Geschäft im Kreis Gütersloh schließt: „Habe viel für diesen Laden gegeben“

Werther. &bdquo;Nein“, sagt Pembe Sag, auf den 28. Juni freue sie sich ganz und gar nicht. Vielmehr sei sie &bdquo;sehr, sehr traurig“, dass sie am kommenden Samstag ihr Feinkostgeschäft &bdquo;Pems“ ein letztes Mal öffnet. &bdquo;Ich habe so viel für diesen Laden gegeben, er ist wie mein Kind.“ Doch obwohl die quirlige Frau mit den türkischen Wurzeln liebt, was sie tut, wird sie nicht weitermachen. Der Redaktion erzählt sie, warum. Mit 18 Jahren kam die heute 57-Jährige nach Werther. Ohne die Sprache zu sprechen, aber mit dem festen Willen, sich hier eine Existenz aufzubauen. Von anderen abhängig sein? &bdquo;Das wollte ich auf keinen Fall.“ Es beginnt eine eindrucksvolle Lebensgeschichte, auf die die meisten anderen Wertheranerinnen und Wertheraner auch nicht im Ansatz zurückblicken können. &bdquo;Ich wollte meinen beiden Kindern immer ein gutes Vorbild sein“, nennt sie einen wichtigen Beweggrund. Sie sei oft unterschätzt worden, schildert sie außerdem. Schon deshalb habe sie anderen zeigen wollen, dass sie es schafft. Die eigenen Kinder beklagten: &bdquo;Nie bist du zu Hause“ Am früheren Edeka-Markt am Esch hat sie angefangen. Einfach ihren ganzen Mut zusammengenommen und vorgesprochen. &bdquo;Den Satz ’Ich möchte hier arbeiten’ hatte ich vorher auswendig gelernt“, blickt sie zurück. Und der damalige Inhaber habe ihr eine Chance gegeben und sie eingestellt. &bdquo;Dafür war ich ihm sehr dankbar“, erzählt Pembe Sag. Mehrere Jahre war sie an der Fleisch- und Käsetheke tätig. Dann wechselte sie in ein Feinkostgeschäft an den Siegfriedplatz nach Bielefeld, was sie schließlich übernahm. &bdquo;Ich hatte immer gesagt, dass ich mich selbstständig mache, sobald die Kinder größer sind“, erzählt sie. Allerdings beklagten sich ihre beiden Kinder irgendwann: &bdquo;Nie bist du zu Hause.“ Lesen Sie auch: Internationale Supermärkte im Kreis Gütersloh: Hier gibt es Lebensmittel aus aller Welt Woraufhin sich Pembe Sag selbst fragte: &bdquo;Warum suchst du dir nicht ein eigenes Geschäft in Werther?“ Gesagt, getan. Wie es der Zufall wollte, stand das Haus am Alten Markt mitsamt dem großen Ladenlokal im Erdgeschoss zum Verkauf, und sie und ihr Mann griffen zu. Gemeinsam renovierten sie die Räume, dekorierten das Geschäft nach eigenen Vorstellungen – und feierten im Oktober 2016 Eröffnung. Frisches Zubereiten der Speisen dauert oft stundenlang Weniger Arbeit, wie von ihren Kindern erhofft, bedeutete dies allerdings nicht. Zwar entfielen längere Anfahrtszeiten zum Arbeitsplatz. Aber wenn Pembe Sag das &bdquo;Pems“ auch &bdquo;nur“ von 9 bis 15 Uhr öffnet, investiert sie doch viele Stunden mehr. &bdquo;Selbstständig sein heißt, früh aufzustehen“, sagt sie zunächst einmal. Zumal sie keine Hilfe hat und alles selbst macht – vom Einkauf über die Vorbereitung bis hin zum Verkauf. Um 5 Uhr klingelt bei ihr in Werther der Wecker, um 6 Uhr ist sie im Geschäft. Alle Speisen werden frisch zubereitet, und bei der Fülle des Angebots dauert das mehrere Stunden. &bdquo;Ich bin eine Perfektionistin“, sagt die 57-Jährige. &bdquo;Alles muss picobello sein.“ Nachmittags ist dann auch nicht sofort Schluss. Aufräumen, die Küche sauber machen, Vorbereitungen für den nächsten Tag treffen, Bürokram – frühestens um 17 Uhr ist für Pembe Sag Feierabend. Die viele Arbeit habe ihr nie etwas ausgemacht, betont sie. Bis jetzt. &bdquo;In jungen Jahren merkst du nicht, wie viel du arbeitest, du machst es einfach.“ Die Arbeit, die Kinder, der Haushalt, ihr großes Hobby Volleyball – &bdquo;irgendwie hat es immer funktioniert“. Der Stress der vergangenen Jahre fordert nun seinen Tribut Volleyball war ihr wichtig. &bdquo;Ein toller Ausgleich“, findet sie. Mehr als 25 Jahre hat sie gespielt und war beim TV Werther auch als Trainerin aktiv, insbesondere für Kinder. &bdquo;Das hat mir viel Spaß gemacht.“ Ihre eigenen beiden Kinder – ein Sohn und eine Tochter – sind inzwischen erwachsen, haben studiert und gehen ihre eigenen Wege. Doch der Stress der vergangenen Jahre fordert inzwischen seinen Tribut. &bdquo;Der Stress hat meinem Körper nicht gutgetan“, gibt Pembe Sag offen zu. Weshalb sie nun, nach neun schönen Jahren am Alten Markt, die Reißleine zieht und aus gesundheitlichen Gründen das &bdquo;Pems“ aufgibt. Für die Geschäftsräume wird jetzt ein Nachmieter gesucht &bdquo;Ich weiß, dass das die richtige Entscheidung ist“, sagt sie. Sie habe sich den Schritt lange überlegt und mit ihrer Familie besprochen. &bdquo;Aber ich mag den Umgang mit Menschen. Schon deshalb werde das alles hier sehr vermissen.“ Am Samstag, 28. Juni, ist ihr letzter Öffnungstag. Hier will sie sich mit köstlichen Kleinigkeiten von ihren Kundinnen und Kunden verabschieden. Lesen Sie auch: Feinkost-Geschäft in Gütersloh schließt – Kritik an Parkgebühren in der Innenstadt Sollte jemand interessiert sein, die Geschäftsräume zu übernehmen – rund 250 Quadratmeter mit Verkaufsraum, Küche und Nebenraum – solle er einfach im &bdquo;Pems“ vorbeikommen. Gern könne er auch die Einrichtung mit übernehmen. Pembe Sag hält an diesem zentralen Ort von Werther vieles denkbar: ein Feinkostgeschäft natürlich, aber auch ein Restaurant oder ein Modegeschäft. Die Geschäftsfrau selbst wird die nächsten Wochen erst einmal durchatmen. &bdquo;Und dann einfach mal schauen, was sich ergibt.“

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