Frust bei 90-jährigem Gütersloher: Brief an seinen Enkel plötzlich verschwunden

Gütersloh. Normalerweise schreibt Klaus Eickholt an seinen Enkel Yunus in Berlin E-Mails. &bdquo;Aber als jetzt am 25. April sein zehnter Geburtstag anstand, meinte meine Tochter, dass er sich bestimmt über einen ,echten’ Brief freuen würde“, erzählt der 90-jährige Gütersloher. Also formulierte er seine Glückwünsche zur ersten &bdquo;Null“, steckte das Schreiben in einen mit bunten Aufklebern verzierten Briefumschlag, adressierte und frankierte ihn. &bdquo;Da ich nur 85-Cent-Marken hatte und inzwischen das Porto gestiegen ist, habe ich einfach zwei Briefmarken aufgeklebt.“ Am 10. April warf Klaus Eickholt den Geburtstagsbrief in den Briefkasten Haegestraße/Ecke Pestalozzistraße. Doch er kam bis heute nicht bei Yunus an. &bdquo;Vielleicht verhindert die Großbaustelle an der Brockhäger Straße, dass der Briefkasten geleert wird“, vermutet Klaus Eickholt, der sich an die NW gewandt hat. &bdquo;Schließlich muss der Dienstleister ja jetzt einen Umweg fahren, um zu dem Briefkasten zu gelangen.“ Wegen der Großbaustelle ist die Brockhäger Straße stadtauswärts aktuell eine Einbahnstraße und wegen Kanalbauarbeiten an der Haegestraße ist unter anderem die Einfahrt in die Körnerstraße gesperrt. Lesen Sie auch: Irritierende Verkehrsführung auf Großbaustelle in Gütersloh - Kunden bleiben weg Post in Gütersloh ist telefonisch nicht erreichbar Erst ab voraussichtlich Montag, 12. Mai, so teilt die Stadt mit, ist das Einbiegen in die Haegestraße dann sowohl für den stadteinwärts als auch für den stadtauswärts fahrenden Verkehr wieder erlaubt. Gleichzeitig wird das Einbiegen in die Körnerstraße für Fahrzeuge, die stadtauswärts unterwegs sind, nicht mehr möglich sein. &bdquo;Wir informieren die Öffentlichkeit über alle bekannten Wege und haben diese Baumaßnahme besonders öffentlichkeitswirksam begleitet“, versichert Stadtsprecherin Monika Olszewski. Eine gesonderte Information für Post, DHL, UPS, Amazon, Hermes und so weiter über Umleitungen und Behinderungen gebe es aber nicht. Als der Geburtstagsbrief drei Tage vor dem Geburtstag immer noch nicht in Berlin angekommen ist, beginnt Klaus Eickholt nachzuforschen. &bdquo;Ich habe versucht, mit der Post in Gütersloh zu telefonieren, aber das ist ja nicht möglich“, beschwert sich der Senior. Nach endloser Zeit in der Warteschleife und Weiterleitung durch einen Sprachcomputer habe er dann endlich mit einem Menschen an einem Servicetelefon in Bonn sprechen können, der ihm riet, online einen Nachverfolgungsauftrag zu stellen. Briefkasten ist laut Auskunft der Post trotz Baustelle geleert worden Was der 90-Jährige mit seinem Smartphone dann auch machte. Auch hier schreibt er von seiner Vermutung, dass die Post den Briefkasten in seinem Viertel wegen der Baustelle gar nicht anfahre. &bdquo;Bitte machen Sie sich keine Sorgen und geben Sie uns etwas Zeit, um nach ihrer Sendung zu suchen“, lautet die automatisierte Antwort. &bdquo;Nach spätestens 32 Tagen melden wir uns mit einem Ergebnis bei Ihnen“, heißt es weiter. &bdquo;Der Briefkasten wird natürlich trotz der Baustelle geleert“, versichert Postsprecher Achim Gahr auf Nachfrage der NW. Der Briefkasten Haegestraße/Ecke Pestalozzistraße sei am 10. April beispielsweise um 16.04 Uhr geleert worden, und natürlich an den Folgetagen auch, immer gegen 16 Uhr, so wie auf dem Schild angezeigt. &bdquo;In jedem Kasten ist ein Strichcode, der immer nach dem Öffnen von unseren Mitarbeitern gescannt wird“, sagt der Sprecher. &bdquo;Ich kann also genau sehen, dass dieser Briefkasten geleert worden ist. Daran liegt es nicht, dass der Brief nicht angekommen ist.“ Bei über 40 Millionen Briefen, die täglich von der Post befördert würden, gehe auch schon mal einer verloren. Manchmal werde auch einfach vergessen, den Empfänger auf den Umschlag zu schreiben. Oder den Brief ausreichend zu frankieren. &bdquo;Wir erleben da die dollsten Sachen“, so Gahr. Auch in den Briefzentren gehe schon mal etwas schief. Gütersloher schreibt weiteren Brief an seinen Enkel &bdquo;Die Briefe werden dort in einer unfassbaren Geschwindigkeit sortiert. Da reicht manchmal schon eine Büroklammer in einem Umschlag, dass ein Brief stockt und dann in Mitleidenschaft gezogen wird“, erläutert er weiter. Aber man werde alles tun, um den Brief an den Enkel wiederzufinden. &bdquo;Aber dafür brauchen wir ein wenig Zeit.“ Schließlich müsse der gesamte Weg zurückverfolgt werden. Die korrekte Leerung des Briefkastens sei aber bereits bestätigt. Lesen Sie auch: Gütersloher Unternehmen Hagedorn reißt markante Immobilie in der Innenstadt ab Klaus Eickholt versichert, dass seine Briefe bisher immer ordnungsgemäß angekommen seien - &bdquo;oft sogar binnen eines Tages“. In diesem Fall hätten allenfalls die bunten Aufkleber auf dem Umschlag für Komplikationen sorgen können. Gemeinsam mit der NW will er es jetzt aber wissen: Er schreibt seinem Enkel - den er in der Zwischenzeit schon mit der Bahn in Berlin besucht hat und ihm so persönlich zum 10. Geburtstag gratulieren konnte - einen weiteren Brief. Diesen wirft er am 30. April – wieder mit zwei 85-Cent-Briefmarken frankiert und einem Herz, einen Pilz und einem Glückwunsch-Sticker beklebt – in den Briefkasten Haegestraße/Pestalozzistraße. Und siehe da, am Samstag, 3. Mai, ist dieser Brief nun bei Yunus angekommen. &bdquo;Meine Tochter hat mich gleich angerufen“, erzählt Klaus Eickholt. Ein &bdquo;Beweisfoto“ für die NW hat sie auch mitgeschickt. &bdquo;Er hat sich sehr gefreut“, erzählt der Großvater, der besonders stolz auf das Basketball-Talent seines Enkels ist. Dennoch würde ihn interessieren, was aus dem ersten Brief, in dem auch noch ein kleiner Geldschein für Yunus steckte, geworden ist. &bdquo;Vielleicht meldet sich die Post ja noch.“

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