Gütersloher Unternehmer lobt Aktion von Miele und Claas: „Müssen über Vielfalt sprechen“

Kreis Gütersloh. &bdquo;Made in Germany. Made by Vielfalt“ heißt die aktuelle Anzeigen-Kampagne, mit der sich zahlreiche deutsche Familienunternehmen in dieser Woche für ein weltoffenes Deutschland positionieren – und gegen einen möglichen Rechtsrutsch durch drei Landtagswahlen, die in diesem Jahr noch anstehen. Im September wird in Thüringen, Sachsen und Brandenburg gewählt. Die Wahlprognosen sprechen der AfD einen Stimmenanteil bis zu 30 Prozent zu. Die beiden Namen Claas und Miele finden sich bei den Unterzeichnern der Kampagne. Sie sind die Einzigen aus dem Kreis Gütersloh. Kaum veröffentlicht, äußert sich der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke in den sozialen Medien und prangert Unternehmen wie Miele namentlich an (&bdquo;ein Unternehmen, das seine Waschmaschinen lieber in Polen fertigen lässt“) oder auch Oetker (&bdquo;mit Produktionsstätten unter anderem in Australien, Brasilien Indien oder Südafrika“) an. Das heizt die Stimmung an. So blickt der Unternehmerverband auf die Kampagne und die Reaktionen Und so ist es von der AfD wohl auch gewollt. &bdquo;Danke für das erkennen geben“ heißt es beispielsweise auf der Plattform X bei einem Antwort-Post. &bdquo;Nie wieder gehe ich zu diesen Firmen.“ Miele wird aus dem Leben gestrichen, die AfD ins Leben eingebettet. Wo führt das hin? Fritz Husemann ist Unternehmer und stellvertretender Vorsitzender des Unternehmerverbandes Kreis Gütersloh. Wir fragen nach, wie der Wirtschaftsverband auf die Kampagne und ihre Reaktionen blickt: Herr Husemann, zwei bekannte Unternehmen aus dem Kreis Gütersloh machen mit. Müssten es nicht eigentlich viel mehr sein? Fritz Husemann: Es ist immer die Entscheidung eines Einzelunternehmens, ob es an einer Kampagne teilnimmt oder nicht. Aber gerade zu diesem Themenkomplex gibt es inzwischen eine Vielzahl an Kampagnen wie zum Beispiel &bdquo;Wirtschaft für Demokratie“ oder &bdquo;Charta der Vielfalt“. Unternehmen sind in verschiedenen Netzwerken, erhalten unterschiedliche Anfragen und so ist die Zahl der teilnehmenden Unternehmen an einer einzelnen Kampagne wenig aussagekräftig. Ich selbst zum Beispiel finde die Kampagne gut, habe sie im Vorfeld aber nicht wahrgenommen. Hier wurden vermutlich nur die großen Mittelständler angesprochen. Führen Sie die Diskussion im Unternehmerverband Kreis Gütersloh auch? Ja. Wir diskutieren die Frage offen und divers. Eine Wertediskussion führen wir ebenfalls. Dazu haben wir uns auch öffentlich positioniert. Ich gehe davon aus, dass für die aktuelle Kampagne eine volle Zustimmung vorhanden wäre. In anderen Ländern ist es gang und gäbe, dass sich die Wirtschaft vor Wahlen deutlich positioniert. Wahlempfehlungen wie sie vor der Europawahl von Institutionen und Verbänden deutlich ausgesprochen wurden, sind für heimische Unternehmen eher neu, oder? Als ganz neu nehme ich es nicht wahr. Ich persönlich habe mich bei &bdquo;Gütersloh gegen Rechts“ engagiert. Ich halte das für wichtig, denn die Themen, die in den Unternehmen auf uns zukommen, berühren uns in den Grundfesten. Lesen Sie auch: Unternehmen Goldbeck baut neuen Campus im Kreis Gütersloh Dazu zählen auch Betriebsräte, die mitunter ins rechte Feld abgerückt sind. Würde ich das im eigenen Unternehmen erleben, hätte ich offen gestanden ein ernstes Problem. Wie ist die Stimmung in der Arbeitnehmerschaft? Haben Unternehmer Sorge, mit einem klaren Anti-AfD-Bekenntnis die eigene Belegschaft zu vergraulen? Dass es hier zu Diskussionen kommen kann, glaube ich schon. Für meinen eigenen Betrieb darf ich sagen, dass ich nach meinem Engagement bei &bdquo;Gütersloh gegen Rechts“ nur positive Rückmeldungen erfahren habe. Das macht Mut. Miele verlagert die Waschmaschinenproduktion in Zukunft nach Polen. Dass das Unternehmen die Kampagne &bdquo;Made in Germany. Made by Vielfalt“ unterzeichnet hat, wird in den sozialen Medien entsprechend bösartig kommentiert. Markus Miele ist Vorsitzender des Unternehmerverbandes Kreis Gütersloh. Wie argumentieren Sie gegen den Vorwurf der Doppelmoral? Für mich sind das zwei getrennte Themen. Miele würde den Schritt ins Ausland nicht gehen, wenn nicht ein gewisser Leidensdruck da wäre. Miele betreibt trotzdem weiter Standorte in Gütersloh und Deutschland. Und sie werden mit dem Schritt vermutlich gesichert. Ich habe dafür Verständnis auch wenn ich selbst das unternehmerische Problem nicht habe. Es sollte uns sehr zu denken geben, dass wir Rahmenbedingungen geschaffen haben, die einen solchen Schritt bei Miele ausgelöst haben. Das macht mich sehr betroffen. Solche Zeichen müssen wir als Verband aufnehmen und darstellen. Gegenüber der Bundespolitik? Das Thema geht in der Stadt los. Aber am Ende werden die Rahmenbedingungen beim Bund gesetzt. Aus gutem Grund heißt es &bdquo;Made in Germany“ und nicht &bdquo;Made by Germans“. Denn täglich geben Mitarbeiter aus aller Welt in den Unternehmen ihr Bestes. Ein Zitat aus der Kampagne. Ein Wirtschaftsstandort Gütersloh wäre ohne Arbeitnehmer mit ausländischer Herkunft kaum denkbar oder? Was muss passieren, damit die Öffentlichkeit das besser akzeptiert? Wir müssen sichtbar machen, was das Thema für eine Bedeutung hat. Deshalb finde ich die Kampagne auch gut. Wir müssen über Vielfalt sprechen, die Integrationsleistungen verbessern und die Hürden senken, damit ausländische Kräfte überhaupt in den Arbeitsprozess einsteigen können. Da hat jedes Unternehmen sicherlich seine eigenen Themen, aber Wirtschaft muss sichtbar machen, was Vielfalt in den Unternehmen bewirkt.

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