Friseursalon im eigenen Haus: Geschäftsfrau aus dem Kreis Gütersloh wagt mutigen Schritt

Halle/Werther. Erfolgreiche Geschäftsfrau und alleinerziehende Mutter dreier Kinder - Aynur Ferah hat diese Mammutaufgabe viele Jahre erfolgreich bewältigt. In Werther hat sie unter ihrem Namen 24 Jahre lang einen großen Friseursalon geführt mit zeitweise über 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. In Halle kümmerte sie sich um die Familie: Mann, drei Kinder, Hund und Haus. Seit sechseinhalb Jahren ist Aynur Ferah nun alleinerziehend, hat zunächst versucht, alles so weiterzumachen wie bisher. In Bezug auf die Familie, aber vor allem auch auf den hohen Qualitätsanspruch, den sie in ihrem Salon hatte. &bdquo;Aber nach Corona habe ich die Vision gehabt, dass sich was ändern muss. Ich wollte mehr Exklusivität für die Kunden. Wollte nicht mehr so viel Verantwortung, und ich wollte mehr Zeit für die Kinder haben“, sagt sie. Wie sich das alles vereinen lässt, ohne gleichzeitig den Lebensstandard deutlich herunterzuschrauben, daran hat Aynur Ferah einige Zeit lang gedanklich getüftelt. Und dann für sich die Patentlösung entdeckt. Zeit für die Kunden kam zu kurz Ihren Beruf liebt sie, - den zu wechseln, kam für sie eigentlich nicht infrage. Aber sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, nämlich für die Kunden den Friseurbesuch zum Erlebnis zu machen, sich Zeit zu nehmen und ihnen neben dem neuen Look auch eine Zeit der Entspannung zu bescheren, das kam als Chefin eines großen Salons viel zu kurz. Gleichzeitig waren die Kinder (12, 15 und 18 Jahre alt) nach der Schule oft alleine zu Hause und mussten sich selbst versorgen - für die Mutter ebenfalls kein gutes Gefühl. Denn selbst wenn sie zu Hause war, musste sie als Chefin telefonieren, organisieren, Papierkram erledigen. &bdquo;Mit 50 Jahren überlegt man sich, ob man immer so weiter machen will. Ich muss auch an mich denken und an die Familie“, sagt sie. Lesen Sie auch: Giovanni Zarella, Peter Maffay und Co.: Promi-Friseur übernimmt Salon im Kreis Gütersloh Als sich vor gut einem Jahr dann Aynur Ferahs ehemaliger Auszubildender Yusuf Degerli - inzwischen selbst erfolgreicher Hairstylist und schon lange als ihr Nachfolger auserkoren - bei ihr meldete, machte sie Nägel mit Köpfen. Degerli übernahm den Salon zum 1. März 2024, Aynur Ferah arbeitete noch bis Juli mit ihm zusammen dort. Professioneller Umbau und gute Nachfrage Und schon drei Wochen später eröffnete sie einen neuen Salon - in ihrem eigenen Haus. Ihr ehemaliges Büro wurde dazu umgebaut. Aus dem Fenster zur Straße hin wurde eine Eingangstür, zwei professionelle Frisierplätze und ein Waschbecken wurden eingebaut, Wasserleitungen vom Keller nach oben verlegt und der Vorgarten repräsentativ gestaltet. Halbe Sachen gibt es bei Aynur Ferah nicht. &bdquo;Ich bin keine Keller-Friseurin“, sagt sie mit Stolz in der Stimme. Ein Abstieg sollte der Sprung vom Großsalon zur One-Woman-Show absolut nicht sein, im Gegenteil. Doch natürlich habe auch sie mit der selbst gewollten Umstellung zunächst zu kämpfen gehabt. &bdquo;Ich habe immer von mir selbst gedacht, ich bin kein Status-Mensch, aber es hat schon ein paar Wochen gedauert, bis ich das alles innerlich für mich klar hatte - und jetzt ist es wirklich gut.“ Und gut ist es auch für die Kundinnen und Kunden, berichtet sie. &bdquo;Viele sagen mir, dass ich viel entspannter bin und dass sie die persönliche Atmosphäre sehr mögen.“ Die meisten ihrer bisherigen Kunden sind ihr von Werther nach Halle gefolgt. &bdquo;Mein Terminkalender ist schon gut gefüllt. Manche, die Wert auf einen Wunschtermin legen, buchen schon ein Jahr im Voraus.“ Kalkulation lässt Raum für Besonderheiten Denen will sie natürlich etwas bieten. &bdquo;Man muss was bringen, was in der Umgebung keiner hat“, sagt die Geschäftsfrau. Und das soll in Kürze geliefert werden: eine Waschanlage mit Massagefunktion. &bdquo;Da kann man sich beim Haarewaschen ganz entspannt zurücklehnen und bekommt gleichzeitig eine Rückenmassage“, berichtet Aynur Ferah stolz. Die Kopfmassage von der Chefin gibt’s natürlich auch. &bdquo;Und ich biete alle Getränke an und Snacks“, sagt sie. Dazu eine ganze Palette aktueller Zeitschriften, darunter sogar eigens Motorsportjournale &bdquo;für die Männer unter den Kunden.“ Bei all dem Service hat sie die Preise nicht erhöht. Rechnet sich das denn überhaupt? &bdquo;Ich kann ja ganz anders kalkulieren. Die Miete für den Salon fällt weg und auch Beiträge für Berufsgenossenschaft oder Handwerkskammer sind nun andere“, erklärt sie. Nicht alles ist mit Geld zu bezahlen Und dann gibt es ja noch etwas, das sich nicht in Geld umrechnen lässt. &bdquo;Jetzt bin ich zu Hause, wenn die Kinder aus der Schule kommen, und kann für sie das Mittagessen kochen.“ Oder wenn eine Kundin unter der Trockenhaube sitzt oder die Farbe einwirken muss, gerade nach oben gehen und sehen wie es mit den Hausaufgaben läuft. &bdquo;Die Kinder wissen das zu schätzen“, sagt sie und fügt dann lachend hinzu: &bdquo;Auch wenn es jetzt ein bisschen mehr Druck ist, weil ich auch Aufgaben im Haushalt verteile. Früher haben sie nachmittags gechillt oder Netflix geguckt.“ Und auch die Friseurmeisterin selber fühlt sich schon nach vier Wochen wie ein ganz neuer Mensch. &bdquo;Wenn ich früher von der Arbeit nach Hause kam, musste ich mich erstmal eine Stunde hinlegen, um wieder zu Kräften zu kommen. Jetzt bin ich voller Energie“, sagt sie strahlend. Die wird mit Sicherheit auch ihrem Salon zugutekommen. &bdquo;Ich könnte mir vorstellen, in zwei Jahren noch weiter zu gehen“, sagt sie augenzwinkernd. &bdquo;Ich bin zum Beispiel sehr gut im Ausbilden ...“ Aynur Ferah - Schöne Haare, Mödsiek 7 in Halle, Tel. (0151) 15662459.

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