Von
Rolf Birkholz
11.11.2015 | 11.11.2015, 10:15
Gütersloh
Der Kartenleger war zu Gast in der Mayerschen Buchhandlung
Gütersloh. Es herrscht ein bisschen zu viel Trubel. Harald Berndt rückt das Tischchen mit den Tarot-Karten aus dem Kassenbereich weg weiter nach hinten. Die innere Stimme werde im Alltag oft übertönt, wird er bald darauf sagen. Auf deren Äußerungen aber kommt es an bei diesem Legespiel mit 78 reichhaltig bedruckten Karten.
Es gibt deutlich mehr weibliche als männliche Kartenleger. Das hänge wohl auch mit der größeren Intuition zusammen, die man Frauen zuschreibe, sagt Berndt. In der Mayerschen Buchhandlung führt der Tarot-Berater gerade vier interessierte Kundinnen in das Spiel mit den symbolreichen Karten ein.
„Ich betrachte Tarot als ein Werkzeug, um sich über die eigene Gefühlslage klar zu werden“, so Berndt. Es gehe dabei nicht um Zukunftsprognosen, vielmehr darum, ein „Gefühl für seinen Lebensweg zu bekommen, eine Perspektive auf positive Entwicklungen.“ Man müsse die jeweilige Karte „mit der inneren Stimme in Beziehung setzen.“ Eine mögliche Ausgangsfrage lautet für den Experten: „Was sollte ich tun, damit es mir besser geht?“ Nur mit ja oder nein zu beantwortende Fragen sind beim Tarot tabu. Denn, so betont Berndt: „Das Tarot nimmt Ihnen Entscheidungen nicht ab.“ Aber: „Falsche Entscheidungen sind immer besser als keine Entscheidungen.“ Übrigens werde auch im Geschäftsleben (von Männern) durchaus intuitiv entschieden, weiß der frühere Buchhändler. Es gebe sogar Management-Seminare über „Emotionale Intelligenz“.
Für ideal hält der Fachmann eine Mischung aus Kopf und Bauch, Verstand und Gefühl, bei dem Bemühen, aus den Karten „Tendenzen für den eigenen Lebensweg zu erspüren.“ Bei der Karten-Deutung reiche zunächst Alltagswissen, sieht Berndt keine großen Hürden für Anfängerinnen. Zudem würden Handbücher weiterhelfen, so der für den Fachverlag Königsfurt-Urania tätige Tarot-Berater.
Als eine interessierte Dame beim Einführungslegen fragt, was sie nun tun müsse, entgegnet Berndt: „Sie müssen gar nichts: Tarot ist ein Spiel.“ Auch Humor dürfe dabei nicht fehlen.
Nach dem Mischen wird die „Tageskarte“ gezogen. Aufgedeckt ist die Hohepriesterin. Sie sitzt mit ihrer Mondkrone (bedeutet Werden, Sein, Vergehen) im blauen Gewand (Intuition, Milde) zwischen schwarzer und weißer Säule (Polarität, auch Teufel und Gott), hinter sich für Fruchtbarkeit stehende Granatäpfel, im Schoß die Tora-Rolle, was auf intuitives Verstehen der göttlichen Gesetze deutet. „Was hat das mit mir zu tun?“, fragt die Kartenlegerin. Das ist die Frage.
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