Manipulation bei Tennisturnier in Halle: Keine Verbindung zu Noventi Open

Halle. Tennisprofis aus aller Welt reisten Ende Juli 2020 für mehrere Wochen nach Halle. Anlass war die International Premier League (IPL), eine Tennisturnierserie, die der ehemalige Davis-Cup-Profi Andre Begemann aus Lemgo initiiert hatte. Neben deutschen Topspielern wie Philipp Kohlschreiber oder Mischa Zverev brachten sich unter anderem auch der Georgier Nikoloz Basilashvili, immerhin die Nummer 40 der Welt und Mitglied der Haller Breakpoint Base, nach langer Corona-Zwangspause dort in Form. Insgesamt 150.000 Euro Preisgeld riefen die Veranstalter der IPL aus – einige Teilnehmer sollen in diesen Wochen aber auch auf illegalem Weg Geld verdient haben. Wie am Montag bereits berichtet, stehen einige Spiele der Tennisturnierserie nämlich unter Manipulationsverdacht. Das geht aus internen Listen von Wettanbietern hervor. Zwei Spielerinnen sind demnach an mehreren verdächtigen Partien beteiligt gewesen. Veranstalter: "Keine Kenntnis über auffällige Wetten bei dem Event" Eine von ihnen ist Barbara Bonic. Systeme der Anbieter schlugen aufgrund auffälliger Wetteinsätze auf einzelne Spiele der Serbin in den Sätzen sowie auf den gesamten Spielverlauf Alarm. Das bestätigt auch die Monitoringfirma Sportradar, die im Auftrag der Tennisverbände den globalen Wettmarkt überwacht. Veranstalter Begemann erklärte, er hätte keine Kenntnis über auffällige Wetten bei dem Event. &bdquo;Wir nehmen das Thema aber sehr ernst und helfen gerne bei jeglicher Aufklärung", sagt er. Darüber hinaus wollte er sich nicht äußern. Ralf Weber, Geschäftsleiter der OWL Sport & Event GmbH und Turnierdirektor der Noventi Open, hat derweil keine Bedenken, dass die Manipulationsvorwürfe das ATP-Turnier in Halle beschädigen könnten: &bdquo;Da gibt es ja absolut keine Verbindungen", sagt er. &bdquo;Wir bieten hier seit 30 Jahren Profi-Tennis auf Weltklasse-Niveau und ich bin mir sicher, dass die Top-Spieler für derartige Verlockungen nicht anfällig sind." "Wenn da Beweise kommen, dann braucht es mehrjährige Sperren" Wenn überhaupt, so Weber weiter, würde man wohl eher im Bereich jener Spielerinnen und Spieler fündig, die im 500er- bis 800er-Ranglistenbereich stehen. Klar sei jedoch, dass der Tennissport sauber bleiben müsse. &bdquo;Wenn da Beweise kommen, dann braucht es mehrjährige Sperren", fordert Ralf Weber. &bdquo;Hier sind dann die Verbände gefordert, damit diese Strafen auch wirklich als abschreckendes Beispiel dienen." Geht es nach Ralf Weber, finden die Noventi Open in diesem Jahr übrigens definitiv statt: &bdquo;Fraglich ist nur, ob mit oder ohne Zuschauer", so der Turnierdirektor weiter. Die ATP habe den Ausrichtern die Entscheidung freigestellt, wobei man auf die regionalen Beschränkungen Rücksicht nehmen müsse. &bdquo;Die endgültige Entscheidung fällt wohl im März", so Weber, &bdquo;dann hätten wir bis Juni noch ausreichend Zeit, um alle Vorbereitungen zu treffen und das Turnier zu organisieren." Auch Thorsten Liebich, kommissarischer Vorsitzender des TC Blau Weiß Halle, war betroffen, als er von den Manipulationsvorwürfen im Zusammenhang mit der International Premier League erfuhr: &bdquo;Ich liebe diesen Sport und kann als Sportsmann überhaupt nicht verstehen, wie man so etwas machen kann."Aus Sicht des Vereins, der die Durchführung der IPL unterstützt habe, fügt er dann an: &bdquo;Wir hatten uns extrem gefreut, dass wir das Turnier in Corona-Zeiten und während der Ferien hatten und haben das Turnier mit viel Freude begleitet." Konkret habe man das gesamte Drumherum organisiert, ein Hygienekonzept erarbeitet, Ballkinder gestellt, das Kassenhäuschen betreut oder allgemein dafür gesorgt, &bdquo;dass sich die Spielerinnen und Spieler wohlfühlen". Als TC Blau Weiß habe man sich möglichst gut präsentieren wollen, so Liebich weiter. Dass bei den Spielen womöglich manipuliert wurde, enttäusche ihn daher sehr. Während auf Spiele in der Tennis-Bundesliga, die in Halle mehrere Jahre ausgetragen wurden, nicht gewettet werden kann, ist das bei ATP-Turnieren anders. &bdquo;Aber auch bei den Gerry Weber Open beziehungsweise Noventi Open habe ich nie von einem Fall gehört." Liegt der Fehler im System? Karsten Wolf ist Turnierdirektor der Reinert Open. Das Turnier der Frauen findet im Sommer regelmäßig in Versmold statt. Dachverband ist die ITF (International Tennis Federation). Mit insgesamt 60.000 Dollar Preisgeld zählt das Event bereits zu den größeren Veranstaltungen auf der Tour. Er sagt: &bdquo;Als Ausrichter ist man vor Spielmanipulation nie ganz geschützt." Der Fehler liege im System: &bdquo;Im Tennis als Individualsport ist das Betrügen sehr einfach. Es müsste per Gesetz also verboten sein, auf Tennisspiele zu setzen." Wolf selbst hat bei den Reinert Open schon Wettbetrug erlebt. Allerdings in anderer Form: &bdquo;Dann sitzen Personen auf der Tribüne, die permanent auf ihr Handy blicken und offensichtlich darüber mit jemanden kommunizieren", sagt er. Die Person vor Ort dient dann als Kontaktmann für eine andere, die am Computer Livewetten abschließt. Kreispolizeibehörde Gütersloh ermittelt nicht Weil die Programme der Wettanbieter Live-Spielstände beim Tennis mit einer Verzögerung von mehreren Sekunden darstellen, eröffnet sich durch das Telefonat mit einer Kontaktperson am Spielfeldrand die Gelegenheit, schneller über den nächsten Punkt- oder Spielgewinn informiert zu sein als das System des Anbieters. &bdquo;Wir haben die Vorgaben des Dachverbands, auf solche Personen während unserer Turnierwoche besonders zu achten", sagt Wolf. In der Vergangenheit ist es deshalb bereits vorgekommen, dass die Organisatoren der Reinert Open solchen vermeintlichen Wettbetrügern ein Platzverbot erteilt haben. Im Fall von Halle aus dem Sommer 2020 ermittelt die Kreispolizeibehörde Gütersloh übrigens nicht. Zuständig ist die Tennis Integrity Unit (TIU), die Fälle von Wettmanipulation im Profi-Tennis aufklären und sanktionieren soll. Diese wollte die verdächtigen Partien aus &bdquo;operativen Gründen" allerdings nicht kommentieren.

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