Kreis Gütersloh Drogen-Plantage im Gasthaus: Brüder aus Kreis Gütersloh müssen vor Gericht

Halle/Bielefeld. Der Gebäudekomplex wirkte trostlos, die Fenster des ehemaligen Festsaals waren von innen abgedichtet – und dies nicht ohne Grund: Als Polizeibeamte im Mai dieses Jahres die Räumlichkeiten der ehemaligen Gaststätte Chaplins an der Kölkebecker Straße durchsuchten, stießen sie auf eine professionelle Marihuana-Plantage. Die Bielefelder Staatsanwaltschaft hat nun Anklage gegen fünf Männer im Alter von 22 bis 52 Jahren erhoben. Sie werden sich demnächst wegen des Verdachts des bandenmäßigen Handels mit Betäubungsmitteln vor dem Landgericht verantworten müssen. Ihren Ausgangspunkt hatten die Ermittlungen in Kleve: Die dortige Staatsanwaltschaft hatte ein Auge auf einen Gewerbebetrieb geworfen, der darauf spezialisiert schien, Cannabisplantagen einzurichten. Im Zuge der Beobachtung dieses Unternehmens fiel den Ermittlern auf, dass mehrere Fahrten von Kleve nach Halle führten. Telefonüberwachungen und Observationen führten die Polizei schließlich zum Gebäudekomplex, in dem sich auch das frühere Chaplins befindet. Am 3. Mai dieses Jahres durchsuchten die Beamten die Räumlichkeiten. Dort, wo einstmals ausgelassen gefeiert wurde, gediehen nun ganz besondere Pflanzen: In drei Beeten wuchsen im ehemaligen Festsaal der Gaststätte insgesamt 1.350 Hanf-Pflanzen. Der Ertrag der Pflanzen, die sich bereits in einem fortgeschrittenen Wachstumsstadium befanden, hätte sich bei erfolgreicher Ernte wohl auf 36 Kilogramm Marihuana summiert. Der Straßenverkaufswert des Rauschgifts hätte sich bei ordentlicher Qualität wohl im mittleren sechsstelligen Bereich bewegt. 95.350 Euro Bargeld und einen Silberbarren sichergestellt In dem Gebäudekomplex lebten auch zwei Brüder im Alter von 39 und 35 Jahren. In deren Wohnung fanden die Ermittler weitere 19,5 Kilogramm Marihuana, die bereits für den Weiterverkauf in Klemmverschlusstüten verpackt waren. Darüber hinaus stellten die Beamten in den Zimmern und im Bad der türkischstämmigen Brüder 95.350 Euro Bargeld, einen ein Kilogramm schweren Silberbarren, diverse Schuldenlisten sowie eine Geldzählmaschine sicher. Der ältere der beiden Männer hatte darüber hinaus in seinem Schlafzimmer griffbereit ein Samurai-Schwert deponiert. Des Weiteren nahm die Polizei zwei in Herne lebende Männer mit griechischem und albanischem Pass sowie einen weiteren Albaner ohne Wohnsitz in Deutschland fest. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die beiden Männer aus Herne für die Anschaffung des Plantagen-Equipments zuständig waren, hatte man sie doch mehrfach in Kölkebeck beim Entladen eines Transporters beobachtet. Kölkebecker waren für den Verkauf zuständig Darüber hinaus sollen sie mit dem nicht in der Bundesrepublik gemeldeten Verdächtigen für den Betrieb der Anlage und die Pflege der Pflanzen verantwortlich gezeichnet haben. Die beiden Kölkebecker Brüder hingegen sollen die Räume zur Verfügung gestellt und für den Verkauf der Drogen zuständig gewesen sein. Die fünf Männer befinden sich seither in Untersuchungshaft. Während drei von ihnen bisher zu den Vorwürfen schweigen, hat der nicht in Deutschland lebende Albaner (52) im Ermittlungsverfahren angegeben, er sei lediglich für das An- und Ausschalten des Lichts verantwortlich gewesen. Aufzeichnungen in seinem Rucksack ließen jedoch den Schluss zu, dass er bereits bei der Installation der Anlage in das Unternehmen involviert gewesen sei, teilte die stellvertretende Pressesprecherin der Bielefelder Staatsanwaltschaft, Claudia Bosse, nun mit. Der in Herne lebende Grieche will hingegen erst drei Tage vor der Razzia zu den anderen Tatverdächtigen gestoßen sein. Doch auch dies scheint durch die Observationen widerlegt zu sein. Die fünf Männer werden sich nun wohl in einigen Wochen, spätestens jedoch im November, vor der II. Großen Strafkammer des Bielefelder Landgerichts verantworten müssen.

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