Gütersloher fährt seltenen Oldtimer – weltweit einzigartiges Gefährt zieht Blicke auf sich

Gütersloh. Kurt Kimm ist ein beruflicher Weltenbummler. Für seinen Job als Elektrotechnik-Ingenieur bereist der Gütersloher die fernsten Länder der Erde, um dort auf Baustellen voll automatisierte Krananlagen zu programmieren. In Kanada, den USA, Singapur, der Türkei oder Ägypten und vielen anderen Orten und Ecken hat er Wochen bis Monate verbracht. Sein Herz schlägt jedoch ganz besonders für den Taunus – allerdings nicht das Mittelgebirge als Reiseregion, sondern das gleichnamige Ford-Modell auf vier Rädern. Zwei der seltenen, historischen Pkw befinden sich in seinem Besitz. Der Oldtimer-Fan verrät: &bdquo;Von meinem Kombi von 1969 gibt es keine zehn Stück mehr.“ Einen noch größeren Seltenheitswert hat jedoch das spezielle Gefährt, das der Gütersloher selbst ausgetüftelt und in mehr als einjähriger, liebevoller Kleinarbeit in seiner Garage entwickelt hat. Sein Anhänger, errichtet aus dem zerschnittenen Vorder- und Hinterteil eines alten Autos, ist weltweit einzigartig. Ein fest installierter Grill mit Gasflasche ist immer mit an Bord Als Grundgerüst dient die seinerzeit für 50 Euro in Paderborn erworbene Karosserie eines schrottreifen Ford Taunus 12M P6. &bdquo;Das ist das gleiche Modell wie meine beiden Pkw“, erklärt Kurt Kimm: &bdquo;Deshalb sieht der Anhänger im Gespann auch aus wie ein kleiner Zwilling“ – und dieser sorgt nicht nur als Blickfang auf der Straße für große Aufmerksamkeit. Der &bdquo;KK 650“, so der Name des Anhängers – benannt nach den Initialen seines Erbauers und seinem zulässigen Gesamtgewicht in Kilogramm –, hat es buchstäblich in sich. &bdquo;Willkommen in der Catering-Abteilung“, sagt Kurt Kimm und öffnet gestenreich die Heckklappe. Hier findet eine Ladung Platz, die locker zum Ausrichten einer zünftigen Gartenparty taugt. Der Grill nebst Gasflasche (&bdquo;Der Anschluss befindet sich im Tankstutzen“), die Kiste Bier, ein kleiner Kühlschrank und ein ausklappbarer Holztisch sind somit immer an Bord. Mehr als ein Jahr lang arbeitet Kurt Kimm an der Umsetzung Der Blick unter die &bdquo;Motorhaube“ sorgt ebenfalls für Verblüffung. Im vorderen Teil des Anhängers, wo auf der Klappe über dem Kühlergrill das Stadtwappen von Gütersloh klebt, befindet sich eine kleine Werkstatt. Ersatzteile, Handschuhe, Waschpaste und ein elektrisch ausfahrbarer Werkzeugkoffer. Lesen Sie auch: Gütersloher verkauft Luxus-Oldtimer für Millionen – auch Promis schlagen zu &bdquo;So sind kleinere Reparaturen unterwegs möglich. Die Kiste wird von einem Wagenheber mit Scheibenwischermotor angehoben und – genau wie die Kühlbox – von einer Zwölf-Volt-Batterie betrieben“, schildert der Mann mit dem Sinn für das Besondere. Das Zugfahrzeug hat hingegen eine 6V-Anlage. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, der Weg dorthin ist ein langer. Mehr als ein Jahr arbeitet Kurt Kimm an der Realisierung. Sägen, Schrauben, Sandstrahlen, Spachteln, Schweißen oder Lackieren – in seiner Freizeit stehen nahezu täglich Arbeitsschritte auf dem Programm. Zwei Quadratmeter Blech benötigt der Bastler, um die Karosserie wieder tragfähig herzustellen. Die vorderen Kotflügel besorgt er sich in Bayern, allein Deichsel und Zugmaul kauft er bei einem Anhängerhersteller - weil der TÜV es so will. Ansonsten lautet die Devise: Selbst ist der Mann. Gefährt erhält sogar eigene Fahrgestellnummer in Flensburg Kurt Kimm, gebürtiger Bielefelder, steht als offizieller Hersteller in den Papieren des Anhängers. Sein Gefährt ist vom TÜV abgenommen und hat beim Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg sogar eine eigene Fahrgestellnummer erhalten. &bdquo;Im Brief steht Baujahr 2021, obwohl die Teile 60 Jahre alt waren.