Ex-Topmanager von Bertelsmann in Gütersloh nach tragischem Unfall gestorben

Gütersloh. Gütersloh hat eine bekannte Persönlichkeit verloren. Jürgen Krämer, ehemaliger FCG-Präsident, Kommunalpolitiker und Bertelsmann-Topmanager, ist an den Folgen eines tragischen Unglücks gestorben. Er kam im Alter von 89 Jahren ums Leben – beim Versuch, einen brennenden Weihnachtsbaum zu löschen. Der Vorfall passierte am Sonntagabend in seiner Wohnung in Berlin. Nach Angaben der örtlichen Polizei lösten die Rauchmelder aus, als gegen 20.45 Uhr der Baum in Brand geriet. Krämer versuchte zu löschen, zog sich lebensgefährliche Verbrennungen zu. Rettungskräfte brachten ins Krankenhaus, wo er am Montag seinen Verletzungen erlag. Ehefrau Gunhild, 80, verletzte sich ebenfalls, aber nur leicht. Freunde und Wegbegleiter zeigen sich erschüttert. Krämer habe sich in Gütersloh äußerst verdient gemacht, hieß es. Er übernahm die Führung des Fußballvereins in schwierigen Zeiten, er engagierte sich in Ehrenämtern, er wurde für sein politisches Wirken mit der Ehrenbezeichnung Stadtältester gewürdigt. Mit seiner alten Heimat Gütersloh war er eng verbunden Obwohl Krämer 2007 nach Berlin gezogen war, rissen seine Verbindungen in die Heimat nie ab. Zuletzt war er kurz vor dem Jahreswechsel da, traf sich unter anderem mit seinem Freund und ehemaligen Pfarrer Fritz Stegen. Im November besuchte er das Konzert des Jugendmusikkorps Avenwedde, dessen Fördervereinsvorsitzender er mehr als 20 Jahre lang war. Krämer hatte es einst gemeinsam mit Hermann Grosser und Horst Hagenlüke binnen weniger Tage geschafft, die Stiftung Altewischer ins Leben zu rufen, das Fundament der Avenwedder Musik. Zu seinen Parteifreunden der CDU hielt er engen Kontakt, war trotz des Umzugs in die Hauptstadt Mitglied im Ortsverein Avenwedde-Friedrichsdorf geblieben. 1974 war Krämer der Partei beigetreten. Sie hatte vor, ihn am 1. März im Gasthaus Amadé für seine langjährige Mitgliedschaft zu ehren. CDU-Politiker Tigges trauert um Jürgen Krämer &bdquo;Leider ist uns das nicht mehr vergönnt. Sein Tod trifft uns schwer“, sagt Kreisvorsitzender Raphael Tigges. Krämer sei noch äußerst vital gewesen, interessiert und ein guter Berater. Regelmäßig hätten sie sich getroffen, zuletzt Ende Oktober. So plötzlich und tragisch aus dem Leben gerissen zu werden, sei ein großes Unglück, so Tigges. Krämer hatte viele Talente, er war das, was man einen Tausendsassa nennt. Er spielte Klavier, liebte Literatur, sammelte Kunst. Einmal sagte er, sein Traum vom Glück sei, dass der Tag 48 Stunden habe und er nur drei Stunden Schlaf brauche. Seiner Leidenschaft für die Juristerei ging er als Laienrichter am Finanzgericht Münster nach, seine Kenntnisse im Steuerrecht brachte er als Mitglied der NRW-Prüfungskommission für Steuerberater ein. Lesen Sie auch: Bertelsmann-Tochter schafft bis zu 100 neue Arbeitsplätze im Kreis Gütersloh Seine Bibliothek war riesig, gefüllt mit Romanen, Biografien, politisch-historischen Werken. Auch für Religion interessierte er sich. Er besaß alle Bücher von Dietrich Bonhoeffer, ging oft in die Kirche. Steile Karriere im Unternehmen Bertelsmann In der Privatwirtschaft durchlief Krämer eine steile Karriere. Nachdem er sein Studium der Volkswirtschaftslehre mit &bdquo;magna cum laude“ abgeschlossen und promoviert hatte, trat er Stellen bei Thyssen Gas und der Gerresheimer Glas AG an. 1969 wechselte er als Leiter der Steuerabteilung zu Bertelsmann