Gütersloher Bürgermeister-Kandidat gewährt exklusive Einblicke in besonderes Fachwerkhaus

Gütersloh. Schon beim Einbiegen auf dem Hof sieht der Besucher seinen Gastgeber: Matthias Trepper sitzt entspannt am Esstisch und grüßt winkend durch die große Fensterfront des ehemaligen Scheueneingangs. Das alte Fachwerkgebäude, das in Teilen aus dem Jahr 1650 stammt, aber erst seit 100 Jahren an seinem jetzigen Standort ist, stand viele Jahre leer. Von 2004 bis 2006 wurde es saniert. Rundherum ist Wald und Wiese. Für ein bekennendes &bdquo;Innenstadtkind“ wohnt der Bürgermeisterkandidat der SPD überraschend &bdquo;grün“. Trepper müsste gar nicht auf seine 20-jährige Wohnzeit in der dritten Etage über dem Modehaus Wörmann verweisen, auch nicht darauf, dass schon der Vater für die SPD im ersten Kreistag saß und die Familie in dritter Generation in Gütersloh ansässig ist, um seine Verbundenheit mit der Stadt zu demonstrieren. Prominenz im Wahlkampf: &bdquo;Man wird erkannt“ Schon seit 2004 ist der 56-Jährige Ratsmitglied, seit 2009 stellvertretender Bürgermeister. In zahlreichen Vereinen wie der Kulturgemeinschaft Dreiecksplatz, dem Theaterförderverein und dem Geflügelzucht- und Gartenbauverein Isselhorst ist er Mitglied, beim Gütersloher Heimatverein und der Arbeitslosenselbsthilfe sogar in führender Position. &bdquo;Man wird erkannt“, sagt Trepper über seine Prominenz im Wahlkampf. Angesichts seines Engagements wundert es, dass der Betriebswirt und Sprecher der Sparkasse Gütersloh-Rietberg-Versmold überhaupt Zeit fand, solch eine Oase der Ruhe am nordwestlichen Zipfel Pavenstädts zu bauen. Hier wohnt er mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Ann Katrin Brambrink, Geschäftsführerin der SPD im Kreis und des SPD-Unterbezirks Bielefeld, Mitglied im Rat und im Kreistag. Die Beiden haben im Sommer geheiratet. Und wohin ging es in die (eine) Flitterwoche? &bdquo;Wir sind zuhause geblieben, um den ehemaligen Pferdestall abzubrechen und für den Innenausbau vorzubereiten“, sagt Trepper und lacht. Unromantisch? Vielleicht. Viele Gütersloher könnten diesen erdverbundenen Pragmatismus zu schätzen wissen. Wird Gütersloh oft zu schlecht geredet? Nicht nur in seiner Verwurzelung in der Stadtgesellschaft, &bdquo;ein Erbe, das ich von meinen Eltern mitbekommen habe“, outet sich Trepper als Lokalpatriot. &bdquo;Ich finde, unsere Stadt wird zu oft zu schlecht geredet. Wir sind nicht die beste Stadt im besten Kreis der Welt, aber wir können doch ein bisschen stolz darauf sein, was wir in Sachen Sport, Kultur und Leben vor Ort haben.“ Ein barocker Trumm von Schrank teilt die einstige Deele in zwei Bereiche. Vorne der lichte Essbereich, dahinter das etwas verdunkelte Wohnzimmer. Auf dem Klavier steht ein aufgeschlagener Notenband von Robert Schumann. Klassik: Das ist Ann Katrin Brambrinks Metier. Matthias Treppers Instrument ist die Gitarre, Rock ist sein Ding. Nicht minder mächtig als der Schrank ist ein gusseiserner Ofen. &bdquo;Wenn ich den ordentlich anfeuere, bleibt es zwei Tage lang warm im ganzen Haus.“ Lesen Sie auch: Gütersloher Bürgermeister-Kandidat heiratet: Unerwartete prominente Zuschauer dabei Matthias Trepper lebt mit Hunden, Katzen und Hühnern zusammen Im Moment hingegen geht es ihm darum, die eigene politische Karriere zu befeuern. Dazu sucht er den Kontakt zu den Bürgern. Der Austausch an den Infoständen sei bislang immer positiv gewesen. &bdquo;Das gibt Rückenwind.“ Wenn er sich vertieft mit den Menschen unterhalte und herausfinde, dass auch der Gesprächspartner Hühner züchtet – Trepper und Brambrink nennen neben zwei Hunden und Katzen auch 20 Hühner ihr eigen – oder Fußball spiele, dann kommt er zu dem Schluss: &bdquo;Irgendwie sind wir doch alle eine Familie.