Ärger um Demo bei Jäger-Gottesdienst in Gütersloh – jetzt ermittelt die Polizei

Gütersloh. Rund um einen Jägergottesdienst in Gütersloh ist es zu Zwischenfällen gekommen, die jetzt Ermittlungen der Polizei nach sich ziehen. Bei dem Hubertus-Gottesdienst in der Apostelkirche im Stadtzentrum hatten mehrere Tierschützer am vergangenen Sonntag, 3. November, eine Mahnwache abgehalten und mit Plakaten und Sprechchören gegen den Gottesdienst und die Jagd protestiert. &bdquo;Dabei wurden am Ende mehrere Teilnehmerinnen von uns beschimpft, bedroht und bedrängt“, berichtet Demo-Organisatorin Margrit Dorn von bedrohlichen Szenen, die sich nach der Veranstaltung ereignet haben sollen. Die Gütersloher Tierschützerin erstattete Anzeige. Jetzt geht die Polizei der Sache nach. Der ökumenische Gottesdienst am Alten Kirchplatz, der traditionell um den 3. November zum Gedenken an den Heiligen Hubertus (Schutzpatron der Jagd) gefeiert wird, wurde am Sonntagabend von etwa 220 Menschen besucht. Vor dem Gebäude hatten sich an diesem Abend rund 25 Demonstranten zu der Protest-Kundgebung versammelt, die von Margrit Dorn über ihren Gütersloher Verein Fairleben initiiert und weiteren Tierrechtsorganisationen unterstützt worden war. Demonstrantin als &bdquo;bescheuerte Schlampe“ beschimpft Mit Transparenten, beschriftet mit Slogans wie &bdquo;Mord ist ihr Hobby“ oder &bdquo;Jagd ist heimtückisch“, hatten sich die Teilnehmer vor dem Eingang aufgestellt, so dass die Gottesdienst-Besucher an ihnen vorbeigehen mussten. Die Protestler skandierten außerdem immer wieder, zum Teil mit Megaphon. Sprüche wie &bdquo;Blut an euren Händen, Blut, Blut“ oder &bdquo;Für euren Sport umgebracht, die Jagd gehört abgeschafft“ hallten rund um die Fachwerk-Kulisse vor dem Kircheneingang. Die Demonstranten wollten ein lautstarkes Zeichen setzen. Direkt nach dem Gottesdienst sollen sich dann die unschönen Szenen abgespielt haben. &bdquo;Wir wurden zunächst beschimpft, vor allem die jungen Frauen. Es hieß, wir wären geisteskrank“, schildert die Versammlungsleiterin. Ferner habe man eine Demonstrantin als &bdquo;bescheuerte Schlampe“ bezeichnet. Zwei bis drei ältere Herren, bekleidet mit Lodenjanker und Trachtenjacken, hätten sich dann gegenüber den Teilnehmerinnen in unflätiger Art und Weise verhalten. &bdquo;Einige Frauen wurden bedrängt. Es wurde mit Handys gefilmt und versucht, nah vor die Gesichter zu kommen“, schildert Margrit Dorn. So habe sich einer der Herren fast Kopf an Kopf mit einer Demonstrantin gestellt. &bdquo;Einer anderen Teilnehmerin wurde Zigarettenrauch ins Gesicht geblasen“, berichtet die 59-Jährige. Anzeige wegen Bedrohung erstattet Mit der Geste einer Pistole habe einer der Männer auf eine der Demonstrantinnen gezielt. Aktuell versucht Margrit Dorn noch, sämtliche Vorkommnisse des Abends zu rekonstruieren. Die Gütersloher Tierschützerin betont, dass es sich bei den Aggressoren ausschließlich um eine kleine Personengruppe handelt. Dennoch wiegen die Vorfälle so schwer, dass sie am Mittwoch, 6. November, bei der Polizei in Gütersloh Anzeige wegen Bedrohung erstattete. &bdquo;Es ist ein Strafverfahren eingeleitet worden, die Ermittlungen sind aufgenommen worden“, erklärte Polizeisprecher Mark Kohnert. Die Mahnwache zum Tierschutz im Zusammenhang mit dem