Das wird sich in den Krankenhäusern im Kreis Gütersloh ändern – der große Überblick

Gütersloh. Der neue Geschäftsführer der Katholischen Hospitalvereinigung Ostwestfalen, Matthias Bitter, ist HSV- und VfL-Osnabrück-Fan, er hat zuletzt viel Not und Elend ertragen müssen. Es scheint, das hat ihn gestählt. Die Verhandlungen mit dem Land hat er jedenfalls derart wadenbeißig geführt, dass seine KHO leicht lädiert, aber erhobenen Hauptes vom Feld gehen kann. Seiner Kollegin am Klinikum, Maud Beste, ist es nicht minder gelungen, sich und ihr Haus zu behaupten. Von fußballgeprägter Leidensfähigkeit ist bei ihr nichts Näheres bekannt, aber was den Sport sozialpsychologisch so wertvoll macht, das Erhöhen der Frustrationstoleranz, hat auch sie im Ringen um Finanzmittel in der Vergangenheit hinreichend lernen dürfen. Zunächst die Fakten. Was wird sich durch die NRW-Krankenhausreform im Kreis Gütersloh ändern? Welche Krankenhäuser haben kapazitiv gewonnen, welche verloren? Welche Leistungsgruppen hat das Land ihnen neu zugewiesen, welche gestrichen? Sankt Elisabeth Hospital in Gütersloh Es muss Leistungen abgeben. Dazu gehören erstens Eingriffe an der Leber, zweitens an der Bauchspeicheldrüse (Pankreas), drittens am Enddarm (tiefes Rektum), viertens am Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom), fünftens beim künstlichen Ersatz von Knie und Hüfte (Endoprothetik). Das klingt nach viel – und ist es auch. Das Eli-Hop wird einiges umschichten müssen, personell wie apparativ. Einfach wird das nicht. Matthias Bitter hat das nicht abwenden können, die Strukturen gaben es nicht her. Im Nachhinein könnte man darin eine Erklärung für die kurzfristige Demission seines Vorgängers vermuten. Gestärkt – und das ist ein Verdienst Bitters – wird das Eli-Hop durch eine neurologische Frührehabilitation. In welchem Umfang ist noch unklar, aber für Schlaganfall-Patienten ist das so oder so eine gute Nachricht. Das Ministerium hat dem Aufbau dieser Neuro-Frühreha zugestimmt, weil es sinnvoll ist: Schon jetzt findet sich am Elli eine breite Palette neurologischer Disziplinen, Stroke Unit inklusive. Lesen Sie auch: Gütersloher Krankenhäuser kritisieren neuen Klinik-Atlas: &bdquo;Falsch und unvollständig“ Gestärkt wird am Eli-Hop die Geriatrie – wenn auch zu Lasten von St. Lucia. Von den 1.300 angesetzten Fällen in Harsewinkel gehen 900 zum Elisabeth nach Gütersloh, 400 zum Vinzenz nach Wiedenbrück. Erfolgreich gekämpft hat das Elli zudem um seine Senologie (Erkrankungen der Brust). Das Erstaunen, dass das Ministerium dieses etablierte Angebot streichen wollte, war berechtigt, zumal das Brustkrebszentrum, unlängst noch rezertifiziert worden war. Nun läuft es auf ein gemeinsames Brustzentrum mit Herford und Bielefeld am Standort Gütersloh hinaus. Gut so – wenngleich das bedeutet, dass die Brustkrebs-Kooperation mit dem Klinikum bröckelt, vermutlich endet. Künftig werden in Gütersloh also zwei Senologien nebeneinander arbeiten, verstehe, wer will. Klinikum in Gütersloh Hier ändert sich wenig. Verabschieden muss sich das Klinikum nur von der Prothetik für Knie und Hüfte. Das Land gewährt ihm dafür eine Frist von zwölf Monaten. Das Klinikum will die Zeit nutzen, um bei den künstlichen Gelenken (und der Operation von Lungenkrebs) Kooperationen mit Bethel auszuloten. Umgekehrt verbucht das Klinikum Erfolge. Erfolgreich hat es um den Erhalt der Eierstockkrebs-Behandlung gekämpft. Die ohnehin starke Onkologie bekommt einen weiteren Schub. Patienten finden am Klinikum eine versammelte Expertise in Sachen Krebs vor, eine Bündelung, die ganz im Sinne von Bund und Land ist. Stark bleibt auch die Gynäkologie, das Klinikum hat den Zuschlag für alle Leistungsgruppen erhalten. Kein Wunder, dass Maud Beste mit den Nachrichten aus Düsseldorf sehr zufrieden war. Sankt Vinzenz Es verliert die Behandlung der Halsschlagader. Alles andere bleibt, wird zum Teil sogar gestärkt. Das Eli-Hop verlegt seine Orthopädie ans Vinzenz, bündelt dort die orthopädischen Fälle aus Gütersloh, Oelde und Rheda-Wiedenbrück. Auch die Hüft- und Knie-Eingriffe vom Elli gehen ans Vinzenz. Gestärkt wird das Vinzenz ferner durch die 400 Geriatrie-Fälle aus Harsewinkel und den Ausbau der Adipositas-Chirurgie. Die Planzahl von 87 Fällen wechselt vom Franziskus in Bielefeld nach Wiedenbrück – gar nicht so wenig, betrachtet man die Zahl von 1.000 solcher Eingriffe landesweit. St.-Lucia-Hospital in Harsewinkel Hier ist die Aufregung am größten. Mit dem Bescheid aus Düsseldorf ist klar, dass das Harsewinkeler Haus nur noch eine Gnadenfrist hat. Spätestens 2030 soll die Geriatrie verlagert sein. Für viele Patienten ist das schmerzhaft. Ihre Wege werden weiter. Gleichwohl ist die Verlagerung strategisch sinnvoll. Behandlung dort bündeln, wo Kompetenz ist: Für geriatrische Patienten gilt das im besonderen. Gerade ältere, multipel erkrankte Patienten profitieren von den interdisziplinären Strukturen und der medizinisch-technischen Ausstattung an einem Akutkrankenhaus wie dem Eli-Hop. Letztlich geht es beim kleinen Lucia um das Einhalten von Vorgaben: Mindestfallzahlen und personelle Besetzungen. Wer daran scheitert, die geforderte dritte Fachkraft nachzuweisen, für den wird’s argumentativ heikel. Lesen Sie auch: Gnadenfrist für Krankenhaus im Kreis Gütersloh – das wird sich jetzt trotzdem ändern Zudem wurde dieser Tage klar: St. Lucia ist ein Zuschussbetrieb. Dass das KHO dennoch nicht vorhat, 2030 das Licht auszuknipsen, ist löblich. Man wolle den Standort innerhalb des Stiftungszwecks &bdquo;Förderung des Gesundheitswesens und Gesundheitsversorgung“ weiter führen, so Bitter. Das lässt viele Optionen zu. Möglicherweise läuft es auf ein ambulantes Angebot hinaus. Für Harsewinkel und die Versorgungslandschaft mag das nicht das Schlechteste sein. Fazit Ziel der Klinikreform ist es, Qualität und Effizienz in der Gesundheitsversorgung zu verbessern. Es sieht so aus, als würde das im Kreis Gütersloh gelingen. Wie denken Sie darüber? Anregungen an ost@nw.de

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