“ Insofern verwundert es nicht, dass Trepper nicht zu denen gehört, die sich offensiv zu den Vorkommnissen um den damaligen Bürgermeister Norbert Morkes positioniert haben. &bdquo;Die SPD-Fraktion hat zwar auch dafür gestimmt, dass die Bevölkerung über Morkes’ Verbleib entscheiden soll. Aber wir haben uns aus den ganzen Kämpfen, die, wie ich finde, schon sehr ins Persönliche gingen, herausgehalten.“ Trepper wollte schonmal Gütersloher Bürgermeister werden Die durch diese Kämpfe entstandenen Gräben wieder zuzuschütten, sei auch ein Grund, warum er nach dem ersten Versuch von 2015 noch einmal antrete. Die entstandenen Risse will Trepper wieder heilen. Auch innerhalb der Verwaltung, die ebenso unter den Streitigkeiten gelitten und die neue positive Motivation verdient habe. Überhaupt: &bdquo;Die Themen, die wir vor der Brust haben, sind zu ernst für solche Streitigkeiten.“ Etwa die Einsparungen zur Haushaltskonsolidierung. &bdquo;Es gibt deutliche Einschnitte, die muss man vermitteln und man muss Perspektiven aufzeigen, dass es wieder besser wird.“ Die freiwilligen Leistungen wie Kultur, Sport und Soziales seien besonders bedroht, weil man an ihnen am einfachsten ansetzen könne. Andererseits seien die Einsparpotenziale hier nicht groß. &bdquo;Der Sport hat nur einen Anteil von 0,6 Prozent am Haushalt. Da kann man mit Sparen mehr Schaden anrichten, als dass sie etwas bringen.“ Grundsätzlich hält Trepper den Produktionsstandort Gütersloh für gesund. &bdquo;Wir haben hier ein sehr heterogenes Gewerbe, nicht nur einen großen Produzenten wie manche anderen Kommunen.“ Der Mangel an Gewerbeflächen sei kreisweit ein Problem und wohl nur interkommunal zu lösen. Die Kritik, dass die Gewerbesteuer zu hoch sei, sieht Trepper als zu pauschal. &bdquo;Diese Einnahmen werden ja für Investitionen in Schulen oder Straßen benötigt und kommen so Firmen und Beschäftigten wieder zugute.“ Für Tempo-30-Vorschlag auf die Mütze gekriegt Und seine Vision von Mobilität für Gütersloh? &bdquo;Schon 2015 habe ich Tempo 30 in der Innenstadt gefordert, und zwar aus Gründen der Sicherheit. Dafür habe ich ordentlich auf die Mütze gekriegt“, erzählt das Mitglied der Verkehrswacht. Trotzdem: &bdquo;Man kann es den Autofahrern ein bisschen unbequemer machen und das Fahrradfahren und das Zu-Fuß-Gehen in den Vordergrund stellen. Man muss auch mal etwas ausprobieren.“Viel Aufsehen erregt haben bereits seine ihn betreffenden Sparvorschläge. Beispielsweise will Trepper die Stelle des Kulturdezernenten gleich mitübernehmen. Nicht aus Geringschätzung der Position. &bdquo;Wenn ich mir die einzelnen Fachbereiche anschaue, die Kultur Räume, den Fachbereich Kultur, die VHS, die Stadtbibliothek, da würde es mir Spaß machen, das zu begleiten. Zudem müsse gespart werden. &bdquo;Benötigen wir wirklich einen fünften Beigeordneten oder kann dass der Bürgermeister nicht noch dazu bewältigen.“ Auf &bdquo;Quatsch mit Dienstwagen“ könnte er verzichten Auch auf &bdquo;diesen Quatsch mit einem Dienstwagen“ könne er verzichten. Das Dienstwagenprivileg sei ohnehin fragwürdig. Dass er Teile seines Gehaltes einsparen will, wurde ihm als populistisch und gar nicht machbar ausgelegt. Trepper hält dagegen: &bdquo;So wie ich meine Aufwandsvergütungen für Sitzungen, die ich als Bürgermeister und nicht als Matthias Trepper wahrnehme, an die Stadtkasse überweise, kann ich das auch mit Teilen meines Gehalts tun.“Unterstützung bekommt Matthias Trepper im Wahlkampf natürlich von seiner Frau. Nicht nur konkret, indem Ann Katrin Brambrink Auftritte und Aktionen organisiert, die Webseite gestaltet und Texte schreibt. Mindestens genauso wichtig sind ihm die gemeinsamen Gespräche über die kleine und die große Politik. &bdquo;Man braucht ja eine Rückkopplung, ob man auf der richtigen Linie liegt. Die Rolle nimmt Ann Katrin auf jeden Fall ein.“ Dass seine Linie auch die Wählerschaft überzeugt, daran will er in den nächsten Wochen arbeiten.

Meistgelesen