Einmaliges Erlebnis: 23-jähriger Gütersloher gewinnt bedeutende Rallye

Gütersloh. Als Niko Wecker am 13. September in Frankfurt in den Flieger nach Windhoek (Namibia) steigt, hätte er sich niemals träumen lassen, was eine Woche später passieren würde. Gemeinsam mit seinen Teamkollegen Christopher Michi (25) und Jan Stahl (33) gewinnt der 23-jährige Gütersloher die prestigeträchtige GS-Trophy, die der Auto- und Motorradhersteller BMW alle zwei Jahre quer über den Globus verteilt ausrichtet. Wie es zu all dem kommen konnte, ist für den Motorradfan noch heute schwer zu begreifen. Und das, obwohl Wecker trotz seines jungen Alters bereits einiges an Erfahrung vorzuweisen hat. Die Begeisterung für Motorräder hat er quasi in die Wiege gelegt bekommen. Sein Vater und sein Opa waren selbst Eigentümer eines Motorrad- und Autohauses an der Dammstraße in Gütersloh; Wecker steigt mit drei Jahren das erste Mal aufs Bike. Lesen Sie auch: Junger Mann aus Kreis Gütersloh sorgt mit auffälligem Rennauto in Belgien für Aufsehen Erste eigene Maschine mit 18 Jahren &bdquo;Als ich fünf Jahre alt war, habe ich die Großen im Gelände gesehen, mit ihren riesigen Maschinen“, sagt der 23-Jährige. Sein Vater und sein Opa nehmen ihn regelmäßig mit zum BMW-Enduro-Park in Hechlingen am See. Mit sieben Jahren geht es für ihn zum Trial-Sport. Spätestens da ist für Wecker klar: Im Gelände, abseits der Straßen fahren, das ist sein Ding. Im Jahr 2019 – mit 18 Jahren – holt sich der Gütersloher seine erste eigene BMW-Maschine. Auch beruflich orientiert er sich in diesem Bereich, macht eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker. Seit einem Jahr arbeitet er im Bielefelder Motorrad- und Autohaus Becker Tiemann. Seine Leidenschaft verfolgt ihn täglich, sowohl bei der Arbeit als auch privat. Spontanes Bewerbungsvideo &bdquo;Früher habe ich auch gerne andere Sportarten ausprobiert. Tischtennis, Badminton, Mountainbike fahren“, sagt Wecker. Das Mountainbike nutzt er heute noch gelegentlich, meist bleibt für andere Hobbys aber kaum Zeit. Im Jahr 2022 schaut Wecker im Internet die Übertragung der prestigeträchtigen GS-Trophy. In dem Jahr findet die Rallye in Albanien statt. Der 23-Jährige ist begeistert davon, dass die GS-Trophy nicht auf der Straße, sondern mit dem Motorrad im Gelände ausgetragen wird. Spontan entscheidet sich Wecker, selbst einen Versuch zu wagen. Er meldet sich für das Qualifikationsturnier im Juni 2023 an. Im 30-sekündigen Vorstellungsvideo beschreibt er sich als &bdquo;jung, lernwillig und begeisterungsfähig“. Gütersloher setzt sich unter 200 Bewerbern durch Er ist einer von 200 Bewerbern, 80 davon werden zum Qualifikationsturnier in Leipzig eingeladen. Wecker ist dabei. Souverän meistert er sowohl die Fahrprüfungen als auch die Teamaufgaben – unter anderem müssen die Teilnehmer nach Werkzeug suchen, welches in einem Wald versteckt ist. Am Ende der zwei Qualifikationstage liegt Wecker auf dem ersten Platz und ist einer von drei Teilnehmern für Deutschland bei der GS-Trophy 2024. Und so sitzt Wecker am 13. September im Flieger nach Namibia, gemeinsam mit seinen Teamkollegen Michi und Stahl. Auch Ellie Pleißer und Marion Linder sind dabei. Sie starten für das deutsche Frauenteam, erreichen am Ende den vierten Platz in der Frauenwertung. Schon am Flughafen in Windhoek treffen Wecker und seine Mitstreiter auf Teams aus anderen Ländern, unter anderem auf die Mexikaner und die Italiener. Trotz Kommunikationsschwierigkeiten habe man sich auf Anhieb ausgezeichnet verstanden, so Wecker. &bdquo;Der Zusammenhalt unter den internationalen Teams war super, wie eine große Familie“, sagt der 23-Jährige. Besonders die Zusammenarbeit innerhalb des eigenen Teams schätzt er während der acht Tage in Namibia sehr. Zwar transportiert ein Lkw während der Etappen die Zelte zum Zielort, auf- und abbauen müssen die Jungs aber jeweils selbst. Team Deutschland übertrifft die Erwartungen Einen Tag nach der Ankunft im Land beginnt die Namibia-Rallye. Auf insgesamt sieben Etappen absolvieren die knapp 60 Teilnehmer auf ihren Motorrädern insgesamt 1.300 Kilometer quer durchs Gelände. Die kürzeste Etappe ist 50 Kilometer lang, die längste knapp 470. Im Vorfeld haben die drei Männer im Team Deutschland sich ein Top-Ten-Ergebnis zum Ziel gesetzt. Am Ende der Rallye erreichen sie überraschend Platz 1 – und lassen überraschend die favorisierten Titelverteidiger aus Südafrika hinter sich. Im Vordergrund habe an allen Tagen aber der Spaß gestanden. Und den hatte Wecker zu jeder Zeit. Er ist beeindruckt von Namibia mit seinen riesigen und schönen Landschaften. Zwar verstecken sich viele der wilden Tiere vor den heranrauschenden Motorrädern, trotzdem sieht er während der Fahrt Elefanten, Zebras und Onyxantilopen. Gütersloher möchte den Nachwuchs fördern Zu kämpfen haben die Männer vor allem mit den Temperaturen. Tagsüber fahren sie bei 35 Grad in der prallen Sonne, während es sich nachts auf 8 Grad abkühlt. Viel Schlaf bekommen sie der Woche nicht. Trotzdem sind Wecker, Stahl und Michi verrückt genug, die Nacht vor dem &bdquo;Final Ride“ ohne Zelt und nur durch ein Dach geschützt direkt am Meer und unter freiem Himmel zu verbringen. &bdquo;Wir hatten einfach keine Kraft mehr, erneut die Zelte aufzubauen“, sagt der 23-Jährige lachend. Insgesamt beschreibt er die Woche auf dem afrikanischen Kontinent als einmaliges Erlebnis. Und das wird es auch bleiben – gezwungenermaßen. Wer die GS-Trophy einmal gefahren ist, darf sie nicht erneut fahren. Das sieht Wecker positiv: &bdquo;So haben andere Fahrer die Chance, so etwas Tolles wie ich zu erleben.“ Lesen Sie auch: Hingucker aus dem Kreis Gütersloh: Dieses Motorrad fällt sogar den Profis auf Wecker möchte nun seinen Motorrad-Offroad-Trainerschein machen und selbst junge Leute ausbilden und vom Geländefahren begeistern. Er selbst fühlt sich mit seinen 23 Jahren mittlerweile wie ein alter Hase in der Szene. Ganz ohne Wettkampf geht es zukünftig aber nicht: Für 2025 steht beim Motorradfan die Bosnien-Rallye auf der Wunschliste ganz oben.

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