So will es dieser Grünen-Kandidat aus dem Kreis Gütersloh in den Bundestag schaffen

Halle. Nebelig ist es draußen, als Sebastian Stölting an diesem Morgen mit seinem E-Auto am Büro der Haller Grünen vorfährt. Donald Trump ist kürzlich zum zweiten Mal als Präsident der USA vereidigt worden, und der 34-Jährige hat kaum seine Jacke abgelegt, als er seine kalten Hände aneinander reibt und dabei schon zwei seiner zentralen Themen anreißt: transatlantische Beziehungen und Handelsbeziehungen allgemein. &bdquo;Die Unternehmen im Kreis dürften gerade alle miteinander gebannt in die USA schauen“, merkt Stölting an. &bdquo;Alle hier produzieren, exportieren oder sind auf Material und Maschinen angewiesen, die aus den USA kommen - das wird jetzt richtig spannend.“ Auf dem Tisch liegen noch viele Wahlplakate, die verteilt werden wollen. Überlebensgroß sind die Köpfe von Robert Habeck, Annalena Baerbock und Sebastian Stölting für den Wahlkreis 130 auf grünem Grund hier abgebildet. Überschrieben sind sie mit den Schlagwörtern &bdquo;Zuversicht“, &bdquo;Zusammen“ und - &bdquo;Zukunft“. Beruflich entwirft der Kandidat der Grünen Zukunftsszenarien Der Begriff Zukunft passt dabei zu dem Mann, der mit drei Geschwistern in Bielefeld-Eckhardtsheim an der Grenze zum Kreis Gütersloh aufgewachsen ist. Beruflich arbeitet er nämlich als Foresight- und Strategieberater und entwirft somit Zukunftsszenarien. &bdquo;Wir analysieren Trends für das Wirtschaftsministerium und die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit“, erklärt Stölting. Auch die Weltbank, die UNO oder Non-Profit-Organisationen gehörten dazu. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Bu?ndnis90/GRU?NE Halle(W) (@gruenehallewestf) &bdquo;Wir spielen die Zukunft durch: Was wäre, wenn morgen der Ukraine-Krieg beendet wäre? Und was wäre, wenn das erst in drei Jahren der Fall ist? Was würde geschehen, wenn die Zölle in den USA hochgehen - um fünf oder um zehn oder um 20 Prozent? Zum Beispiel.“ Am Ende würden dann mithilfe von Experteninterviews und Open AI Strategien entwickelt. Ideen in Kairo, Amsterdam und Co. gesammelt Stölting trinkt einen Schluck Tee. &bdquo;Wir dürfen nicht im Jetzt verharren. Eine zentrale Motivation für Politik muss es sein, nachhaltig und vorausschauend zu arbeiten“, sagt er. Dabei seien es die Grünen, die eine nachhaltige Politik betrieben, schlägt Stölting den Bogen jetzt zur Politik. Lesen Sie auch: Bekanntes Gesicht: SPD-Frau Korkmaz-Emre aus Gütersloh will zurück in den Bundestag Für die Partei bringt er Ideen ein, die er unter anderem während seines Studiums im Bereich Politik- und Kommunikationswissenschaften sowie Internationale Beziehungen gesammelt hat: in Dresden, Kairo, Kampala, Amsterdam und Washington D.C.. &bdquo;Die Eindrücke und Erfahrungen, die ich in dieser Zeit sammeln konnte, haben mich genauso wie die Diskussionen in meinem Elternhaus geprägt. Und natürlich fließen sie in meine politische Arbeit ein“, sagt Stölting. Besseres Angebot für das Deutschlandticket gefordert &bdquo;Mein vorderstes Ziel ist es, dass wir als Europäerinnen und Europäer unserer globalen Verantwortung gerecht werden. Das beginnt bei einer verantwortungsvollen Klimapolitik und mündet in einer fairen und nachhaltigen Wirtschafts- und Handelspolitik.“ Um unsere Zukunft zu sichern, müssten wir die Art unseres Wirtschaftens ändern, fährt er fort. &bdquo;Das liegt mir am Herzen.