Mieter verlassen Kaiserquartier in Gütersloh: Was passiert mit dem Innenstadt-Viertel?

Gütersloh. Von einem Lost Place ist das Kaiserquartier in der Innenstadt von Gütersloh meilenweit weit entfernt. Doch der einst belebte Treffpunkt ist ruhiger geworden. Die Räume des insolventen &bdquo;Moto 59“ sind verwaist, das Restaurant hat seit dem 2. Juni geschlossen. Nachbar und Medienunternehmer Matthias Kirchhoff verlagert den Sitz seiner Agentur &bdquo;Carl makes Media“ zum Dreiecksplatz. Außerdem bietet die Geno Immobilien die Räume der &bdquo;Eisschleckerei“ im Internet an. Dem Vernehmen nach sollen zudem immer mal wieder Vorfälle mit Drogen und Prostitution für Ärger sorgen. Das 2021 neu eröffnete Wohn-, Geschäfts- und Gastronomie-Viertel nahe des Gütersloher Haupt- und Busbahnhofs steht offenbar vor deutlichen Veränderungen. Was passiert da gerade am Gütersloher Kaiserquartier? Von einem Umbruch möchte Marcus Scharpenberg nicht sprechen. &bdquo;Das geht definitiv zu weit“, sagt er im Gespräch mit der &bdquo;NW“. Der 47-Jährige ist Geschäftsführer der Geno. Die Volksbank-Tochter ist gemeinsam mit G-eins (Haus+Partner) in einer Bauträgergesellschaft Investorin des modernen Areals im Zentrum Güterslohs. Die Verantwortlichen betrachten ihr Projekt nach wie vor als wichtigen Baustein für die urbane Entwicklung der Stadt. Agentur zieht künftig an den Gütersloher Dreiecksplatz &bdquo;Dass es in einem lebendigen Quartier mit unterschiedlichsten Nutzungsarten zu Veränderungen bei den Mietern kommt, ist normal“, erklärt Dennis Will, und sei &bdquo;in einem wirtschaftlich herausfordernden Umfeld wie dem aktuellen () alles andere als überraschend“. Der Sprecher der Volksbank in Ostwestfalen fährt fort: &bdquo;Die Insolvenz des Moto 59 bedauern wir, ebenso die Entscheidung einzelner gewerblicher Mieter, ihre Geschäftsmodelle an anderer Stelle fortzuführen.“ Bei einem der angesprochenen Mieter handelt es sich um die Medienagentur &bdquo;Carl Makes Media“ von Inhaber Matthias Kirchhoff, die ihre Räume fristgerecht gekündigt hat. Das Unternehmen zieht zum 1. Juli in die Räume des ehemaligen Deko- und Möbel-Geschäftes &bdquo;Freude pur“ von Wendy Godt an der Königsstraße 42. Lesen Sie auch: Welche Chancen bietet das neue Kaiserquartier für die Gütersloher Innenstadt? &bdquo;Der Dreiecksplatz ist die grüne Oase Güterslohs. Dort wollte ich immer schon hin“, erklärt Kirchhoff, &bdquo;der Hauptgrund für den Umzug ist aber, dass wir nicht mehr die große Fläche benötigen.“ Man verlasse das Kaiserquartier mit gutem Gefühl, sagt Kirchhoff Statt auf 257 Quadratmetern am Kaiserquartier, die laut einer aktuellen Immobilienanzeige der Geno mit einer monatlichen Netto-Kaltmiete von 2.686 Euro plus 500 Euro Nebenkosten zu Buche schlagen, residiert das Unternehmen künftig auf etwa 110 Quadratmetern. &bdquo;Carl Makes Media“, 2007 als Gütersloh TV gegründet, hat derzeit zwölf Beschäftigte und gibt seit elf Jahren das Magazin &bdquo;Carl“ heraus. Zum Portfolio gehören Videoproduktionen, Webdesign, Social-Media- und Imagefilme. Am Kaiserquartier hatte die Agentur auch eine Co-Working-Area installiert, die sich in Folge der Corona-Pandemie aber &bdquo;nicht so entwickelt“ habe wie gewünscht, erläutert Matthias Kirchhoff. Der Inhaber fügt im Hinblick auf den Abschied hinzu: &bdquo;Wir gehen hier mit einem guten Gefühl raus. Die Geno und die Volksbank sind immer offen und fair mit uns umgegangen.