Junger Gütersloher kümmert sich um Jugendliche, die woanders keine Chance mehr bekommen

Gütersloh. &bdquo;Wir sind quasi die letzte Auffangstation. Die Kinder und Jugendlichen, um die sich sonst niemand kümmern will, kommen zu uns.“ Deutliche Worte, die Devrim Celik im Gespräch direkt zu Beginn ausspricht. Der 26-jährige Gütersloher hat zu Beginn des Jahres 2025 die Kinder- und Jugendhilfe PASI (steht für: Positive Aktivierung sozialer Interaktion) gegründet. Dort kümmern sich Celik und die 31-jährige Beritan Dogan um Kinder und Jugendliche, die anderswo durchs Raster fallen, also sogenannte Systemsprenger. &bdquo;Der Begriff gefällt mir allerdings gar nicht“, klärt Celik auf. Denn er würde implizieren, dass die Kids die Schuld daran tragen, nicht ins System zu passen, indem sie dieses eben sprengen würden. &bdquo;Tatsächlich ist es aber in den meisten Fällen das System, was hinterfragt werden muss“, sagt der Gütersloher. Pro Person betreuen Celik und Dogan, die vorher in einer Justizvollzugsanstalt gearbeitet hat, bis zu acht Heranwachsende zwischen 0 und 21 Jahren. Der Fokus in der Einrichtung liegt laut Celik aktuell aber auf Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 18 Jahren. Dabei handele es sich in den meisten Fällen um Intensivtäter, also um Kinder und Jugendliche, die bereits kriminell aufgefallen sind. Lesen Sie auch: Kaum Plätze für &bdquo;Problemkinder“ in Gütersloh - teilweise über 100 Ablehnungen Gütersloher arbeitet gerne mit Systemsprengern &bdquo;Die Kids haben in jungem Alter schon verschiedene Straftaten begangen. Das sind Gewaltdelikte wie schwere Körperverletzung oder Messerattacken, aber auch Einbruch und Diebstahl. Und natürlich Drogendelikte“, klärt Celik auf. Für den Schritt, PASI zu gründen, hat er sich aus verschiedenen Gründen entschieden. Es ist spürbar, dass die Arbeit für den Gütersloher eine absolute Herzensangelegenheit ist. Celik hat bereits ein duales Studium im Bereich &bdquo;Soziale Arbeit“ bei der Stadt Gütersloh hinter sich und im Anschluss in einer ähnlichen Einrichtung wie PASI in Hamm gearbeitet. Dort habe er für sich entdeckt, dass er am liebsten mit den sogenannten Systemsprengern arbeitet. &bdquo;Ich wollte dann aber etwas Eigenes auf die Beine stellen und mir ist aufgefallen, dass es ein vergleichbares Angebot in OWL nicht gibt“, sagt Celik. Daraus ist dann die Idee entstanden, die Jugendhilfe in seiner Heimatstadt Gütersloh zu eröffnen. Bereut hat er den Schritt bisher nicht. &bdquo;Wir sind aktuell dabei, Kontakte zu knüpfen und unser Netzwerk zu erweitern“, so der Gütersloher. PASI arbeite bereits eng mit den Jugendämtern in Gütersloh und im Kreis zusammen und außerdem mit der Jugendgerichtshilfe. Gütersloher möchte mit der Polizei zusammenarbeiten Auch den Kontakt mit der Polizei intensiviert Celik. &bdquo;Die Gespräche mit der Jugendschutzbeauftragten der Polizei waren sehr gut, ein ständiger Austausch ist für unsere tägliche Arbeit essenziell“, sagt Celik. Darüber hinaus strebt er eine Zusammenarbeit mit Periskop an. Das ist ein Konzept des Landes NRW zur Früherkennung von und zum Umgang mit Personen mit Risikopotenzial in Bezug auf mögliche Anschläge. Die Arbeit bei PASI im Vergleich zu anderen Einrichtungen beschreibt der 26-Jährige als intensiver. &bdquo;Bevor wir pädagogisch arbeiten können, müssen wir vor allem erst mal eine Bindung zu den Kindern und Jugendlichen herstellen“, so Celik, der oft Dinge runterschlucken müsse, um &bdquo;überhaupt an die Kids ranzukommen“. Auch normale Arbeitszeiten kennt der Sozialarbeiter nur bedingt. &bdquo;Wenn es am Wochenende eine Krise bei jemandem gibt, sind wir da und unterstützen“, schildert er. Auch gemeinsame Wochenendausflüge stehen auf dem Programm, &bdquo;um die Bindung zu erhöhen“. Außerdem nehmen die Mitarbeiter von PASI die Familien der Kinder und Jugendlichen mit in die Verantwortung. &bdquo;Primär arbeiten wir mit den Jugendlichen, aber die Zusammenarbeit mit ihren Familien ist in den meisten Fällen fast genauso wichtig“, so Celik. Gütersloher hat ambitionierte Vision für die Zukunft Um die passende Atmosphäre zu schaffen, hat Celik viel Herzblut in die Gestaltung der Räumlichkeiten an der Berliner Straße 1 in der Gütersloher Innenstadt investiert: Große Bildschirme, gemütliche Sofas, eine Küche (&bdquo;Manchmal probieren wir sogar, gesund zu kochen“), Motivationssprüche an den Wänden und als Highlight ein Billardtisch sollen für eine Wohlfühlatmosphäre sorgen. Lesen Sie auch: 13-Jähriger löst mit Auto der Eltern Bus-Unfall im Kreis Gütersloh aus: Wer zahlt jetzt? Dabei ist dem 26-Jährigen besonders wichtig, nicht über die Köpfe der Kinder und Jugendlichen zu entscheiden. &bdquo;Die sind in die Planungen voll involviert und wir setzen ihre Wünsche um“, sagt der Gütersloher. Dabei betont er, dass Spaß in der Arbeit mit den straffälligen Kids zwar wichtig sei und dazugehöre, der Fokus aber natürlich auf der Eingliederung in die Gesellschaft liege. &bdquo;Natürlich arbeiten wir hier pädagogisch“, sagt Celik. Aktuell findet der Austausch entweder in den Gütersloher Räumlichkeiten oder bei den Jugendlichen zuhause statt. Celiks Vision ist eine stationäre Betreuung in Form einer eigenen Wohneinrichtung. &bdquo;So könnte man die Arbeit noch weiter intensivieren“, ist er sich sicher. Die Jugendhilfe möchte den Kindern und Jugendlichen eine Perspektive bieten, an die die meisten selbst nicht mehr glauben. &bdquo;Viele haben das Gefühl, dass der Zug schon abgefahren ist. Aber bei uns ist der Zug definitiv noch lange nicht abgefahren“, so der Sozialarbeiter.

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