Überraschende Wende: Ex-SPD-Kassierer aus Gütersloh sitzt doch im Gefängnis

Gütersloh. Weil er 53.000 Euro Parteivermögen veruntreut hatte, wurde der Ex-Kassierer des SPD-Ortsvereins Gütersloh im Januar 2023 zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Nun stellt sich heraus, dass Benjamin L. die Auflagen nicht erfüllt hat und deshalb nun doch in Haft sitzt, wie die Staatsanwaltschaft Bielefeld auf Nachfrage der &bdquo;NW“ bestätigt. &bdquo;Der Widerruf erfolgte unter anderem, weil der Verurteilte die ihm auferlegte Geldstrafe nicht vollständig gezahlt und den Kontakt zur Bewährungshilfe abgebrochen hat“, teilt die Staatsanwaltschaft mit. Zudem sei er innerhalb der Bewährungszeit erneut rechtskräftig zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Als &bdquo;Chance“ hatte Richter Benedikt Lücken die Aussetzung der Haftstrafe vor zwei Jahren begründet. Als Chance für den Verurteilten, das Leben neu zu ordnen. Denn Benjamin L.s Vorstrafenregister war viel länger als bekannt, wie sich damals vor Gericht überraschend herausstellte. Acht Verurteilungen, unter anderem wegen Betrugs Acht Verurteilungen wegen Betrugs, Leistungserschleichung, Diebstahls, vorsätzlichen Fahrens ohne Führerschein und Computerbetrug in 68 Fällen standen auf der Liste. Für Letzteres war er 2011 in Leipzig ebenfalls zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt worden. Offenbar genügend Gründe, warum die Staatsanwältin Sabine Berger vor zwei Jahren nicht an eine positive Sozialprognose glauben wollte und eine Haftstrafe von zwei Jahren und vier Monaten wegen gewerbsmäßigen Betrugs in 35 Fällen gefordert hatte. Sie darf sich in ihrer Einschätzung bestätigt fühlen. Zu den Bewährungsauflagen gehörte neben der Durchführung einer Psychotherapie auch die Rückzahlung der veruntreuten Summe in Monatsraten zu je 500 Euro. Doch als in den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 gar kein Geld des Verurteilten auf das Konto einging, wurde klar: Diese Summe würde er nicht leisten können. Also wurde der Betrag auf 200 Euro reduziert. Nur wenige Raten an die SPD zurückgezahlt &bdquo;Dieser Betrag wurde auch einige Monate gezahlt“, wie Mario Klasfauseweh, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Gütersloh, der &bdquo;NW“ berichtet. Doch dann hätten die Zahlungen ausgesetzt. Insgesamt habe der Ex-Kassierer nur 2.000 Euro überwiesen. Darüber habe er das Schöffengericht zeitnah informiert und erst jetzt erfahren, dass die Bewährung bereits im Juli 2024 zurückgenommen worden sei. Im Oktober 2024 sei nochmals eine &bdquo;Notrate“ eingegangen, so Klasfauseweh, &bdquo;wohl um der Vorladung der Staatsanwaltschaft zur Haft zu entgehen“, vermutet er. Zwischendurch habe er immer wieder mal Kontakt zu ihm aufgenommen, aber jetzt erreiche er ihn nicht mehr, was ihn vermuten lasse, dass L. in Haft sitzt. Tatsächlich war es für die Justiz gar nicht so einfach, des verurteilten Ex-Kassierers habhaft zu werden. Zwar war der Widerruf der Bewährung bereits zum 31. Juli 2024 rechtskräftig geworden. Doch der Aufforderung des Gerichts vom Mitte August, seine Haft innerhalb von zwei Wochen anzutreten, kam L. nicht nach. SPD will die 51.000 Euro noch nicht in den Wind schreiben Deshalb wurde am 18. September ein Haftbefehl erlassen. Am 16. Oktober konnte Benjamin L. schließlich festgenommen werden. Seine offenbar kurz zuvor geleistete &bdquo;Notrate“ an die SPD konnte ihn nicht davor schützen, dass er seitdem in der Justizvollzugsanstalt Senne einsitzt. Die bereits zurückgezahlten 2.000 Euro werden mit 22 Tagen auf die Gesamtfreiheitsstrafe angerechnet, so die Staatsanwaltschaft. Die noch ausstehenden 51.000 Euro möchte Mario Klasfauseweh trotz allem nicht in den Wind schreiben. &bdquo;Wir haben als Geschädigte einen Titel auf 30 Jahre. Außerdem gibt es ein staatsanwaltliches Vollstreckungsverfahren, bei dem regelmäßig geprüft wird, ob vollstreckungsfähiges Vermögen da ist, etwa durch Tätigkeit in der Haft“, der Ortsvereins-Vorsitzende. Und irgendwann würde L. ja wieder aus der Haft kommen. Mehr dazu: Ex-Kassierer erbeutet 53.000 Euro in Gütersloh - von seinen Vorstrafen wusste offenbar niemand Deshalb habe sich die SPD vorgenommen, &bdquo;im zweijährigen Takt einen Vollstreckungsversuch zu starten, um zu schauen, ob etwas zu holen ist“, erklärt Klasfauseweh. &bdquo;Aber das Geld werden wir nicht abschreiben, das könnte ich auch unseren Mitgliedern nicht erklären.“ Benjamin L. hatte das Konto des SPD-Ortsvereins bis auf 1.100 Euro abgeräumt. Mittlerweile hat sich das Vermögen wieder auf rund 15.000 Euro aufsummiert. Klasfauseweh: &bdquo;Damit sind wir handlungsfähig, das sah vor zwei Jahren noch anders aus.“

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