Beliebtes Gütersloher Traditionsevent in Innenstadt abgesagt – Neuauflage 2025 geplant

Gütersloh. Der Heilige Martin: Jahrzehntelang ist er hoch zu Ross durch die Gütersloher Innenstadt geritten, gefolgt von Kindern mit ihren Laternen. Die Gütersloh Marketing GmbH ist nun im Begriff, mit dieser Tradition zu brechen. Sie hat in diesem Jahr darauf verzichtet, den Martinsumzug zu veranstalten. Der Aufwand für das Organisieren dieser Veranstaltung sei erheblich, sagt GTM-Geschäftsführerin Christina Junkerkalefeld, die personellen Ressourcen gäben das aktuell nicht her. Möglicherweise werde es den Umzug daher auch in den nächsten Jahren nicht mehr geben, hatte Junkerkalefeld zuletzt der &bdquo;NW“ gesagt. Sie hatte dabei fehlende personelle und finanzielle Ressourcen als Gründe genannt. Am Mittwochabend, 13. November, folgte die Kehrtwende. &bdquo;Wir nehmen die vielen Stimmen aus der Bürgerschaft und der Politik wahr und sehr ernst. Daher werden wir in den kommenden Wochen intensiv daran arbeiten und die notwendigen Anpassungen vornehmen, um sicherzustellen, dass der Martinsumzug im kommenden Jahr in eine thematisch passende Veranstaltung integriert wird“, heißt es in einer aktuellen Mitteilung am Mittwoch. Großes Interesse: So viele Teilnehmer wie noch nie Der Martinsumzug durch die Innenstadt erfreut sich großer Beliebtheit. Die Teilnehmerzahlen seien in den vergangenen Jahren stetig gewachsen, sagt Rainer Hülsmann, Darsteller des St. Martin. Selbst die Corona-Pandemie, die den Neustart vieler Formate erschwerte, habe dem nichts anhaben können, im Gegenteil: &bdquo;Im vergangenen Jahr hatten wir so viele Teilnehmer wie nie“, sagt Hülsmann. Beim Abschluss-Schauspiel, bei dem der Heilige Martin seinen Mantel mit einem frierenden Bettler teilt, sei der Platz voll gewesen, in mehreren Reihen hätten die Kinder gestanden. Wegen des hohen Zuspruches war die Route vor einigen Jahren sogar verlängert worden. Ritt St. Martin früher nur den kurzen Weg vom Rathaus bis zum Berliner Platz, so führt er den Laternenumzug seit einigen Jahren bis vors Theater: Dort ist mehr Platz. Oft trat zudem eine Musikkapelle auf. Lesen Sie auch: Wegen Halloween-Hype: Feiern wir bald nicht mehr den Martinstag? &bdquo;Mir tut es vor allem für die Kinder leid“ Hülsmann sagt, er bedaure das zunächst angedachte Aus für den Umzug. &bdquo;Mir tut es vor allem für die Kinder leid.“ Die Mantelteilung stehe für Mitmenschlichkeit und die Möglichkeit, armen Menschen helfen zu können. &bdquo;Ausgerechnet darauf zu verzichten kann ich ehrlich gesagt nur schlecht nachvollziehen.“ Vor rund 20 Jahren hatte Hülsmann von seinem Vorgänger die Rolle des heiligen Bischof von Tours übernommen, anfangs mit dem Pferd &bdquo;Feeling“, seit sechs Jahren mit &bdquo;Ben“. Unterstützt wird Hülsmann von Klaus Gottenströter, der moderiert und die Martins-Geschichte erzählt. Gottenströter ist auch derjenige, der traditionell am 6. Dezember beim Gütersloher Weihnachtsmarkt den Nikolaus verkörpert. In einer Kutsche, gezogen von einem Zweispänner, den Hülsmann lenkt, gelangt er zum Berliner Platz, wo er auf der Bühne auftritt und Kinder mit Geschenken bedenkt. Hülsmann wartet derweil mit seiner Kutsche und den Pferden &bdquo;Zeus“ und &bdquo;Apollo“ vor der Douglas-Filiale, bis der Nikolaus weiterzieht. Veränderung auch beim Besuch des Nikolaus’ Doch auch hier kommt es nun zu einer Veränderung. In diesem Jahr werde eine andere Person den Nikolaus darstellen, sagt Junkerkalefeld. Dabei handele es sich um Florian Renner, einen Zauberkünstler aus Bielefeld. &bdquo;Wir halten ihn für eine gute Besetzung und versprechen uns davon eine neue Frische.“ Florian Renner sei ihr als Künstler geschildert worden, der in der Lage sei, die Kinder zu begeistern und zu fesseln. Derweil ist auf Facebook eine Diskussion im Gange, wonach viele Bürger die Erfahrungen machen, dass immer weniger Laternenkinder unterwegs sind. Früher habe es am Martinstag oft an der Haustür geklingelt, heute nur noch vereinzelt oder gar nicht mehr. Das sei schade, ein schöner Brauch drohe zu verschwinden. Kaum Laternenkinder in Gütersloh unterwegs? &bdquo;Auch dieses Jahr kein einziges Laternenkind“, berichtet etwa Helma Olderdissen. &bdquo;So schade. Hatte eingekauft, extra früh Feierabend gemacht, Laternen vor die Tür gestellt – nix. Unsere Traditionen werden nicht gepflegt.“ Es sei bereits das vierte Jahr in Folge, dass keine Laterne vorbei kam. Auf diesen Post erhielt Olderdissen viel Resonanz, die meisten zustimmend. Inzwischen, so die Klage, habe eine neue Tradition Fuß gefasst, die des Halloween. Statt freundlich schöne Martinslieder zu singen und um eine kleine Gabe zu bitten, zögen gruselig verkleidete Kinder von Tür zu Tür und forderten &bdquo;Süßes“, sonst gebe es &bdquo;Saures“. Mit anderen Worten: Es werde mit Streichen gedroht, widersetze man sich dieser Forderung. &bdquo;Das ist wirklich bitter“, sagt Olderdissen. Allerdings gebe es Mut machende Beispiele: Die Blücherschule etwa führe jedes Jahr ein Spiel auf der Freilichtbühne im Mohns Park auf, das von Jahrgang zu Jahrgang weitergegeben und sehr gepflegt werde.

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