Schimmel durch Sparsamkeit: Droht im Kreis Gütersloh der nächste Rechnungsschock?

Halle. Kaum haben viele Haller die Nebenkostenabrechnung verdaut und sich mit den neuen monatlichen Abschlägen für Gas oder Strom eher widerwillig angefreundet, droht ein neuer Kostenfaktor. Denn gerade das in den vergangenen Monaten angesichts der teueren Energiepreise und einer drohenden Gasmangellage eingehaltene Sparverhalten könnte nun genau das Gegenteil bewirken und zu zusätzlichen Kosten führen. "Schimmel könnte in diesem Frühjahr wirklich zum Problem werden", sagt Frank Junge, der in der Lindenstadt einen Malerbetrieb hat und somit auch immer mal wieder mit Schimmelbekämpfung in Kontakt kommt. "Es kommen derzeit vermehrt Anfragen, Schimmel ist aktuell ein Thema", sagt Junge. Dies liege daran, dass viele Räume gar nicht oder nur gering beheizt wurden und man zudem auf Lüftung verzichtet hat, um die Raumtemperatur möglichst hoch zu halten. Er empfiehlt, einen Fachmann hinzuzuziehen, die üblichen Mittel aus dem Baumarkt seien meistens wenig wirkungsvoll. "Man muss die Ursache kennen, um dem Schimmel richtig bekämpfen zu können", sagt der Malermeister. Im Neubau gebe es eigentlich nie Probleme mit Schimmel. Problematisch sei es im Altbau, wenn dieser nachträglich gedämmt wurde. "Man sollte dort von einer Dämmung Abstand nehmen", rät Junge. Es passe einfach oft nicht zusammen, was nicht gemeinsam aufgebaut worden sei. Vorbeugen durch Heizen und Lüften "Schimmel ist immer ein Thema. Ob es in diesem Frühjahr mehr geworden ist, kann ich derzeit nicht sagen", sagt Sven Eisele, Vorstand der Kreiswohnstättengenossenschaft (KWG), die im Nordkreis über 1.700 eigene Wohnungen besitzt. "Heizen und Lüften sind das A und O, aber es kommt immer mal wieder vor, dass Räume in Wohnungen nicht mehr regelmäßig genutzt und dann weniger beheizt werden", sagt Eisele. Wichtig sei es, einen Schimmelbefall auf jeden Fall zu melden, auch wenn es sein kann, dass man diesen durch sein Verhalten selbst verursacht hat und dann auch die Kosten übernehmen muss. "Wir schauen uns erst einmal jede Mängelmeldung an und erörtern dann, wie die Wohnung genutzt wurde. Wie wurde gelüftet und geheizt?", sagt Eisele. In leichten Fällen würde man die Beseitigung auch direkt übernehmen, stelle sich aber heraus, dass das Nutzerverhalten den Schimmelbefall verursacht habe, müsse der Mieter für die Beseitigung aufkommen. "Man muss sich die Sache immer genau ansehen. Es kann natürlich auch mal sein, dass beispielsweise das Dach beschädigt ist und dadurch Feuchtigkeit ins Mauerwerk eingedrungen ist", sagt Eisele. Die Sache zu ignorieren bringe nichts. "Man muss es sich anschauen und handeln, sonst wird es nur noch schlimmer", appelliert er an die Mieter, derartige Dinge umgehend zu melden. Die Ursache muss gefunden werden Das sieht auch Diplom-Ingenieur Jürgen Deichsel so."Man sollte auf jeden Fall den Fachmann ranlassen. Viele sprühen einfach Chlor drauf, aber das bringt nichts. Man muss nach der Ursache schauen", sagt Deichsel. Damit Schimmel erst gar nicht entstehen kann, sollte man die Raumtemperatur nicht unter zwölf Grad absenken und die Luftfeuchtigkeit niemals über 90 Prozent ansteigen lassen. Schon ab einer Luftfeuchtigkeit von 30 Prozent steigt die Schimmelgefahr. Zudem ist es wichtig, die Temperaturunterschiede zwischen den Räumen nicht auf mehr als fünf Grad ansteigen zu lassen. "Man sollte das unbedingt analysieren lassen, da es tausende von Schimmelarten gibt und einige davon gefährlich sind", sagt Deichsel. Noch stelle er nicht fest, dass das Schimmelproblem zunimmt. "Aber das kann ja noch kommen, es ist ja immer noch sehr feucht", sagt Deichsel. Auch er plädiert klar für Heizen und Lüften, wobei gekippte Fenster wenig effektiv sind und man unbedingt Querlüften sollte. Bildet sich aus dem im Haus umherschwebenden Wasserdampf, der bei einem Vier-Personen-Haushalt immerhin täglich rund zwölf Liter ausmacht, Tauwasser, ist dies der ideale Nährboden für Schimmelpilze. Rein rechtlich gesehen ist Schimmel ein Wohnungsmangel, für den die Bewohner sogar die Miete kürzen können. Allerdings sollte man dann auch sicher sein, dass man den Schimmelbefall nicht durch sein eigenes Verhalten ausgelöst hat. Denn dann hat man die Kosten für die Beseitigung selbst zu tragen und die können im Extremfall bei 1.000 Euro pro Arbeitstag liegen.

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