Hubertus-Gottesdienst in Gütersloh hat in den letzten Jahren regelmäßig stattgefunden. Sie war auch diesmal als Versammlung ordnungsgemäß angemeldet und von Beamten des Wach- und Wechseldienstes begleitet worden. Zum Zeitpunkt der nun angezeigten Vorfälle waren die Polizisten allerdings nicht mehr vor Ort, da der Gottesdienst bereits beendet war. Jetzt werden Zeugen gesucht. Hinweise und Angaben werden unter Tel. 05241 8690 entgegengenommen. &bdquo;Jagd ist Mord, Amen“: Ausruf einer Demonstrantin sorgt für Kontroverse In der Kirche hatte der Hubertus-Gottesdienst einen weitestgehend störungsfreien Verlauf genommen, abgesehen von einer Ausnahme. Zu einem frühen Zeitpunkt war eine Demonstrantin in den Innenraum eingedrungen. Sie soll die Veranstaltung mit dem Ausruf &bdquo;Jagd ist Mord, Amen“ gestört haben. Ein 72-jähriger Besucher und seine Ehefrau fühlten sich durch das &bdquo;Eindringen in die Kirche und Hassrufe“ derart belästigt, dass er sich tags darauf in einer Mail an die &bdquo;Neue Westfälische“ gewandt hat. Die evangelische Pfarrerin Wiebke Heine, die den Gottesdienst gemeinsam mit ihrer katholischen Kollegin Eva-Maria Dierkes geleitet hatte, rief die junge Frau zur Räson auf. Die Geistliche erinnerte ferner noch einmal daran, dass sich das Presbyterium im Frühjahr nach einem Gipfel mit Jagdvertretern und Tierschützern bei nur einer Gegenstimme nahezu einstimmig dafür ausgesprochen hatte, den Hubertus-Gottesdienst auch in Zukunft weiterhin durchzuführen. Sie widersprach der Darstellung des 72-Jährigen, nach der der Gottesdienst massiv gestört worden sei. Lesen Sie auch: Grausam misshandelt und getötet – Gütersloherin kämpft für aussortierte Jagdhunde &bdquo;Es ist das gute Recht der Jagdgegnerinnen zu demonstrieren. Aber einen Gottesdienst derart zu stören, ist unangemessen“, erklärte die Gütersloher Pfarrerin. Demo-Organisatorin Margrit Dorn räumt den Vorfall ein: &bdquo;Dieser Zwischenfall ist so passiert und war sicherlich nicht gut.“ Bei der Frau habe es sich allerdings um eine junge Teilnehmerin gehandelt, die sich aus der Emotion heraus zu einer Art Reflex-Reaktion habe verleiten lassen. Ihr Ausruf rechtfertige hingegen in keinster Art und Weise die anschließenden Vorfälle. So äußert sich der Leiter der Gütersloher Hegerings Auch Jäger Michael Zaturski, Leiter des Hegerings Gütersloh, war bei dem Hubertus-Gottesdienst dabei. &bdquo;Ich war bis zum Schluss da, bin als einer der Letzten aus der Kirche gegangen. Von den Vorwürfen ist mir bislang nichts bekannt“, erklärt der 71-jährige Steuerberater. Man habe wie jedes Jahr den Gottesdienst gefeiert, &bdquo;während die sogenannten Tierschützer vor der Kirche lautstark protestiert“ hätten. Er selber habe in seinem Schlusswort noch geäußert, sehr wohl Verständnis dafür zu haben, dass es Menschen gibt, die mit der Jagd nicht einverstanden seien. Den Zwischenruf der Demonstrantin wollte er nicht weiter kommentieren: &bdquo;Das Benehmen dieser Leute spricht für sich.“ Was im Detail am Abend des 3. November rund um die Apostelkirche passiert und von strafrechtlicher Relevanz ist, ermittelt nun die Polizei. Zur Aufklärung wollen die Tierschützer den Beamten auch Fotos von den aggressiven Männern zur Verfügung stellen.

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