Gütersloh

Kirche schließt Johannesfriedhof

Pavenstädt: Die Evangelische Kirchengemeinde wird aus Kostengründen an der Herzebrocker Straße 
keine neuen Bestattungen mehr genehmigen. Es gibt nur eine Ausnahme für weitere Beisetzungen

1951 eröffnet: Der Johannesfriedhof an der Herzebrocker Straße soll geschlossen werden. | © Patrick Menzel

24.02.2016 | 24.02.2016, 11:09

Gütersloh. Die Evangelische Kirchengemeinde Gütersloh wird den Johannesfriedhof in Pavenstädt schließen. Das geht aus einem Beschluss des Presbyteriums vom 18. Februar hervor, der der NW vorliegt. Demnach werden künftig keine neuen Nutzungsrechte mehr vergeben – und auch bereits vorgenommene Reservierungen werden von der Gemeinde storniert.

Information

Vom Familiengrab bis zum Sternenkinderfeld

  • Der evangelische Johannesfriedhof wurde 1951 eröffnet. Eine erste, 1950 errichtete Betstelle wurde 1966 durch die heutige Friedhofskapelle ersetzt.

  • Neben dem traditionellen Familiengrab gibt es Reihengräber, Rasenflächen für eine zunehmend gewünschte mehr oder weniger anonyme Bestattung, Urnengräber, ein Areal ohne Gestaltungsvorgaben, Kindergrabanlagen oder das so genannte Sternenkinderfeld für früh verstorbene Kinder.

  • Eine solche Vielfalt von Grabstätten war 1951 kaum abzusehen. Damals wurde Johanne Ostermann am 13. August als Erste an der Herzebrocker Straße beigesetzt. Sie war die Witwe des Landwirts Ludwig Ostermann, von dem die Kirchengemeinde 1949 das erste Teilstück für den Gottesacker erworben hatte. Sechs Jahre später kamen weitere Flächen von Leopold Meier Raßfeld hinzu.


Nicht betroffen von der Schließung sind Zubelegungen auf bestehenden Grabstätten für Ehepaare. Wessen Partner vorsorglich in einem Doppelgrab beerdigt wurde, kann auf dem Johannesfriedhof auch künftig wie geplant bestattet werden. Über die Details will die Gemeinde am 3. März (ab 18 Uhr) in der Johanneskirche am Pavenstädter Weg alle betroffenen Familienangehörigen informieren.Zuvor waren sie bereits schriftlich über den Beschluss informiert worden.

„Hier wird ein Herzstück der Lebens- und Erinnerungskultur schlichtweg vernichtet"

„Mich traf der Schlag, als ich diese Nachricht erhielt", sagt Jürgen Krämer, dessen erste Frau auf dem Friedhof beerdigt wurde. Er kritisiert das Vorgehen der Kirchengemeinde. „Hinter verschlossenen Türen habe das Presbyterium diese unwiderrufliche Entscheidung getroffen. „Hier wird ein Herzstück der Lebens- und Erinnerungskultur schlichtweg vernichtet", sagt Jürgen Krämer, dessen Familie seit 40 Jahren eine Grabstätte unterhalte.

Das Presbyterium hatte den Beschluss aus wirtschaftlichen Gründen gefasst. Die Schließung sei notwendig, um die anderen beiden in evangelischer Trägerschaft befindlichen Friedhöfe erhalten zu können. Bis zu einer Entwidmung des Johannesfriedhofs können aber noch Jahrzehnte vergehen. Denn das ist erst nach Ablauf der Totenruhe möglich. Also frühestens 25 Jahre nach der letzten Bestattung.