nach Gütersloh. Rasch stieg er auf, wurde Chef der Bertelsmann Hauptverwaltung in New York und nach seiner Rückkehr Finanzdirektor des Konzerns. Die CDU wusste, was sie an ihm hatte. Kaum war er Ratsherr, trug sie ihm Ämter an. Krämer wurde stellvertretender Fraktionsvorsitzender im Rat, stellvertretender CDU-Vorsitzender auf Kreisebene. Als finanzpolitischer Sprecher seiner Fraktion und als Vorsitzender mehrerer Bankgremien brachte er seine Finanzkompetenz ein, als Vorsitzender des Kulturausschusses seine Leidenschaft für die schönen Dinge dieser Welt. FCG-Präsidentschaft als &bdquo;größte Fehlentscheidung“ Ratskollege Gerhard Feldhans nannte ihn den &bdquo;Gentleman-Politiker“. Stets in feinem Zwirn gekleidet, verstand es Krämer dank rhetorischer Begabung, seine Argumente pointiert und scharf vorzutragen, oft mit humorvoller Note. Den intelligenten, aufrichtigen Diskurs: Das war das, was er liebte. 1999 nominierte die CDU ihn zum Bürgermeisterkandidaten. Krämer wurde zum Widersacher der SPD-Kandidatin Maria Unger. Obwohl seine Fraktion stärkste Kraft im Rat wurde, verpasste er den Wahlsieg. Möglicherweise hatte ihm die Finanzkrise, in die der FC Gütersloh geschlittert war, zu sehr geschadet. Lesen Sie auch: Testspiel des FC Gütersloh wegen Sicherheitsbedenken kurzfristig abgesagt Drei Jahre zuvor, 1996, hatte Krämer die Präsidentschaft des Clubs übernommen. Er sollte diesen Schritt später als &bdquo;die größte Fehlentscheidung meines Lebens“ bereuen. Obwohl er privat dem Winston-Churchill-Motto &bdquo;no sports“ folgte, hatte er dem Ersuchen des FCG, nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga eine ausgewiesene Finanzfachkraft an der Spitze des Vereins haben zu wollen, nachgegeben. Es wurden glorreiche, aufreibende Jahre. Job beim FC Gütersloh entpuppt sich für ihn als ein Abenteuer Krämers Job erwies sich als Abenteuer. In einem Nachruf, den der FCG am Dienstag aufsetzte, heißt es, die Fußball-Euphorie in Gütersloh habe in jener Zeit überdeckt, dass der Verein mit einigen finanziellen und strukturellen Defiziten in der 2. Liga ankam. &bdquo;Ohne Krämer wäre diese Zweitliga-Zeit schon nach der ersten Saison zu Ende gewesen. Dafür sagen wir Danke.“ Lesen Sie auch: Todesfälle im Kreis Gütersloh: Diese bekannten Unternehmer sind 2024 gestorben Wegen falscher Angaben im Lizenzantrag hatte der DFB den Verein auf dem Kieker, es drohte der Zwangsabstieg. Krämer warf sich hinein, schaffte es, den DFB zu besänftigen. &bdquo;Die Rettung von Frankfurt war sicherlich seine größte Leistung als Präsident“, so der Verein. Krämer hinterlässt seine Ehefrau, Kinder und Enkelkinder Krämer genoss sein Amt, krabbelte nach Heimsiegen an der Spitze der Raupe über den Heidewald-Rasen – in den Köpfen der Fußballfans haben sich diese Bilder eingebrannt. Zwar holten den Club die alten Defizite später ein, doch mit Krämers Namen verbindet sich die sportlich erfolgreichste Zeit, die er je hatte, &bdquo;das ist das, was bleibt“, so der FCG. Krämer hinterlässt Ehefrau, Kinder, Enkelkinder. In einer &bdquo;Festtags-Ausgabe“, die seine vier Töchter ihm im Look der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zum 65. Geburtstag gestalteten, heißt es, ihr Vater hätte gewiss längst &bdquo;genug der Lobhudelei“ gerufen. Sie wünschten ihm &bdquo;ein langes, gesundes und abwechslungsreiches Leben“. Das hatte er. Bis zum jähen Ende.

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