Angst vor Angriffen in Gütersloh: Das sagt der Polizeichef zur Lage in der Innenstadt

Ist die Gütersloher Innenstadt im Bahnhofsumfeld/ZOB und Adenauer-Platz aus Ihrer Sicht ein Kriminalitätsschwerpunkt? Holger Meier: Im Rahmen des Konzeptes &bdquo;Sicherheit im Kreis/ Sichere Innenstadt“ haben wir Orte als Bereiche ausgemacht, die Straftaten begünstigen und an denen diese wiederholt begangen werden. Neben den regelmäßigen statistischen Auswertungen zur Straßenkriminalität, berücksichtigen wir auch die gefühlte Sicherheit der Menschen. Aus diesem Gesamtergebnis definieren wir eine Fläche des Kernstadtbereichs, weniger als ein Prozent der Fläche der Stadt Gütersloh, in der wir einen polizeilichen Einsatzschwerpunkt sehen. Die Zahlen sind das eine, die gefühlte Sicherheit das andere. Es gibt viele junge Menschen, die auf ihrem Nachhauseweg Angst vor Angriffen haben, Frauen meiden nach Ladenschluss Spaziergänge jeglicher Art durch die Innenstadt – aber so richtig ernst nimmt das keiner, weil augenscheinlich nur gehandelt wird, wenn die Statistik entsprechend hoch ist, oder? Eins vorweg: Die Gütersloher Kriminalitätsstatistik ist im Vergleich zu anderen Städten nicht besorgniserregend. Was man aber bei all dem nicht vergessen darf, ist, dass hinter jeder Zahl in der Datenbank ein Vorfall steckt, bei welchem Menschen unmittelbar oder mittelbar betroffen sind. Das nehmen wir sehr ernst. Uns ist sehr wichtig, unser Handeln daran zu orientieren, unseren Beitrag zu leisten und ansprechbar zu sein. Damit stärken wir das Sicherheitsgefühl. Dazu haben wir in den letzten Jahren die Präsenzzeiten in der Innenstadt nachweislich erhöht. Lesen Sie auch: Anwohner in Gütersloh in Angst: Polizei kontrolliert verstärkt in der Innenstadt Ein aktueller Notruf aus der Innenstadt hat das Thema in den vergangenen Wochen auf die Tagesordnung zurückgeholt, oder sind Sie als Polizeichef mit Bürgermeister und Ordnungsamt ohnehin im Gespräch bezüglich Sicherheitskonzepten? Natürlich befinden wir uns permanent im Austausch. Der Termin für diese Sitzung stand schon mehrere Monate fest und ist keine Reaktion auf die teils öffentlich formulierte Beschwerde über einen Einsatz in der Innenstadt Ende Juli. Ich war auch schon in anderen Ratssitzungen. Es ist ein guter Weg auf politischer Ebene – regierungsunabhängig und fraktionsübergreifend - zu vielen polizeilichen, aber auch gemeinsamen kommunalpolitischen Themen in den Austausch zu kommen. Das sorgt für Transparenz und hat entscheidenden Einfluss auf das Sicherheitsgefühl. Am Dienstag, 16. September, soll es ein Gespräch zur Einrichtung einer Citywache im nicht genutzten Rathausfoyer geben. Das haben Sie und Bürgermeister Matthias Trepper (SPD) am Montag angekündigt. Sie haben selbst am Montag eingeräumt, beim Thema Citywache nicht so aufgestellt zu sein, wie Sie es sich wünschen. Was ist schlecht am derzeitigen Zustand und welche Verbesserungen versprechen Sie sich vom Wechsel ins Rathausfoyer? Zusammenarbeit zwischen Polizei und dem Ordnungsdienst der Stadt ist immens wichtig. Insbesondere da es in der täglichen Arbeit einige Schnittmengen gibt. Nicht nur die Behörden profitieren davon. Es ist auch für die Bürgerinnen und Bürger gut, wenn Sie eine gemeinsame Anlaufadresse in der Stadt haben. Derzeit geben es die Räumlichkeiten in der Citywache nicht her. Wie es genau umsetzbar ist, müssen wir erarbeiten. Lesen Sie auch: Paar fühlt sich in Güterslohs Innenstadt bedroht – massive Kritik an Reaktion der Polizei Bürger und Bürgerinnen sind womöglich irritiert aufgrund Ihrer Aussage, dass Polizeibeamte vor Ort keine Strafanzeige entgegennehmen. Wie verhält man sich denn als Opfer korrekt, wenn man sich in einer Bedrohungslage befindet? Natürlich soll man die 110 wählen, wenn man sich bedroht fühlt. Auch in anderen Situationen. Selbstverständlich nehmen meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort Anzeigen auf, wenn der Verdacht einer Straftat im Raum steht. Das habe ich nie anders behauptet. Voraussetzung für das Einleiten eines Ermittlungsverfahrens ist, dass zureichende Anhaltspunkte für das Vorliegen einer strafbaren Handlung erkennbar sind. Wenn Sie auf den Fall Ende Juli anspielen, kann ich nur sagen, dass die im Raum stehende Strafvereitelung auch durch Staatsanwaltschaft Bielefeld nicht bestätigt werden konnte. Das haben wir sofort überprüfen lassen.

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