“ Der Gütersloher selbst ist 66 Jahre alt, zweifacher Vater, Opa von drei Enkelkindern und seit nunmehr 42 Jahren mit Ehefrau Simone verheiratet. Die 65-Jährige lässt ihren Gatten bei seinen Projekten schalten und walten, drückt aber auch mal auf die Bremse, wenn sein Elan zu viel Fahrt aufnimmt. Lesen Sie auch: Mit vielen Fotos: Auffälliger Oldtimer rollt wieder durch den Kreis Gütersloh Sein Feuer für den Ford Taunus entbrennt 1979. Der damals 20-Jährige, im dritten Jahr seiner Ausbildung zum Elektromechaniker, benötigt ein Auto. &bdquo;Aber das Geld war knapp“, erzählt Kurt Kimm: &bdquo;Also kaufte ich einen zehn Jahre alten 12M P6 mit 100.000 Kilometer auf der Uhr. 600 D-Mark habe ich dafür bezahlt. Es gab immer viel zu reparieren und zu schrauben.“ Aber daran findet er Gefallen. Kimm zieht nach dem Studium nach Bremen, bleibt dort zehn Jahre. Die Liaison mit seinem Ford hält dagegen nur zwei Jahre. &bdquo;Vergessen habe ich meinen ersten Taunus aber nie.“ Der Breitband-Tacho, die Lenkradschaltung, der V4-Motor – immer wieder gerät der Gütersloher ins Schwärmen. Knapp 40 Jahre danach erfüllt er sich einen sehnlichen Wunsch und kauft sich sein Traumauto erneut – eine beige-farbene Limousine mit himmelblauem Dach und 50 PS, Baujahr 1967. Kurze Zeit später startet er sein wohl aufwendigstes Unterfangen: In anderthalb Jahren baut er sich aus Einzelteilen eines schrottreifen Scheunen-Funds einen neuen, blutroten Taunus P6 zusammen – inklusive Anhängerkupplung. &bdquo;Somit musste der Anhänger her.“ Ford-Taunus-Treffen Mitte September in Gütersloh geplant Als der Ford-Sammler vor drei Jahren schließlich noch den äußerst selten Taunus Kombi, Baujahr `69 erwirbt, schreitet Gattin Simone ein. &bdquo;Drei Oldtimer – das war ihr, auch aus Platzgründen, einer zu viel“, erzählt Kurt Kimm. Er muss sich gegen ein Fahrzeug entscheiden, verkauft seinen &bdquo;Roten“ und lackiert den Anhänger ins Beige um, sodass er mit der Limousine ein perfektes Gespann bildet. &bdquo;Wenn ich damit bei Oldtimer-Treffen wie am Edersee aufkreuze und mir eine Wurst grille, ist das immer ein Highlight.“ Jetzt plant Kurt Kimm ein eigenes Ford-Taunus-Treffen, das von Freitag bis Sonntag, 12. bis 14. September, in Gütersloh stattfinden soll. 14 Autos sind mit dabei, die Teilnehmer kommen aus den Niederlanden, dem Westerwald und Ostwestfalen-Lippe. Zum Schauplatz wird der Parkplatz des Hotel Appelbaums auf dem früheren Wallhorn-Gelände an der Schledebrückstraße, Ecke Neuenkirchener Straße. &bdquo;Dort können unsere Fahrzeuge am Freitag und am Samstag zwischen 17.30 und 18.30 Uhr besichtigt werden“, lädt Kurt Kimm ein. Ausfahrten in der Region planen die Oldtimer-Enthusiasten ebenfalls, es geht nach Marienfeld und Bielefeld. Dabei dürfte dann vor allem das besondere Gespann aus Gütersloh wieder etliche neugierige Blicke auf sich ziehen.

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