“ Und dann erzählt er von seiner Zeit in Amsterdam, in den Niederlanden. &bdquo;Überall, wirklich an jeder Bahnstation, stehen 50 Räder zur Ausleihe bereit.“ Für drei Euro pro Tag. &bdquo;Da braucht niemand das Rad mit in die Bahn zu nehmen“, berichtet Stölting von dem Programm, das staatlich finanziert werde. &bdquo;Das ist mal öffentlicher Nahverkehr“, schwärmt er. &bdquo;Wir müssen Mobilität bezahlbar machen, das Deutschlandticket muss es nicht nur weiterhin geben, vielmehr braucht es auch ein noch besseres Angebot.“ Kritik an CDU-Chef Merz für dessen Haltung zum Verbrenner Stölting ist jetzt voll in seinem Element: &bdquo;Unsere aktuelle Planung geht an der Realität vorbei, wir brauchen auch Nahverkehr für Menschen auf dem Land, die zur Arbeit fahren; Car-Sharing, wo kein ÖPNV umsetzbar ist, endlich eine erkennbare Wende in Richtung E-Mobilität.“ Lesen Sie auch: AfD-Kandidat mit deutlicher Ansage: &bdquo;Rechnen im Kreis Gütersloh mit 15 bis 20 Prozent“ Natürlich werde der Beschluss zum Verbrenner-Aus niemals zurückgenommen, erklärt Stölting mit Blick auf CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz, der verspricht, das Verbot wieder zu kippen. Dasselbe betreffe das Heizungsgesetz, das die Christdemokraten nach einem Wahlsieg angeblich wieder streichen würden. &bdquo;Aber das ist doch unehrlich“, sagt Stölting. Mittelfristig würden mindestens zwei Punkte gegen fossile Heizungen sprechen, die eine Bundesregierung nicht direkt beeinflussen könne: &bdquo;2021 hat das Bundesverfassungsgericht beschlossen, dass die Reduktion der CO?-Emissionen nicht unbestimmt auf die Zeit nach 2030 verschoben werden darf“, stellt der Grünen-Kandidat fest. &bdquo;Und eine Gasheizung, die heute eingebaut wird, reißt bereits die Klimaneutralitätsziele in Deutschland und für Europa.“ Kandidat möchte über Listenplatz in den Bundestag einziehen Stölting geht auch auf die Diskussionen zu Atomkraft versus Windräder ein: &bdquo;Es ist das Märchen vom billigen Atomstrom“, ereifert sich Sebastian Stölting, &bdquo;doch das Gegenteil ist angesichts von hohen Subventionen der Fall. Wenn man dann noch die Kosten für Endlagerung, Störfälle und Unfallgefahren hinzunimmt, ist Atomkraft eine der teuersten Möglichkeiten der Energieerzeugung.“ Stattdessen gelte es doch, das Leben für die Menschen bezahlbar zu machen. Deshalb brauche es auch eine Reform von Rentensystem und Krankenversicherung: &bdquo;Unser Rentensystem kann sich aktuell nicht refinanzieren. Und auch die Krankenkassenbeiträge sind enorm gestiegen.“ Geht es nach den Grünen, braucht es eine Bürgerversicherung; also nur noch eine gesetzliche Versicherung für alle: Alle sollen einzahlen, auch Beamte, auch Bundestagsabgeordnete. Lesen Sie auch: Prominenter Besuch in Gütersloh: Lindner erst bei Hagedorn, dann in der Stadthalle All diese Punkte fasst Stölting unter dem Schlagwort &bdquo;Zukunft“ zusammen. Bei seiner ersten Kandidatur 2021 hat er auf Anhieb 13 Prozent der Stimmen geholt. Am 23. Februar möchte er den Sprung nach Berlin schaffen; über die Liste. Hier hat er Platz 34. Wenn die Grünen im Wahlkreis um die 20 Prozent bekommen, schaffen es 28, 29 Leute. Bis zu Platz 34 braucht es noch ein paar Stimmen mehr. &bdquo;Unsere Wahlplakate werden gerade reihenweise abgerissen. Ich hoffe, unsere Politik dringt dennoch durch. Und dass wir die Anerkennung dafür bekommen, was wir mit unserer Politik bewegen.“

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