreis liegt bei 998.000 Euro. Ein Schritt, der sich angedeutet hatte. Gastronom und Immobilienmiteigentümer Michael Ockert hatte sich zuletzt immer mehr vom Zapfhahn zurückgezogen. Im Herbst 2024 hatte er vor allem wegen Personalmangels den regulären Gaststättenbetrieb eingestellt und auf Eventlocation mit Betrieb nach Buchung umgestellt. Das Konzept lief zunächst auch ganz gut an, dann aber stagnierte die Nachfrage, und Vollblutwirt Ockert merkte zudem, dass es für ihn nicht das Richtige ist. Ganz oder gar nicht, lautete stets seine Devise, und eigentlich war klar, dass es früher oder später ums Aufhören geht. &bdquo;Ich muss einfach weiter runterfahren“, sagt Ockert Das Umstellen auf die Eventlocation sei, so sagte Ockert bereits vor einem Jahr, ein erster Schritt gewesen, um sich aus dem Betrieb zurückzuziehen. &bdquo;Nun muss ich einfach weiter runterfahren“, sagt Ockert heute. In den vergangenen Monaten sei dann auch dieses Konzept immer weniger nachgefragt worden. &bdquo;Ich habe aber laufende Kosten und muss auch deswegen handeln“, erklärt der 65-Jährige. Die fetten Jahre in der Gastronomie seien längst vorbei. Als die Branche vielerorts schon am Boden lag, trat Corona noch einmal nach. &bdquo;2019 war es das letzte Mal schön“, blickt Ockert zurück. Corona sei dann der endgültige Todesstoß gewesen. Lesen Sie auch: Kult-Gastronom im Kreis Gütersloh geht nach mehr als 35 Jahren in den Ruhestand Der gelernte Kfz-Mechaniker hatte die traditionsreiche Kneipe, deren Geschichte bis ins Jahr 1882 zurückreicht, am 9. November 1989, dem Tag des Mauerfalls, gemeinsam mit Axel Rönneker eröffnet. Dieser stieg später aus, ist bis heute aber Miteigentümer der Immobilie. Mietwohnungen - speziell für Senioren - könnten hier entstehen &bdquo;Ich bekomme schon seit einem Jahr Rente“, sagt Ockert. Und was auf dem Papier gilt, soll bald auch in der Praxis gelten. Mit 66 soll Schluss sein, so sein ursprünglicher Plan, der demnach bereits im Herbst umzusetzen wäre. Könnte noch klappen, denn laut Ockert gibt es schon einige Interessenten für das Objekt. &bdquo;Aber als Investor muss man sich das in Ruhe durch den Kopf gehen lassen“, sagt Ockert. Vieles deute derzeit darauf hin, dass hier Mietwohnungen, speziell für Seniorinnen und Senioren, entstehen könnten. &bdquo;Da gibt es Bedarf. Viele alleinstehende Senioren möchten gerne in Hörste bleiben und ihr Haus gegen eine kleine Wohnung umtauschen. Zudem gibt es auch viele Familien, die gerne nach Hörste in ein Haus ziehen würden“, sagt Ockert. Der Ortsteil habe schließlich viele Vorteile. &bdquo;Wir haben einen Arzt, eine Grundschule, eine Kita, eine Kirche und einen rund um die Uhr geöffneten Supermarkt. Das ist hier mit der Natur drumherum fast schon ein Naherholungsgebiet“, sagt Ockert. Ein Plus seien auch die Nähe zur Autobahn, die Busverbindungen nach Halle und Versmold sowie die Nähe zu Storck. &bdquo;Da werden immer Leute gebraucht, die dann hier hinziehen könnten“, sagt der Kultwirt. Name des Restaurants könnte theoretisch weiter genutzt werden Eine weitere Nutzung als Kneipe hat, so Ockert, jedoch bisher niemand im Sinn. Der Name Gerhold’s ist übrigens nicht geschützt. Sollte sich doch noch jemand finden, der hier ein Restaurant betreiben möchte, könnte er die seit 1989 etablierte Bezeichnung fortführen. Ockert selbst wird dann aber nicht mehr am Tresen stehen. Lesen Sie auch: Inhaber verkauft Inventar aus 100 Jahren Kultkneipe - Schließung im Kreis Gütersloh steht kurz bevor &bdquo;Wenn Not am Mann ist, könnte man mich aber fragen, ob ich mal einspringe“, sagt Ockert, und es kommt doch noch einmal der &bdquo;Gastronom aus Leidenschaft“ hervor. Aber generell stellt er klar, dass das Kapitel für ihn ab sofort erledigt ist. Er zieht sich mit sofortiger Wirkung zurück, lediglich die Räume können für Feiern bei eigener Bewirtung noch angemietet werden, bis ein neuer Eigentümer gefunden ist. &bdquo;Verschenken tun wir die Immobilie aber nicht“, sagt Ockert. Eine Vermietung sei ebenfalls keine Option. Die Bielefelder Immobilienfirma Am Buschkamp sieht in dem Objekt im Hörster Dorfkern viele Gestaltungsmöglichkeiten. &bdquo;Dieses dorfkernprägende, historische Wohn- und Geschäftshaus bietet großes Potenzial bei einer soliden Basis“, heißt es im Exposé zum Objekt. Eine Abschiedsparty in der Kultkneipe wird es nicht geben Im Erdgeschoss habe es einst die Filiale einer Sparkasse und daneben &bdquo;eine charmante Kult-Gaststätte mit Biergarten und einem angenehmen Ambiente“ gegeben. Die Immobilie verfügt im Obergeschoss über fünf Wohnungen, von denen aktuell zwei vermietet sind. Zudem gibt es dort ein Büro. &bdquo;Eine Abschiedsparty wird es nicht geben. Für wen soll ich die den machen? Das Gerhold’s ist jetzt schon bei vielen in Vergessenheit geraten“, stellt Ockert klar. &bdquo;Ich hoffe, dass der Verkauf bald klappt. Lieber heute als morgen. Die ganze Sache beschäftigt mich sehr. Ich muss jetzt zur Ruhe kommen“, sagt der 65-Jährige. Zuletzt sei die Immobilie eher ein Klotz am Bein gewesen.

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