Anwohner verfolgen Geschehen

Große Feuerwehr-Übung in alter Gütersloher Fabrik sorgt für Aufsehen

Bei Reinigungsarbeiten in Büros einer Industriefirma in Gütersloh kommt es zum Unglück. Dieses Szenario haben 60 Einsatzkräfte trainiert. Und sorgten dabei für Aufsehen.

Bei der Großübung der Löschzüge Friedrichsdorf und Verl an der früheren Möbelfabrik Flötotto haben 60 Einsatzkräfte die Zusammenarbeit unter realistischen Bedingungen die Abläufe im Einsatzfall trainiert. | © Feuerwehr Gütersloh/Löschzug Friedrichsdorf

Christian Bröder
03.09.2025 | 03.09.2025, 10:45

Gütersloh. Dichte Rauchschwaden dringen am Montagabend, 1. September, über das Gelände der leerstehenden, ehemaligen Schulmöbelfabrik Flötotto im Gütersloher Stadtteil Friedrichsdorf. Auf der riesigen Brache (3,3 Hektar) an der Senner Straße, die in Zukunft ein spektakuläres Wohngebiet werden soll, haben sich die Einsatzfahrzeuge in Stellung gebracht.

Feuerwehrleute eilen unter Atemschutz ins Gebäude. Ihr Kollege lenkt vor dem rosa leuchtenden Abendhimmel den Wasserstrahl von der Drehleiter auf das Dach. Eine Drohne schwebt über der Szenerie. Dieser besondere Einsatz sorgt für große Aufmerksamkeit. Viele Bewohner der angrenzenden Siedlung versammeln sich auf der Straße und verfolgen das Geschehen, das sich zwischen 19.30 und 21.15 Uhr auf dem früheren Firmenareal abspielt.

„Der Andrang war größer als sonst“, sagt Brandoberinspektor Thorsten Steiling. Die Bevölkerung wolle natürlich wissen, was passiert, wenn auf einem Industriegelände nahe der Wohnbebauung plötzlich ein Großaufgebot der Feuerwehr anrückt. Insgesamt 60 freiwillige Brandbekämpfer der Löschzüge Friedrichsdorf und Verl sind an diesem Abend im Einsatz.

Seltenes Training an besonderem Industriegebäude

Der Brand ist zum Glück ein Fake, denn es handelt sich in diesem Fall um eine Großübung – allerdings von einem speziellen Ausmaß. „Man hat nicht jeden Tag die Gelegenheit, an einem so besonderen Industriegebäude mit 15.000 Quadratmetern reiner Hallenfläche zu trainieren“, erläutert Thorsten Steiling. Der 46-Jährige vom Löschzug Friedrichsdorf ist Leiter des fiktiven Einsatzes, der sich in zwei Abschnitte gliedert – im Innenhof stehen Menschenrettung und Innenangriff an, entlang des Südwestwegs der Außenangriff und Objektschutz.

Bei der Großübung der Löschzüge Friedrichsdorf und Verl an der früheren Möbelfabrik Flötotto haben 60 Einsatzkräfte die Zusammenarbeit unter realistischen Bedingungen die Abläufe im Einsatzfall trainiert. - © Feuerwehr Gütersloh/Löschzug Friedrichsdorf
Bei der Großübung der Löschzüge Friedrichsdorf und Verl an der früheren Möbelfabrik Flötotto haben 60 Einsatzkräfte die Zusammenarbeit unter realistischen Bedingungen die Abläufe im Einsatzfall trainiert. | © Feuerwehr Gütersloh/Löschzug Friedrichsdorf

Sein Kollege Malte Ebbing hat die Übung in tagelanger Vorbereitung ausgearbeitet. Das Szenario: Im Bürobereich der früheren Möbelfabrik in Gütersloh bricht bei Reinigungsarbeiten ein Feuer aus. „Es kommt zum Brand. Die Flammen schlagen auf die Industriehallen über. Drei Personen werden vermisst und müssen gerettet werden, zwei davon mit der Drehleiter“, schildert Thorsten Steiling das „Drehbuch“. Mit neun Fahrzeugen, drei aus Friedrichsdorf, sechs aus Verl, rücken die Retter an und schreiten unter nahezu realen Bedingungen zur Tat.

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Die Lage ist klar, dann werden die Abläufe geprobt. Dabei unterstützt die Drohne der Gütersloher Berufsfeuerwehr, die auch mit einer Wärmebildkamera ausgestattet ist, die Einsatzleitung. Durch die Vogelperspektive verschaffen sich Thorsten Steiling und seinen Kollegen einen genauen Überblick. Der Fokus liegt auf der Personenrettung und der Wasserabgabe. Am Ende läuft alles nach Plan: Die drei Vermissten, darunter ein 50-Kilo-Dummy, werden gerettet, das fiktive Feuer ist gelöscht und die Gebäude entlüftet.

Bei einem Vollbrand wären mehr als zwei Löschzüge nötig

„Ich bin zufrieden, die Ziele der Übung wurden erreicht“, bilanziert Thorsten Steiling. Durchschnittlich einmal pro Jahr stehen für die Löschzüge solche Großübungen auf dem Programm. Im Ernstfall muss schließlich jeder Handgriff sitzen. Außerdem bringen die Übungen obendrein meist wichtige Erkenntnisse.

Im Fall der Firmenbrache in Friedrichsdorf, deren Eigentümerfamilie Flötotto die Umgestaltung zum Wohnquartier mit mehr als 200 Einheiten plant, haben der Einsatzleiter und seine Kollegen auch eine bedeutsame Feststellung gemacht: „Wenn es in dieser großen Immobilie wirklich mal zu einem Vollbrand kommen sollte, bräuchten wir zur Rettung auf jeden Fall mehr als zwei Löschzüge.“