Aufgepasst bei falschen Reifen: Das müssen Gütersloher Autofahrer jetzt wissen

Gütersloh. Die Tage werden kürzer, das Wetter schlechter und die Straßen feuchter und glatter: Auch für die Autofahrer im Kreis Gütersloh gilt es deshalb, rechtzeitig die richtigen Reifen aufzuziehen. In diesem Jahr gibt es dabei eine Besonderheit: Wer sein Auto winterfest macht, muss auch auf ein Emblem auf den Reifen achten. Das sogenannte Alpine-Symbol, eine Schneeflocke vor einer Berg-Silhouette, ist seit dem 1. Oktober für alle Reifen Pflicht. &bdquo;Sowohl auf Ganzjahresreifen als auch bei Winterreifen muss es aufgedruckt sein, um sie bei winterlichen Straßenverhältnissen nutzen zu dürfen“, erklärt Achim Kuzka, Inhaber der gleichnamigen Werkstatt mit Reifenhandel an der B61 in Gütersloh. Nur die frühere Bezeichnung &bdquo;M+S“ für Matsch und Schnee reicht nicht mehr aus. Der 58-Jährige und seine Mitarbeiter vom Kfz-Spezialisten am Westring 93 stellen sich in den kommenden Wochen, spätestens mit dem ersten Frost, wieder auf jede Menge zusätzliche Arbeit durch Reifenwechsel ein. &bdquo;Wenn es einmal friert, steht die Hütte voll. Dann sind 14 Tage Vorlaufzeit ganz normal“, rät der Experte deshalb allen Autofahrern, jetzt sofort Termine zu machen. Übergangsfrist endgültig vorbei Die neue Regel ist für Kuzka hingegen längst &bdquo;ein alter Hut“, denn schon 2016 wurde eine gesetzliche Regelung veröffentlicht, nach der einzig und allein das &bdquo;3PMSF“-Piktogramm, also das Schneeflocken-Symbol, künftig einen Winterreifen definiert. 2018 trat es in Kraft. &bdquo;Alle Hersteller haben seitdem ihre Produktion umgestellt und sukzessive nur noch Reifen mit dem Alpine-Symbol produziert. Wir haben seit 2018 fast keine Winter- oder Allwetterreifen ohne das Emblem verkauft“, erläutert Kuzka und weist darauf hin, dass Reifen ohne &bdquo;Schneeflocke“ mindestens sechs Jahre alt seien – und damit ohnehin reif für die Entsorgung. Lesen Sie auch: Ärger mit Reifenpanne: Gütersloher Werkstatt bearbeitet im Schnitt acht Fälle pro Tag Bis zum 30. September galt zuletzt noch eine Übergangsfrist, nach der die alte &bdquo;M+S“-Kennzeichnung bei winterlichen Verhältnissen ausreichend war, wenn der Reifen vor dem 1. Januar 2018 hergestellt wurde. Doch das ist nun passé. Diese Bußgelder drohen bei Verstößen Jetzt ist auch die Benutzung von Reifen, die nur das Kürzel &bdquo;M+S“ tragen, bei winterlichen Straßenverhältnissen verboten. Wer damit trotzdem bei Schnee und Eis erwischt wird, muss mit 60 Euro Bußgeld und einem Punkt in Flensburg rechnen. Dieses Strafmaß fällt bei einem einfachen Verstoß an und erhöht sich bei der Behinderung anderer Verkehrsteilnehmer (80 Euro, 1 Punkt) oder deren Gefährdung (100 Euro, 1 Punkt) sowie bei einem Unfall ohne Winterreifen (120 Euro, 1 Punkt). Gerät man in einen Unfall, kann man außerdem unter Umständen keinen Anspruch auf Versicherungsschutz haben. Generell ist die Winterreifenpflicht in Deutschland nicht an einen festen Zeitraum, Termin oder eine Temperatur geknüpft. &bdquo;Sie gilt bei Glatteis, Schneeglätte, Reifglätte oder Schneematsch“, erläutert Katharina Felsch, Pressesprecherin der Kreispolizeibehörde Gütersloh. Die Faustregel &bdquo;Von O bis O“, also Reifenwechsel an Ostern und Oktober, sei tatsächlich auch nur als eine grobe Leitlinie anzusehen. Winterreifenpflicht ist unabhängig von der Jahreszeit &bdquo;Sollte zum Beispiel nach Ostern noch einmal Schnee liegen, gilt auch dort die Winterreifenpflicht.