“ Volksbank-Sprecher Dennis Will spricht ebenfalls von einem generell &bdquo;engen, vertrauensvollen Austausch mit unseren Mietern“. Eisschleckerei will sich perspektivisch neu aufstellen Seit mehr als drei Jahren hat auch die &bdquo;Eisschleckerei“ von Andrea und Peter Dolheimer mit Hauptsitz am Gütersloher Dreiecksplatz eine Zweigstelle im Gebäudeblock F des Kaiserquartiers. Doch das 123,96 Quadratmeter große Ladenlokal bietet die Geno gegenwärtig für monatlich 1.860 Euro Kaltmiete im Internet an. Für die Eisdiele liege zwar aktuell keine Kündigung vor, so der Volksbank-Sprecher. &bdquo;Allerdings hat der Betreiber signalisiert, dass er sich perspektivisch neu aufstellen möchte.“ Im Auftrag des Eigentümers sondiere man daher vorsorglich den Markt für eine mögliche Nachnutzung. Peter Dolheimer (40) von der &bdquo;Eisschleckerei“ erklärt die Hintergründe: &bdquo;Wir produzieren kein Eis mehr für andere Betriebe. Deshalb brauchen wir den Standort im Prinzip nicht.“ Gerüchte, nach denen sich auch das Escaperoom-Zentrum Gütersloh mit Abwanderungsgedanken beschäftigt, dementiert Geschäftsführer Carsten Teismann. &bdquo;Natürlich merken auch wir die gesamtwirtschaftliche Situation“, so der 49-Jährige, &bdquo;aber aktuell ist es nicht geplant, dass wir das Quartier verlassen.“ Grundlegende Neuausrichtung des Kaiserquartiers ist nicht geplant Die Suche nach Nachfolgern für die nun frei werdenden Flächen scheint indes weit fortgeschritten zu sein. &bdquo;Tatsächlich liegen uns bereits konkrete Anfragen vor“, sagt Volksbank-Sprecher Dennis Will. Man sei zuversichtlich, zeitnah passende neue Nutzungen zu finden. Lesen Sie auch: Warum ein Gütersloher Unternehmer jetzt überraschend Privatinsolvenz anmeldet Von einer Änderung des Gesamtkonzeptes sehe man momentan ab. &bdquo;Eine grundlegende Neuausrichtung ist aktuell nicht geplant – wohl aber eine behutsame Weiterentwicklung.“ Dazu könnte womöglich die Ansiedlung von Einzelhandel zählen. Die stehe zwar nicht im Fokus, sei aber auch nicht ausgeschlossen. In der Vergangenheit war das Kaiserquartier Gütersloh auch Schauplatz von Drogenkriminalität. Vor einem Jahr etwa, am 5. Juni 2024, hatte die Polizei dort eine große Kontrollaktion durchgeführt. Laut Anwohnern gebe es immer mal wieder Ärger mit Prostitution &bdquo;Wir haben die Örtlichkeit auch im Rahmen unseres Projektes Sicher im Kreis nach wie vor im Blick“, sagt Polizeisprecherin Katharina Felsch. Anwohnern zufolge gebe es obendrein immer mal wieder Ärger aufgrund von Prostitution, die sich im Bereich der Mikro-Appartements des Boarding-House abspielen soll. Von einem Imageproblem für das Gütersloher Kaiserquartier will man bei den Verantwortlichen nichts wissen. &bdquo;Definitiv nicht“, erklärt Volksbank-Sprecher Dennis Will. &bdquo;Dass in einem offenen, innerstädtischen Raum gelegentlich auch polizeiliche Präsenz erforderlich ist, ist weder ungewöhnlich noch alarmierend. Man nehme die Verantwortung als Eigentümer und Vermieter sehr ernst und stehe in engem Austausch mit den Behörden und Partnern vor Ort. &bdquo;Unser Ziel bleibt es, das Kaiserquartier langfristig als attraktiven Ort zum Leben, Arbeiten und Begegnen zu stärken – gemeinsam mit Partnern, die diese Vision teilen.“

Meistgelesen