Profi aus Kreis Gütersloh zählt zu Europas Besten und gewinnt großen Titel

Halle/Wien. Die Green Bay Packers, Kansas City Chiefs oder Tampa Bay Buccaneers: Während die Spitzenteams der US-amerikanischen Football-Liga NFL vor wenigen Wochen erst in die neue Saison gestartet sind, befinden sich die europäischen Pendants dieser Vereine seit Kurzem in der Pause. Von Juni bis Ende September ermittelten unter anderem die Barcelona Dragons, Istanbul Rams oder die Vienna Vikings den Champion der European League of Football (ELF). Als Sieger behauptete sich am Ende der letztgenannte der drei Clubs. Wien schlug Hamburg im Finale mit 27:15. Bei Österreichs Hauptstädtern steht in Matthias Stockamp sogar ein Haller im Kader. Anfang Mai hatten die Vikings Stockamp als Neuzugang für die kommende Spielzeit vorgestellt. Der 31-Jährige, der zuvor unter anderem schon in Finnland, Dänemark oder Frankreich professionell American Football spielte, sollte die Offensive-Line der Österreicher stärken. Als Left Tackle ist es in dieser Stockamps Aufgabe, den eigenen Quarterback zu schützen. Der ist das Hirn des Spiels und initiiert mit seinen Pässen die Angriffe seines Teams. Als "ein Riesending" nannte der Haller die Chance, in der ELF auflaufen zu dürfen. "Wir wollen den Titel gewinnen", kündigte er schon kurz nach seiner Verpflichtung an. Den forschen Worten ließen die Vikings einige Zeit später Taten folgen. Mit zehn Siegen und nur zwei Niederlagen qualifizierten sie sich als Gruppensieger für die Play Offs. Dort schalteten sie erst Bracelona dann Hamburg aus. Stockamps Anteil daran war jedoch gering. "Leider", wie er jetzt sagte. Stockamp verletzt sich schwer Eine Woche vor Saisonbeginn verletzte sich der 1,93-Meter-Mann im Training am Knie. Zwei Mitspielern waren unglücklich in ihn hineingelaufen. Die Ärzte diagnostizierten kurze Zeit danach einen Anriss des Kreuzbandes. Eine Operation blieb Stockamp zwar erspart. Die Spielzeit aber war vorbei, ehe sie überhaupt richtig begonnen hatte. Dabei stand nach der Vorbereitung eigentlich fest, dass er zum Stammpersonal zählte. "Das war erst einmal ein mentaler Tiefpunkt für mich", gab Stockamp zu. Noch nie zuvor in seiner Karriere war er schwerer verletzt. "Das zu akzeptieren, hat gedauert", sagte er. Sein Wiener Club ließ Stockamp in dieser schweren Zeit nicht hängen. Die Reha machte er in Österreich. Mittlerweile geht's dem Profisportler aus dem Altkreis Halle, der bei den Bielefeld Bulldogs mit dem Sport begann, wieder gut. Das Knie und die Gelenke sind so belastbar wie vor dem folgenschweren Zusammenstoß. Schon jetzt fiebert er dem nächsten Jahr entgegen. Sein Verein habe ihm nämlich signalisiert, die Zusammenarbeit in 2023 fortsetzen zu wollen. Und auch Stockamp möchte gerne noch ein Jahr dranhängen. Wenn möglich, den Titel verteidigen. Allerdings sind da auch Zweifel in ihm. In 2021 gründete Stockamp ein Start-up in Dänemark. Gemeinsam mit einem ehemaligen Kommilitonen entwickelte er ein Kaugummi, das den Muskelwachstum anregen soll. Noch ist das Produkt zwar nicht auf dem Markt - erste Testphasen finden aber bereits statt. Die Einführung ist Anfang des nächsten Jahres geplant. "Ungefähr zu der Zeit, in der die neue Saison dann startet", meinte Stockamp. Finale der ELF sehen 15.000 Menschen Schon in der nun vergangenen habe er festgestellt, dass das Business unfassbar viel Arbeit bedeute. "Das wird ab Frühjahr sicher noch einmal mehr", sagte er: "Es kann also noch einmal schwieriger werden, Arbeit und Sport miteinander zu verbinden. Aber irgendwie werde ich das schaffen." Gründe gebe es schließlich reichlich. Durchschnittlich 4.000 bis 5.000 Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten die Heimspiele der Vienna Vikings live im Stadion. Das Finale in Klagenfurt besuchten 15.000 Menschen vor Ort. Die Partien wurden zum Teil im Fernsehen bei Pro7Maxx übertragen. Professionellere Arbeitsbedingungen hat Stockamp zuvor noch in keinem Verein vorgefunden. Die ELF, die Ex-Spieler und TV-Experte Patrick Esume gegründet hatte, war 2021 mit acht Mannschaften gestartet. Ein Jahr später nahmen zwölf an dem Wettbewerb teil. In 2023 sind 18 Teams aus zehn Ländern angekündigt.

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