Rätselraten um Gestank in Gütersloh: Woher kommen die üblen Gerüche?

Gütersloh. Chemisch, faulig, süßlich, schwefelig: Seit Monaten treten an der Dieselstraße im Gütersloher Industriegebiet Nord immer wieder extrem Geruchsbelästigungen auf. Der Gestank strömt aus der Kanalisation in Betriebs- und Wohnräume. Mehrfach rückte die Feuerwehr aus, Menschen mussten im Krankenhaus behandelt werden. Unternehmer Florian Gnegel (39) hatte den Fall in der &bdquo;Neuen Westfälischen“ publik gemacht. Die Stadt Gütersloh kennt die Situation, spricht als Betreiber des Kanalnetzes von einer komplexen Sachlage und hat Untersuchungen veranlasst. Auch ein externer Spezialist aus Mecklenburg-Vorpommern geht der Sache auf den Grund. Zudem haben sich jetzt Unternehmen aus dem Gebiet und weitere Behörden geäußert. Umweltwissenschaftler auf Spurensuche &bdquo;Ich bin von der Stadt Gütersloh damit beauftragt worden, die Ursache für die immer wieder auftretenden Gerüche zu ergründen“, bestätigt Andreas Obermayer auf Nachfrage. Der Diplom-Umweltwissenschaftler und -Ingenieur beschäftigt sich seit Jahren mit Geruchsfällen. Er arbeitet als Leiter Engineering beim Ingenieurbüro Unitechnics in Schwerin, das auf Innovationen für Kanalnetze spezialisiert ist. &bdquo;Wir werden das Thema jetzt verstärkt angehen und versuchen eine Lösung zu finden, um die Situation vor Ort zu verbessern“, sagt Obermayer hinsichtlich der Untersuchungen. Ins Detail gehen wolle er nicht. &bdquo;Sie werden verstehen, dass ich mich über meinen Auftraggeber hinaus nicht weiter äußern werde.“ Lesen Sie auch: Ärger über Gestank in Gütersloh – Unternehmer sorgt sich um Gesundheit Elf Feuerwehreinsätze in diesem Jahr Seit Mai vergangenen Jahres beklagt Unternehmer Florian Gnegel die ständig wiederkehrenden Probleme mit den üblen Gerüchen. Er betreibt an der Dieselstraße ein Unternehmen zur Herstellung von Turboladern für die Autoindustrie und wohnt am Firmensitz auch mit seiner Familie. Immer wieder kam es zu aufgrund der Gerüche zu Feuerwehreinsätzen, allein in diesem Jahr mehr als elf Mal. Er selbst wurde nach einem Vorfall Ende Mai 2023 aufgrund von Verätzungen der Atemwege im Klinikum Gütersloh behandelt und sorgt sich um die Gesundheit seiner Familie und Mitarbeiter. Gesundheitsamt ist bislang nicht involviert Der Unternehmer hat zahlreiche Stellen und Behörden kontaktiert. &bdquo;Ob die Ausgasungen und Gerüche gesundheitsschädlich sind, weiß ich bis heute nicht“, sagt Florian Gnegel. Das Gesundheitsamt des Kreises Gütersloh ist in die Angelegenheit bislang nicht involviert. Aus dem Kreishaus teilt Sprecherin Isabelle Gruschke am Donnerstag, 8. August, ferner mit: &bdquo;Für die Abwasserkanäle ist die Stadt Gütersloh zuständig. Derzeit untersucht die Stadt das Kanalnetz, die Untere Wasserbehörde des Kreises Gütersloh steht unterstützend zur Seite.“ Je nachdem welche Ergebnisse bei den Untersuchungen herauskämen, werde man weitere Schritte planen. Auch die Bezirksregierung Detmold ist hinsichtlich der Geruchsbelästigungen im Gütersloher Industriegebiet informiert. Behördensprecher Steffen Adams teilte mit: &bdquo;Die Bezirksregierung Detmold ist über die Beschwerden informiert und arbeitet mit der Stadt Gütersloh, die die betroffene Kanalisation betreibt, zusammen.