1.200 Euro für ungültige Flugtickets: Frau aus Kreis Gütersloh verklagt Reisebüro-Chef

Halle. Nursel Mustu ist gerade erst wieder aus der Türkei zurückgekehrt. In den Herbstferien hatte sie ihre Verwandtschaft besucht und die Stimmung war weitaus besser als beim vorherigen Besuch im Juli. Damals hatte sie die Flüge doppelt bezahlen müssen, da sie der Inhaber eines Reisebüros in Bielefeld in wohl betrügerischer Absicht über den Tisch gezogen hatte. Die Hallerin hatte wie schon seit Jahren zuvor bei einem Reisebüro an der Heeper Straße gebucht und die Tickets für sich, ihren Sohn und ihren Vater bar bezahlt. Erst kurz vor dem geplanten Abflug erfuhr sie, dass der Reisebüroinhaber die Buchung kurz darauf schon wieder storniert hatte, so dass sie nun ohne Tickets da stand und die 1.200 Euro in den Sand gesetzt hatte. "Ich glaube kaum, dass ich das Geld mal wiederbekomme", sagt Mustu heute. "Aber die Hoffnung stirbt zuletzt", ergänzt sie. Mehr als 150 Anzeigen sind bei der Polizei zu dem Fall eingegangen. Mustu hat inzwischen die Haller Anwältin Sandra Holst von der Kanzlei Rechtsanwälte Austermann & Kollegen beauftragt, Klage einzureichen. Angeklagter wechselt die Wohnsitze "Frau Mustu ist eine von drei Mandanten aus Halle, die ich in dieser Sache vertrete", sagt Holst. Man habe Klage erhoben, allerdings gebe es noch keinen Verhandlungstermin. "Wir warten darauf, dass das Bielefelder Amtsgericht einen Termin festlegt", erklärt Holst. Kernproblem sei wohl, den Angeklagten ausfindig zu machen. Er habe, so Holst, wohl mehrere Wohnorte und wechsle diese regelmäßig, so dass er kaum auffindbar sei. "Ich habe von dem Reisebüroinhaber zuletzt nichts mehr gehört", sagt Mustu. Niemand wisse, wo er sich aufhalte. "Aber wenn er auftaucht, dann sieht es für ihn nicht gut aus. Alle Geschädigten sind sauer und enttäuscht", sagt Mustu. Wenige Tage nachdem alles bekannt geworden war, war es ihr noch gelungen, den Beschuldigten ans Telefon zu bekommen. &bdquo;Er hat mir versprochen, dass er uns das Geld zurückzahlen wird. Er geht über WhatsApp manchmal ans Telefon und sagt, dass er den Schaden ausgleichen wird“, sagte Mustu im Juli. Die vage Hoffnung auf eine schnelle Rückzahlung hat sich mittlerweile längst zerschlagen, dennoch bereut Mustu nicht, im Sommer auf doppelte Kosten in die Heimat ihrer Eltern gefahren zu sein. "In der Türkei ist es sehr schön und warm", sagt Mustu. Sie könne eine Reise dorthin nur empfehlen. "Aber am besten online buchen und auf keinen Fall bar bezahlen", fügt sie an. Weiterer Fall mit ähnlichem Muster Währenddessen soll ein weiteres Bielefelder Reisebüro seine Kunden betrogen haben. In dessen Büro am Willy-Brandt-Platz, das mittlerweile von einem neuen Inhaber betrieben wird, haben Kunden wohl vermeintlich gültige Flugtickets erworben und bar bezahlt. Doch beim Versuch des Eincheckens am Flughafen erhielten sie die frustrierende Auskunft, dass auf ihre Namen gar keine Tickets gebucht seien. Und die vermeintlichen E-Tickets erwiesen sich als Fälschungen. Auch hier sind die geprellten Kunden in erster Linie türkischstämmige Bielefelderinnen und Bielefelder. Zu den Betrogenen gehört auch die Familie von Ashtar K. (Name von der Redaktion geändert): Sie habe die vermeintlichen Flugtickets für ihre Eltern bereits im Juli gekauft und dafür bar 1.300 Euro bezahlt, wie sie erzählt. Die Eltern wollten am Samstag, 30. September, über Istanbul in den Iran fliegen, um dort die kranke Großmutter zu besuchen. Weil die Flüchtlingsfamilie zum ersten Mal überhaupt ein Visum für die Reise besaß, seien die Tickets besonders kostbar gewesen, sagt die junge Frau, die sich seit dem Auffliegen des Betrugs große Vorwürfe macht. Dass sie in dem Reisebüro am Willy-Brandt-Platz gebucht hätte, sei reiner Zufall gewesen. Zuvor hatte die Familie ein anderes Reisebüro aufgesucht, bloß konnten dort zu den gewünschten Terminen keine passenden Flugverbindungen gefunden werden. Da noch niemand aus der Familie jemals geflogen war, machten sie sich darüber keine Gedanken, suchten das nächste Reisebüro auf, wähnten sich im Glück und hatten maximales Pech.

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