Gütersloher Ex-Polizist entgeht folgenschwerer Explosion am Nürburgring

Gütersloh. Das Drama in der Boxengasse: Im Fahrerlager auf dem Nürburgring hat die verheerende Explosion einer Druckluftflasche vor einer Woche für eine Katastrophe gesorgt. Insgesamt 29 Menschen sind nach jüngsten Angaben einer Polizeisprecherin aus Koblenz bei dem Unglück verletzt worden, drei Personen schwer und eine schwerst verletzt. Die Gedanken an die Tragödie lösen bei Wolfgang Großelanghorst aus Gütersloh auch Tage danach immer noch eine Gänsehaut aus. Denn eigentlich hatte der Motorsportler des MSC Gütersloh mit seinem Beifahrer beabsichtigt, am Abend des Unglücks direkt vor Ort im Fahrerlager zu sein. Ein glücklicher Zufall bewahrte ihn offenbar vor Schlimmerem. &bdquo;Es hätte auch uns treffen können. Da hat der liebe Gott ganz gut auf meinen Beifahrer und mich aufgepasst“, sagt der 67-Jährige erleichtert. Erstmals mit einem neuen Fahrzeug am Start Seit etlichen Jahren fährt der frühere Polizei-Hauptkommissar in seiner Freizeit bei Veranstaltungen auf Deutschlands bekanntester Rennstrecke in der Eifel mit. Mit seinem Beifahrer Josef Bollweg (60) aus Dissen nimmt der Gütersloher an einer Serie teil und hatte ein ausgedehntes Wochenende an der Nordschleife geplant. Das Duo ging am Sonntag erstmals mit seinem neuen Fahrzeug, einem Opel Adam, an den Start. &bdquo;Aber um ein paar Bekannte zu treffen wollten wir ursprünglich am Freitag anreisen. Ein Team aus Bonn, das wir kennen, hatte sein Lager in der Nähe der Unglücksstelle. Hätte alles geklappt, wären wir vermutlich im Fahrerlager unterwegs gewesen, vielleicht sogar in der Box“, erzählt der pensionierte Polizeibeamte. Am besagten Freitag, 2. August, um kurz nach 18 Uhr explodiert während einer Probe- und Einstellfahrt für ein Sechs-Stunden-Rennen im Fahrerlager eine Druckluftflasche, mit der Luftdruck für eine Anlage zum Anheben und Absenken von Autos erzeugt wird – etwa für einen Reifenwechsel beim Boxenstopp. Weil alle Zimmer belegt sind, sagt die Pensionswirtin ab Den Rettern bot sich ein Bild des Schreckens. Die Explosion und umherfliegende Trümmerteile hatten für zahlreiche Verletzte gesorgt. Die Betroffenen wurden zunächst im Medical Center am Nürburgring erstversorgt, ein Teil von ihnen in nahegelegene Krankenhäuser transportiert. Vier Rettungshubschrauber waren im Einsatz. Dass Wolfgang Großelanghorst nicht zum Zeugen oder gar Betroffenen des tragischen Vorfalls wurde, hat er einer glücklichen Fügung zu verdanken. &bdquo;Die Wirtin unserer Pension hatte mir für den Freitag abgesagt“, erzählt der Gütersloher. Seit Jahren übernachtet Wolfgang Großelanghorst im Gästehaus Daun in Nürburg. &bdquo;Das hat schon Tradition. Aber dieses Mal waren tatsächlich alle Fremdenzimmer ausgebucht.“ Was für ein Glück! Nichtsdestotrotz hat die Katastrophe auch ihn mitgenommen. &bdquo;Am Tag danach war überall an der Strecke gedrückte Stimmung. Normalerweise kommt man ins Fahrerlager und alle sind fröhlich. Diesmal waren viele traumatisiert. Einige sind gar nicht mehr angetreten“, erzählt der frühere Hauptkommissar. Hintergründe: Nach Explosion am Nürburgring – Ermittlungen laufen weiter Opel Adam mit 150 PS 43 Jahre lang hat Wolfgang Großelanghorst bei der Polizei gearbeitet. Zuletzt war er Bezirksdienst-Beamter im Gütersloher Stadtteil Blankenhagen, ehe er im September 2018 in Ruhestand ging. Seitdem hat der pensionierte Polizist noch mehr Zeit für sein Hobby – den Motorsport. &bdquo;Ich hatte schon als junger Mensch eine Affinität für Autos und Motoren. Angefangen hat alles mit Kart-Slalom“, erzählt der Gütersloher. Seit mehr als zehn Jahren startet Wolfgang Großelanghorst mit Lizenz bei sogenannten Gleichmäßigkeitsprüfungen. &bdquo;Dabei geht es nicht darum, der Schnellste zu sein, sondern eine selbst gesetzte Rundenzeit mehrmals erneut zu erreichen“, erläutert der Motorsportler: &bdquo;Es kommt auf jede Hundertstelsekunde an.“ Das benutzte Auto müsse dafür nicht extra aufgebaut, aber für den öffentlichen Straßenverkehr zugelassen sein. Mit seinem schnittigen anthrazit-farbenen Opel Adam (150 PS, Baujahr 2016) mit blauem Dach und Kennzeichen GT-XT 98 haben Wolfgang Großelanghorst und sein Beifahrer Josef Bollweg am vergangenen Sonntag beim vierten Lauf der GLP-Serie Nürburgring die Premierenfahrt erfolgreich absolviert. Vorfall überschattet Erfolg Die Freude über die eigentlich erfolgreiche Ausbeute beim &bdquo;Erftquellenpreis“ – Platz zehn unter 102 Teilnehmern und ein Pokal – hielt sich angesichts der folgenreichen Explosion zwei Tage zuvor jedoch in Grenzen. &bdquo;Der Vorfall überschattet. Man ist betroffen, wünscht den Verletzten einfach nur gute Besserung und hofft, dass nicht allzu viel zurückbleibt“, erklärt der Gütersloher. Kritisch sieht er die Tatsache, dass Druckluftflaschen im gewerblich genutzten Bereich regelmäßig kontrolliert werden müssten, während dies bei einer Privatveranstaltung wie dem Hobbyrennen eben nicht der Fall sein würde. Die genauen Umstände des Unglücks werden derzeit weiter untersucht. Die Kriminalpolizei war mehrfach vor Ort, dazu ein Gutachter. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen. Ein Herz am Schlüsselbund als persönlicher Glücksbringer Am 31. August geht es für Wolfgang Großelanghorst wieder auf die Nordschleife. Einen Monat nach der Explosion steht für ihn und seinen Kompagnon dann der nächste Lauf an. &bdquo;Solch ein Geschehen bleibt natürlich im Hinterkopf“, sagt der Gütersloher. Am Schlüsselbund trägt er Herz, das ihm seine Frau geschenkt hat. Seinen persönlichen Glücksbringer hat er immer dabei.

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