“ Ferner sei die Bezirksregierung zudem die zuständige Umweltbehörde für einzelne Betriebe in dem Gebiet, die Abwasser in die Kanalisation einleiten würden. &bdquo;In diesem Zusammenhang werden Kontrollen und Überwachungsmaßnahmen durchgeführt, um die Ursache der Geruchsbelästigungen zu finden“, schildert Steffen Adams. Gestank in Gütersloh: Auch andere Unternehmer kennen die Probleme Wie beurteilen andere Unternehmen und Anwohner aus dem näheren Umfeld die Situation? Vom Unternehmen Glas Osthus, einem direkten Nachbarn der Firma von Florian Gnegel, äußert sich Dennis Kanzler, Assistent der Geschäftsführung: &bdquo;Es riecht ab und zu streng, aber gravierende Probleme haben wir nicht. Unsere Gullydeckel sind allerdings auch versiegelt.“ Unternehmer Stefan Sperling (67), der in der Nähe ein Blumen-Importgeschäft betreibt und ebenfalls am Firmensitz wohnt, sagt: &bdquo;Das ist in dieser Gegend seit mehr als 40 Jahren so. Mal stinkt es mehr, mal stinkt es weniger. Aber es ändert sich nichts.“ Bei der Seppeler-Gruppe, die im Industriegebiet Nord unter anderem eine Feuerverzinkung betreibt, war man für eine Stellungnahme nicht bereit, und der Ansprechpartner seitens der ebenfalls dort ansässigen Fritz Husemann KG war am Donnerstag telefonisch nicht erreichbar. Gasmessungen bei Sondermüll-Entsorger Zimmermann Auskunft gab dagegen von Martin Bischop, einem Sprecher von Sondermüll-Entsorger Zimmermann, der flächenmäßig zu den größten Anliegern des Industriegebietes zählt. Der Zimmermann-Gruppe (8 Standorte, 550 Mitarbeiter) sei bekannt, dass sich der Anwohner in der Dieselstraße über die Geruchsprobleme beklage. &bdquo;Die Feuerwehr war mehrfach vor Ort und auch Mitarbeiter der Zimmermann-Gruppe waren zugegen, weil auch wir von dem Anwohner, bzw. der Feuerwehr kontaktiert wurden“, teilt Bischop mit. Ferner heißt es: &bdquo;Um auszuschließen, dass die Geruchsprobleme von unserem Werk 1 ausgelöst wurden, hat die Geschäftsführung die Feuerwehr durch unseren Betrieb geführt; dabei hat die Feuerwehr Gasmessungen durchgeführt mit negativem Ergebnis.“ Keine Details über Abwasserqualitäten Auf die Frage nach einer möglichen Ursache für die offensichtlichen Probleme mit der Kanalisation im Industriegebiet erklärt der Zimmermann-Sprecher: &bdquo;Die Kanalisation ist ein verzweigtes Abwasserleitungsnetz, in das viele Betriebe und Privatpersonen einleiten. Da wir keine Detailkenntnis über die anderen Anschlüsse und anderen Abwasserqualitäten haben, können wir die Ursache nicht bewerten.“ Vor acht Jahren – und somit weit vor Auftreten der Geruchsbeschwerden – hat die Zimmermann-Gruppe nach eigener Aussage mit der Stadt Gütersloh über den Bau und Betrieb einer Druckrohrleitung gesprochen. &bdquo;Der Hintergrund war aber ein anderer: Es wurde darüber gesprochen, den Kanal bis zum Hauptsammler hydraulisch zu entlasten“, erläutert der Konzernsprecher. Zu dem Bau sei es jedoch nicht gekommen, weil die Druckrohrleitung über mehrere fremde Grundstücke hätte verlegt werden müssen.

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