Umbau des Gütersloher Hauptbahnhofs – Stadt legt Millionenprojekt vorerst auf Eis

Gütersloh. Der Tunneldurchstich im Gütersloher Bahnhof rückt in weite Ferne. Wie die Stadt mitteilt, hält sie es für vernünftig, die Planung vorerst auf Eis zu legen. &bdquo;Es macht im Augenblick keinen Sinn, da weitere Energie reinzustecken“, sagt Baudezernent Albrecht Pförtner. Zum einen gebe es keinen Handlungsdruck, zum anderen fehle es der Stadt dafür an Geld. Eine aktualisierte Schätzung beziffert die Kosten des Ausbaus mit 20 bis 24 Millionen Euro, je nach Variante. Etwa ein Drittel davon hätte die Stadt zu tragen. Vor vier Jahren hatte die Deutsche Bahn die Kosten noch wesentlich niedriger angesetzt, mit sieben Millionen Euro. Die Überlegung, die Unterführung bis zum Langen Weg auf die andere Seite des Bahndamms zu verlängern, war aufgekommen, weil die Bahn einen zusätzlichen Bahnsteig mit den Personengleisen fünf und sechs bauen will. Dafür muss sie den Tunnel ohnehin um 15 Meter verlängern. Stadt will sich die Option für einen Durchstich weiter offen halten Die Stadt begreift das als Chance: Würde man den Tunnel komplett bis zur anderen Seite durchziehen, wäre der Bahnhof auch von dort aus, von Süden angebunden. Das biete großes Potenzial für die weitere Stadtentwicklung. Wie sich nun herausstellt, stünden diesem Mehrwert allerdings enorme Investitionskosten gegenüber. Pförtner rät deswegen zur Zurückhaltung, aber auch aus anderem Grund: In dem Quartier am Langen Weg zeichne sich derzeit ohnehin keine weitere Entwicklungsperspektive ab. Gleichwohl will sich die Stadt die Option für den Durchstich offen halten. Die Ratsfraktionen sollen daher in Kürze einen Doppel-Beschluss fassen: zum einen den Verzicht auf weitere Planungsmühen, zum anderen die Aufforderung an die Bahn (DB InfraGo), ihre Tunnelverlängerung zum zusätzlichen Bahnsteig zumindest so zu gestalten, dass ein Durchstich grundsätzlich möglich bliebe. Acht Varianten waren in der Vorplanung untersucht worden In die bisherigen Planungen hat die Stadt einigen Aufwand gesteckt. Zwar hängte sie sich gewissermaßen an die Bahn ran, hatte jedoch auch ihrerseits Kosten zu tragen. In der Sitzungsvorlage für die Ratsfraktionen sind ihre Ausgaben nicht beziffert, sie dürften aber sechsstellig sein. Lesen Sie auch: Bahnhofstunnel in Gütersloh fertig - dritter Bahnsteig geplant So war einer Liste der größeren städtischen Gutachten-Ausgaben Anfang des Jahres zu entnehmen, das jenes für den Durchstich mit 241.000 Euro angesetzt war. Beschließen die Fraktionen nun ein Planungsmoratorium, würde sich die Stadt weitere Ausgaben ersparen. In der bisherigen Vorplanung waren acht Tunnel-Varianten untersucht worden. Die Kernfrage lautete: Sind sie städtebaulich und technisch machbar? Am Ende der Vorprüfung blieben drei übrig. Diese gingen in eine &bdquo;vertiefte Betrachtung“. Wann der Bau eines dritten Bahnsteigs beginnt, ist völlig unklar Unter diesen drei Varianten hat die Stadt einen klaren Favoriten: jene, die einen rechteckigen Knick vermeidet und stattdessen diagonal verläuft. Dieser Diagonal-Verlauf begänne nach dem neuen, zusätzlichen Bahnsteig. Austreten würde der Tunnel im Gleis-13-Quartier auf dem Parkplatz zwischen dem Gebäude der Hochschule (Langer Weg 9a) und dem Gebäude der Scanfabrik (Langer Weg 7b). Lesen Sie auch: Tunneldurchstich unter dem Hauptbahnhof in Gütersloh soll kommen Der Vorteil dieser Variante: Sie wäre deutlich kürzer im Vergleich zu den beiden anderen und bei ihr bestünde weniger die Gefahr, als &bdquo;Angstraum“ wahrgenommen zu werden. Mit 20,167 Millionen Euro wäre sie zudem die billigste. Allerdings gilt dieser Preis nur, wenn es bei einer Breite von vier Metern bleibt. Würde man den Tunnel verbreitern – etwa, um offener und einladender zu wirken –, kämen weitere Millionen hinzu. Konkret berechnet wurde das (deswegen) nicht. Wann die DB InfraGo mit dem Bau des dritten Bahnsteiges beginnt, ist derweil völlig unklar. In der Sitzungsvorlage wird kein Termin genannt, und auch die Bahn hält sich mit Prognosen inzwischen zurück. Mittlerweile ist es sechs Jahre her, dass sie jene Pläne veröffentlichte, die bei ihr unter dem Label &bdquo;Robustes Netz NRW“ laufen. Baubeginn für März 2026 gilt längst als überholt Damit bezeichnet die Bahn das Vorhaben, ihre Verbindungen schneller und verspätungsresistenter (robuster) zu gestalten. Der zusätzliche Bahnsteig in Gütersloh würde es ihr ermöglichen, den schnellen Fern- vom langsameren Regionalverkehr zu entflechten, heißt es. Seinerzeit hatte die Bahn den Baubeginn für März 2026 avisiert, die Inbetriebnahme für Dezember 2028. Das gilt längst als überholt.

Meistgelesen