“ Bei einem Straßenzustand außerhalb der Winterreifenpflicht könnten – unabhängig von der Jahreszeit – auch weiterhin Sommerreifen und Reifen mit dem &bdquo;M+S“-Symbol gefahren werden, so die Polizeisprecherin. Grundsätzlich von der Winterreifenpflicht ausgenommen sind zum Teil Fahrzeuge der Landwirtschaft, wie etwa Traktoren. Lesen Sie auch: Winterreifen ab Oktober ans Auto? Was Sie jetzt wissen müssen &bdquo;Man geht davon aus, dass das grobstollige Profil genügend Haftung bei Glätte hat“, erläutert die Polizeihauptkommissarin. Geht es um die Haftung, ist bei einem Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung, also etwa die Winterreifenpflicht, ausschließlich der Fahrer verantwortlich. Der Halter ist mitverantwortlich bei schadhaften Reifen, die nicht die gesetzliche vorgeschriebene Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimeter erfüllen. &bdquo;Eine Vorgabe zum Alter der Reifen macht der Gesetzgeber nicht. Empfohlen wird jedoch, aufgrund der Griffigkeit, den Winterreifen nur bis zu einer Profiltiefe von drei Millimeter zu fahren“, erklärt Polizeisprecherin Katharina Felsch. Winterreifen seien gut entwickelt. Autohersteller machen Druck auf die Reifenindustrie Insgesamt 8.900 Winterreifen verkauft die Unternehmensgruppe Kuzka im Einzelhandel in einer Wintersaison. Dass Reifen heutzutage generell eine geringere Haltbarkeitsdauer haben (mehr Abrieb, mehr Verschleiß), was durch den Klimawandel noch begünstigt wird, sieht der Gütersloher Filialinhaber Kuzka nicht so. &bdquo;Nein, die technologische Entwicklung geht weiter. Die Autohersteller machen immensen Druck auf die Reifenindustrie, um immer bessere Energiesparreifen zu bauen.“ Das Thema Nachhaltigkeit steht im Fokus. Ein Beispiel: Durch die Umstellung der Dimensionen auf große und schmalere Reifen seien die Räder erheblich größer geworden. Insgesamt reduziere sich durch den geringeren Rollwiderstand der Kraftstoffverbrauch. &bdquo;Die Sicherheit und Laufleistung erhöhen sich“, sagt Kuzka. Der Verbraucher muss allerdings einen höheren Preis zahlen. Besonders bei den großen Dimensionen würden Kunden &bdquo;dann leider öfter auf Billigreifen aus Asien“ zurückgreifen, die nicht nach europäischen Umweltschutzkriterien hergestellt seien. Welche Reifenwahl die richtige ist Der Bereich der E-Mobilität stellt eine besondere Herausforderung für die Reifenhersteller dar. &bdquo;Drehmoment starke Elektrofahrzeuge haben einen erheblichen höheren Reifenverschleiß, als wenn man die gleiche Reifengröße auf einem vergleichbaren Verbrenner-Fahrzeug montiert“, weiß Achim Kuzka zu berichten. Dies lasse sich zum Teil kompensieren, indem man nur Reifen verwende, die für Elektrofahrzeuge geeignet und von den Herstellern entsprechend gekennzeichnet seien. Und nimmt man nun Sommer- und Winter- oder Allwetterreifen? &bdquo;Bezüglich des Sicherheitsaspektes und des Energieverbrauches sind Winter- und Sommerreifen immer besser“, sagt Kuzka. Für Vielfahrer, die ihr Fahrzeug ein paar Jahre fahren, rechne sich das auch wirtschaftlich immer. &bdquo;Ich kann diese Reifen ohne Bedenken sechs bis sieben Jahre fahren. Premium-Marken halten bis zu zehn Jahre“, erklärt der Fachmann. In der Klein- und Mittelklasse und für Fahrzeuge, die keine hohe jährliche Laufleistung haben, sind Allwetterreifen wirtschaftlich sinnvoll. Wechsel meist spätestens nach fünf Jahren &bdquo;Allwetterreifen altern allerdings besonders schnell. Viele weisen schon nach wenigen Jahren Ozonrisse auf. Das Gummi ist porös und härtet aus“, erläutert Kuzka. Nach seiner Erfahrung muss in den meisten Fällen nach spätestens fünf Jahren gewechselt werden. Im Norden Deutschlands seien runde 25 bis 30 Prozent aller verkauften Pkw-Reifen Allwetterreifen.

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