Große Überraschung in Gütersloh – die schönsten Fotos des weltweit bedeutenden Wettbewerbs

Gütersloh. Selten war ein Jahrgang bei den &bdquo;Neuen Stimmen“ so eng und auf hohen Niveau beieinander wie in der 20. Ausgabe 2024. Es dürfte daher nur wenige geben, die mit den von der Jury unter Vorsitz von Dominique Meyer (Intendant Mailänder Scala) vergebenen Hauptpreisen und auch der Reihenfolge der Gewinner nicht einverstanden sind. Dass mit Alejandro Baliñas Vieites zu rechnen sein würde, zeichnete sich bereits beim Halbfinale ab. Dass der spanische Bass aber derart abräumen würde, hätte er wohl selbst nicht geahnt: 1. Preis (15.000 Euro), Junior-Jury-Award (500 Euro), Publikumspreis, (500 Euro) und &bdquo;Patagonian Voice Award“: Fehlte nur noch der Preis für die meisten Preise. Alle Opernhäuser der Welt werden sich nach dieser raumgreifenden, bassschwarzen, dennoch agilen Stimme, der einnehmenden Ausstrahlung des Sängers und seiner Vielseitigkeit die Finger lecken. Wie er in Rossinis Verleumdungsarie des Basilio das Gerücht zum Skandal aufpumpt und zum Schluss ein so differenziertes wie unter die Haut gehendes Rollenporträt aus Verdis &bdquo;Simon Boccanegra“ ablieferte, war einfach prächtig. Überraschung bei den Damen in Gütersloh Magdalena Lucjan hatte niemand auf den Zettel, denn die polnische Mezzosopranistin konnte sich am Mittwoch nicht durchsetzen. Sie war für die erkrankte Sopranistin Martina Russomanno, die im Semifinale nach Punkten knapp vor ihr ins Finale eingezogen war, kurzfristig nachgerückt – und hatte die glückliche Fügung brillant für einen verdienten 1. Preis genutzt. Zunächst mussten alle Teilnehmer ihre Arie vom Mittwoch wiederholen. Hier fiel bei allen Finalisten auf, dass die exzellente, anpassungsfähige Begleitung durch die Duisburger Philharmoniker unter Jonathan Darlington zusätzlichen Auftrieb verlieh. Lucjans Vokalisen in Roxanas Lied von Szymanoswki gelangen noch irisierender, als mit Klavierbegleitung. Und als Adina aus Donizettis &bdquo;Liebestrank“ verband sie aufs Schönste Charme mit vokaler Strahlkraft. Anita Monserrat erhielt den 2. Preis (10.000 Euro) und den Patagonian Voice Award völlig zu Recht. Ließ sie in Händels Alcina noch nicht ganz die Identifikation mit ihrer Rolle erkennen, stürmte sie als Aschenbrödel so keck, intonationsrein und koloraturensicher durch die Rossini-Arie &bdquo;Nacqui all’affanno“, dass ihr die Jubelstürme in der Stadthalle sicher waren. Interview: Weltweit bedeutender Wettbewerb in Gütersloh: Liz Mohn über besonderes Event Das berührende Highlight des Abends Wie Monserrat absolvierten einige Teilnehmer den ersten Teil noch wie mit angezogener Handbremse. So Tenoa Todua, eine der beiden Drittplatzierten (je 5.000 Euro). Als Puccinis Liu noch leicht gehemmt, entfaltete die Ukrainerin aber in der Fiordiligi-Arie das volle Potenzial ihres Soprans. Dem türkischen Mezzo Seray Pinar gelangen ihre Arien von Händel und Massenet technisch versiert, die Charlotte im &bdquo;Werther“ idiomatisch. Leider nur 3. Platz. Drei Baritone aus den USA, alle grundverschieden. Finn Sagal besitzt Charme und Schmelz in der Stimme, sein &bdquo;Lied an den Abendstern“ war aber kaum zu verstehen und zu verhalten. Die Serenade aus &bdquo;Don Giovanni“ gelingt besser: 3. Platz. Wie anders Trevor Haumschilt-Rocha: Seine zum Niederknien schöne Stimme weiß der Amerikaner wissend und einfühlsam für Charakterisierungen einzusetzen. Verdis Posa wird zum berührenden Highlight des Abends. Bleibt Ian Rucker. Eine sympathische Erscheinung, bühnenwirksam, die Stimme in der Höhe etwas angestrengt. Er konnte durchaus für sich einnehmen. Gerecht und geradezu salomonisch daher, dass Dominique Meyer und Jury-Partnerin Evamaria Wieser sich für einen Sonderpreis entschieden, den sie mit 2.000 Euro aus eigenem Geldbeutel ausstatteten. Wenn es noch eines Beweises für die Besonderheit der &bdquo;Neuen Stimmen“ gebraucht hätte: Hier war er gebracht. Ein weiteres, das dienstälteste Mitglied legte mit seinem mit 5.000 Euro dotierten Brian Dickie Award für den chinesischen Tenor Lin Fan großzügig nach. Liz Mohn zeigt sich begeistert Holger Noltze führte erneut klug und witzig durch den Abend und animierte die Wettbewerbspräsidentin zur schönsten Aussage. Ob sie sich die Entwicklung ihres Wettbewerbs je so vorgestellt habe. &bdquo;Niemals“, so Liz Mohn. Und wie sieht sie die Zukunft? &bdquo;Weitermachen!“ Damit war alles Wesentliche gesagt.

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